Jordan Active Adventure

8 Tage Jordanien in 3:56 Minuten..




Canyoning in Wadi Mujib

..out of doors in Jordan :)


Goodbye to Jordan Time!

"Sometimes the best road
is the one you make."

Du weißt, dass du dein Reisekontingent überschritten hast, wenn du einen Reisekompagnon auf Facebook hinzufügst und dabei feststellst, dass ihr bereits einen gemeinsamen Freund habt, den du in einem völlig anderen Erdteil kennengelernt hast.

Am letzten Tag in Amman hieß es wieder einmal Abschied nehmen, löste sich die Reisetruppe so langsam auf. Für die meisten geht der Trip weiter. Israel, Ägypten, Thailand und Kanada lauten die weiteren Ziele. Der Rest hat mal wieder den entscheidenden Fehler gemacht ein Ticket zurück in die Kälte zu buchen. So nutzten Sue, Christophe und ich noch einmal die letzten Sonnenstrahlen Ammans um uns für den bevorstehenden Winter zu rüsten. Unser Weg führte zur King Abdullah Moschee, sollte man sich in einem muslimischen Land doch wenigstens einmal deren Anbetungsstätten angesehen haben. Da wir ungünstigerweise mal wieder an einem Freitag in Amman zugegen waren, hatten wir selbstverständlich nicht das ganztägige Freitagsgebet bedacht, was von den 93% bekennenden Muslimen mit Hingabe praktiziert und stündlich per Lautsprecher in der ganzen Stadt übertragen wird. Aus diesem Grund war es uns leider nicht möglich in die Moschee zu gehen, dafür wurden wir aber zugleich in den angeschlossenen Souvenirshop auf eine Tasse Tee eingeladen. Die anregende Kräutermischung führte dazu sämtliche Einkäufe zu tätigen, die wir bis dato nicht abhandeln konnten. Mit viel "special price" und "get 2 for 1" füllte sich unser Korb in Sekundenschnelle, bis uns nichts weiter übrig blieb als die gute alte Kreditkarte zu zücken. Darf man eigentlich an einem geheiligtem Gebetstag Geschäfte in solchem Ausmaß zulassen?

Was uns sehr beeindruckte war der Fakt, dass direkt neben der Abdullah Moschee eine Kirche stand. Somit wurde auch die christliche Minderheit von 5% in diesem Land bedient und respektiert. Unser Tourguide Abraham (eigentlich Ibrahim) berichtete uns bereits, dass in Jordanien Moslems und Christen friedlich miteinander leben uns dass die entsprechenden Feiertage häufig gemeinsam gefeiert werden.

Nachdem wir unser Sightseeing rund um die Moschee abgeschlossen hatten, verabschiedete sich Sue zur Mittagszeit von uns und so machten sich nur noch Christophe und ich auf den Weg zu den Zitadellen, die wir beide nur von Weitem erblickt hatten. Die Zitadellen sind ein Überbleibsel der Römer, welche sich auf einem der vielen Hügel Ammans befinden. Selbstverständlich war der Hügel auf der völlig anderen Seite der Stadt, was wiederum eine größere Wanderung durch halb Amman bedeutete. Wir stiegen keuchend Treppenstufen hinauf und suchten vergeblich den Zugang zu der Sehenswürdigkeit, hatten aber scheinbar mal wieder eine Alternativroute eingeschlagen. Ein Anwohner bemerkte unser Dilemma und erklärte uns präzise den Weg hinauf zu den Zitadellen. Ich wunderte mich schon als wir Müllberge und anliegende Wohndächer passierten, doch erreichten wir tatsächlich unser Ziel. Der Ausblick von diesem Hügel war fantastisch und man konnte fast die gesamte Stadt überblicken. Erst als ich in dem angeschlossenen Museum nach den Toiletten fragte und zum Eingang verwiesen wurde, wurde mir langsam bewusst, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Ich schritt in die entsprechende Richtung, während mir andere Touristen entgegen kamen. Und dann wurde mir klar, dass wir überhaupt nicht über den offiziellen Weg zu den Zitadellen gelangt waren, - dieser erfordert nämlich ein Eintrittsgeld -, sondern hatte uns der Einheimische über einen Geheimweg zu dem Berg gelotst. Ich mag die Jordanier! ;)

Am Abend kehrten wir zu einem letzten Dinner in eine amerikanisch angehauchte Lokalität ein und beendeten den letzten Tag mit einem Shot namens "Bin Laden" in der einzigen Gaybar Ammans. Danach hieß es endgültig Abschied nehmen, musste Christophe seine Low-Budget Maschine nach Kiew erreichen, die ihn zurück nach Brüssel bringen sollte. Ich blieb als letzte Hinterbliebene in Amman und beende aktuell, um 04:00 Uhr morgens, meine letzten Zeilen auf dem Blog. Gefühlt befinde ich mich seit 4 Wochen in Jordanien, waren die Eindrücke und Erlebnisse wieder so zahlreich, dass die tatsächliche Zeit anders wahrgenommen wird, als wenn man zu Hause seiner täglichen Standardroutine nachgeht. Man befindet sich irgendwie außerhalb der Zeit. Ich freue mich auf zu Hause, ohne Frage, doch werde ich noch ein paar Tage im Jordanien-Modus verbleiben, bevor der Alltag wieder einkehren wird. Besonders die Einstellung zur Pünktlichkeit und Zeitangabe in diesem Lande sagte mir sehr zu. So lautete ein häufiger Hinweis unseres Tourguides Ibrahim "Please be back in 5 minutes. German time, not Jordan time." Schon sehr schnell konnte ich ihm seine Illusion nehmen, den Standarddeutschen zu repräsentieren. Ein Hoch auf Jordanien Time!



"Zögere nie, weit fortzugehen,
hinter alle Meere, alle Grenzen,
alle Länder, allen Glaubens."

- Amin Maalouf







Jordan loves you!

89,8 Bergkilometer, 398 Felstreppen und 827 Felsformationen später, muss ich feststellen, dass sich mein rechtes Knie langsam aber sicher verabschiedet und die Muskelpartien ebenfalls ihren Dienst einstellen möchten. Enough is enough! Nach einer weiteren Wanderung durch Petra bis zum "Best View" auf 'Treasury', kennen wir mittlerweile jeden Stein und Fels beim Namen und könnten uns ohne weiteres als Tourguide des Weltwunders ausgeben. Es ist wahrhaftig eines der beeindruckendsten Bauwerke, das ich je erblickt habe, um nicht zu sagen das größte und mächtigste überhaupt. Hier kann man tatsächlich mal gewesen sein.

Erschöpft von den Überanstrengungen der letzten Tage nahmen wir ausnahmsweise mal den Jeep um in und durch die Wüste Wadi Rums zu gelangen. Der Offroad-Modus sagte mir sehr zu und ich musste mich zwischenzeitlich fragen warum ich die Wüste bei meinen bisherigen Trips so achtlos neben liegen gelassen, - ja, gar nicht berücksichtigt habe. Was mir hier offeriert wurde ist weder in Worte noch in Bilder zu fassen. Dieses Naturhighlight muss man einfach mit eigenen Augen gesehen und erlebt haben. Die unendliche farbenreiche Weite, eine nie dagewesene Stille und das Gefühl von absoluter Freiheit und Vollkommenheit lässt mich die Wüste nur annähernd beschreiben. Nach 4 Stunden Erkundung der versandeten Landschaft, ließen wir uns zum Sonnenuntergang an einer Dünenerhebung nieder und beobachteten das Naturschauspiel was sich hoffentlich tief in meinen Erinnerungen eingraben wird. Magnificant!

Am Abend erreichten wir die Beduinenzelte, die unsere Herberge für die Nacht werden sollten. Mit uns war noch eine weitere GAdventure Gruppe angereist, welche das Nachtlager mit uns teilen sollte. Verwechslungsgefahr bestand jedoch keine. Erkannte man die "Lazy Tour" an ihren erholten Gesichtszügen, wohlgenährten Bäuchen und entspanntem Äußeren, konnten wir uns als "Active Tour" mit Schrammen übersäten Knien, Narben im Gesicht und blauen Flecken geprägten Körpern deutlich unterscheiden. Unsere Truppe war zudem an Internationalität nicht zu übertreffen, reisten insgesamt 8 weitere Nationen mit mir. Die Lazy Gruppe musste sich mit ein paar Amerikanern, Briten und (6!) Deutschen abgeben, was dazu führte, dass ich seit Tagen zum ersten Mal wieder meine Heimatsprache vernahm. Ich gab mich jedoch bedeckt, wollte ich von meinem Volk nicht entdeckt werden. Merke: Bist du einmal im Englisch-Modus angelangt, mache es dir nicht durch eine gedankenlose Bemerkung zunichte.

Am Lagerfeuer sitzend, mit ein paar Flaschen Wein und nichts weiter als dem unendlichen Sternenhimmel über uns, ließen wir den Tag und den Trip ausklingen. Noch sind wir nicht zurück in Amman, doch kann ich wieder einmal sagen, dass die Reise, Erfahrungen und Eindrücke unglaublich und jede Anstrengung wert waren. Jordanien ist, wie jedes andere bereiste Land zuvor, eine Bereicherung des eigenen Horizontes und ein weiterer Beweis dafür, dass Menschlichkeit und Gastfreundschaft, trotz unterschiedlichster Kultur, Erziehung und Lebensbedingungen, immer im Vordergrund stehen. Um ehrlich zu sein habe ich mich selten so sicher und willkommen gefühlt als in einer Stadt wie Amman. Jordan just loves you!






Jellah habili my friends!

Mein lieber Herr Gesangsverein! Auf was habe ich mich nur hier wieder eingelassen?! Ich komme aus diesen Wanderschuhen ja gar nicht mehr raus. Ein Hike jagt den nächsten. Begann die Tour noch mit einem langsamen Einlaufen im Norden und einer Canyoningtour mit anschließender Wellness am Toten Meer, so sind wir mittlerweile im Endstandium des Aktivurlaubes angelangt. Zunächst erreichten wir das Dana Biosphere Reservat, wo de Weg 5 Stunden lang durch sandförmige Felsen, klippenartige Formationen und viel Trockenheit führte, so sind wir mittlerweile in Petra angelangt, wo an Entspannung auch nur keine Sekunde gedacht werden kann. Am Abend nach der Dana Wanderung, marschierten wir entlang Kerzen beleuchteter Wege zur Felsenstadt Petra, die sich in einem hervorragenden Zustand befindet. Die Stätte ist überwältigend und man muss sich wirklich die Frage stellen, wie Menschen so etwas, ohne jegliche Maschinenunterstützung, errichten konnten.

Am nächsten Morgen hieß es bereits um 7 Uhr die Segel zu streichen und sich auf eine Tageswanderung nach Little Petra zu begeben, die anschließend erneut an der "Haupt-Petra" endete. Landschaftlich Dramatik pur. Riesige Felsformationen, Wüste, Steppe, Canyons. Ich habe mich gefühlt als würde ich den halben Grand Canyon durchkreuzen. Wobei das jordanische Pendant, dank fehlendem Massentourismus, den Grand Canyon um Längen übertrifft. Man kommt aus dem Staunen einfach nicht heraus und fühlt

sich von der enormen Weite und den vor sich aufbauenden Felswänden einfach überwältigt! Noch unglaublicher ist, dass es in diesen Felsen noch bewohnte Höhlen  gibt und die Anwohner trotz Anweisung vom Staat diese nicht verlassen. Wir hatten das riesen Glück in einer dieser Höhlen einkehren zu dürfen und Gast dieses Alternativ-Lebens zu sein. Es ist tatsächlich der Inbegriff von Basic. Außer ein paar Teppichen, einer Feuerstelle mit Tee und vergilbter Bilder an der Wand ist einfach nichts vorhanden. Geflasht von diesen Eindrücken verließen wir die Höhlenbewohner, bis mich einer der Höhlenbewohner zurück beorderte und nach meinem Facebook Account fragte. Ich muss ihn völlig entsetzt angesehen haben, da hatte er auch schon sein Samsung Galaxy in der Hand und tippte munter drauf los. Meine wundervolle Vorstellung dass es noch ein Leben abseits Web 2.0 gibt, war somit zerstört. Das handbeschriftete Kartonschild "Free Wifi", mitten in der Wüste, am Fuße der Felsenstadt Petra, ließ mich endgültig jegliche Illusion verlieren. Willkommen in dem Zeitalter von dem wahrscheinlich in 2000 Jahren niemand mehr spricht. Denn was wird von uns übrig blieben außer ein paar Serverfarmen und einem Msysterium namens "Cloud"? Petra wird bleiben.




Ein Königreich für ein Fladenbrot

Fladenbrot am Morgen, Fladenbrot zum Lunch, Fladenbrot am Abend. An eine Kohlenhydrate-Diät ist in diesem Land nicht zu denken, ist das Teigtaschenbrot nicht nur Hauptbestandteil jeder Mahlzeit, sondern dient es auch maßgeblich zur Essensaufnahme. Besteck ist hier Fehlanzeige, Handarbeit lautet die Devise. Zu jedem Gericht gibt es zudem unendlich viele Dips, Soßen und Gewürze. Ich bin mir zu 95% unsicher was ich hier zu mir nehme, jedoch ist an den Spezialitäten nichts auszusetzen. Lediglich die Süßwaren versuche ich zu umgehen, befindet  man sich bei Einnahme solcher Delikatessen anschließend in einem Zuckerschockzustand.

Von Amman setzten wir unsere Reise weiter in das Naturreservat von Aljoun fort. Unglücklicherweise blieben wir mit dem Bus auf der Strecke liegen und mussten die Reststrecke von 2 Kilometern zu Fuß weiter bestreiten. Was aber gar nicht weiter tragisch war, standen uns an diesem Tag weitere 12 Kilometer Wanderung bevor. Aljoun, bzw. der Norden, verfügt über 80% des gesamten Waldbestandes Jordaniens. Es ist also quasi fruchtbares Land. Für uns Europäer sah es allerdings nicht viel mehr als eine karge Steppe mit Sträuchern aus. Die kurze Erwähnung, dass Jordanien das 4. Wasser ärmste Land der Welt ist, ergab somit einen Sinn. Die Wanderung an sich war trotz der starken Hitze ein besonderes Erlebnis und der vorsichtige Einstieg unseres Aktivurlaubes. Der Weg an sich war nicht weiter gefährlich und endet zu 99% der Fälle auch völlig unfallfrei. Zumindest dann wenn man stets die Augen nach oben hält und den Wegen des Guides folgt. Da sich ein kleiner Teil der Gruppe kurz zu einem Gespräch über Bananen ähnliche Objekte an einem Baum aufhielt, fanden wir leider nicht mehr den korrekten Anschlussweg zum Rest. Dies hatte zur Folge, dass wir eine falsche Abzweigung nahmen und ich schlussendlich nur durch einen schmerzlichen Widerstand an der Nase gestoppt werden konnte. Nur auf den Boden achtend, hatte ich den Stacheldraht aus Metall übersehen, der mich kurzzeitig außer Gefecht setzte. Nun ja, so eine kleine Narbe aus Jordanien nimmt man immer gerne mit.

Wir genossen den restlichen Abend auf einer Ecolodge und setzten unsere Reise am darauffolgenden Tag ans Tote Meer weiter fort. Auf dem Weg dorthin sollte der Aktivurlaub einen zwischenzeitlichen Höhepunkt erlangen. Wo ich noch zunächst glaubte der Trip würde für mich im Bankrott enden, muss ich mittlerweile feststellen, dass ich bisher kaum einen Cent ausgegeben habe. Sämtliche Mahlzeiten und Aktivitäten waren bisher inklusive, wie auch das bevorstehende special Event "Canyoning". Und diese Operation wird sich in meine Top 10 Must-To-Dos einreihen, soviel sei schon mal gesagt. Die massive rotbraune und rundgeformte Schlucht, die sich vor uns aufbaute, war schon allein jede Strapaze wert. Wir arbeiteten uns durch die Wasser gefüllte Schlucht und stießen zugleich auf jede Menge kleinere Erhebungen, die mithilfe von Seilen erklommen werden mussten. Ausgerüstet mit mehreren Go-Pros machten wir uns auf den abenteuerlichen Weg und kämpften uns, teilweise unter Tränen lachend, über jedes Hindernis. Natürlich blieben blaue Flecken und Aufschürfungen auch diesmal nicht aus, doch das war es wert! Am Ende des Canyons erreichten wir einen Wasserfall, der von oben auf uns hinab toßte. Alles in allem, einen riesen Erlebnisparcour, den ich jedem weiter empfehlen kann! :)

Nun nähern wir uns dem Toten Meer und dem geheiligten Land Israel. Ich kann es kaum erwarten meine aufgeschürften Beine ins salzige Nass zu manövrieren!



50 Shades of Jordan

Übern' Tisch gezogen hat mich der Hassan Fathi Abu! Läppische 340 JOD (Jordanische Dinir) ist der 500€ Schein noch wert, wie könnte es nur soweit kommen? Als ich mit der britischen Maschine sicher den Flughafen Ammans ansteuerte, war meine erste Handlungstat in Besitz jordanischer Währung zu gelangen, prangerte mir am Zoll schon in Fettschrift "Visum - 40 JOD" entgegen. Hassan lachte sich im Exchange-Büro bereits ins Fäustchen, als ich mit entsetztem Blick den Währungskurs in Augenschein nahm. Weitere 20 Dinirs zog er großzügig als seinen Lohn ab und als Visum- und Taxikosten noch auf die Portokasse schlugen, sah ich mich bereits an Tag 1 im finanziellen Ruin! Das Hotel konnte mich jedoch wieder positiv stimmen, als ich mein großzügig ausgebautes Luxuszimmer erkundete, welches über einen begehbaren Kleiderschrank verfügte und eine Badewanne mit Blick auf Amman offerierte. Nun gut!

Am nächsten Morgen fing ich an meine nähere Umgebung zu erkundschaften. Laut TripAdvisor sollten in der nahegelegenen 'Rainbow Street' Unmengen an Märkten und top-bewerteten Restaurants zu finden sein. Doch zu meiner Verwunderung war es fast totenstill auf den Straßen Ammans. Kein Geschreie, kein Markttreiben, verschlossene Ladenlokale, kaum Autoverkehr - ich glaubte mich schon in Ghosttown Dillenburg zu befinden. Mir war dies alles suspekt. Hallo, es war Freitag! Und meines Wissens nach auch kein Feiertag. Der ganze Ort vermittelte den Eindruck einer ausgestorbenen Stadt. Dreck und Müll, zerbrochene Fenster, herumstreunende und halbverweste Katzen, stinkende Gassen und kein Laut zu vernehmen. Mir wurde es schon ein wenig komisch zumute, bis ich plötzlich zu einer Mauer kam und Lautstärke in weiter Ferne vernahm. Als ich über die Mauer blickte, erstreckte sich vor mir die Downtown Ammans und mit ihr alles was ich von einer arabischen Stadt erwarten kann. Lauthalses Geschreie, hupende Autos, orientalische Klänge. Ich war einfach viel zu weit oben gewesen, der eigentliche Kern der Stadt befindet sich in einer Art Kuhle, die von sieben Hügeln umgeben wird. Nun wollte ich es aber wissen und begab mich auf direktem Weg ins Gewühl. Hierzu musste ich mich jedoch einige steile Treppen hinunter begeben, die mich an Häuserfassaden und schlecht riechenden Abflüssen vorbei führten. Unten angelangt fühlte ich mich nun richtig angekommen. Ein Meer aus Shisha-Läden eröffnete sich vor mir, dessen liebliche Gerüche mich den Gestank von Abfluss vergessen ließen. Ähnlich wie in Vietnam reihte sich ein offenes Ladensystem nach dem anderen auf. Tausende Markisenhändler, Teppich- und Matratzenverkäufer, Waffen und Munition und unendlich viele Personen, die Vogelkästen mit sich trugen. "Wofür auch immer!" dachte ich mir, bis ich die zum Verkauf stehenden Taubenzuchten erblickte. "Na dann, guten Appetit!" Ich lief und lief und wunderte mich immer mehr über die Blicke, die an mir hefteten. Ja, okay ich war der einzige Tourist hier. Und auch die einzige weibliche weiße Person. Und irgendwie auch die einzige Frau, die in kurzen Hosen herumspazierte. War es nun einfach Amateurhaftigkeit sich nicht vorher in den Dresscode einzulesen oder vielleicht doch mutig, auch mal dem muslimischen Volk neue Moden für Temperaturen bei 28 Grad zu präsentieren? Ich weiß es nicht, jedoch wurde es mir nicht zum Nachteil ausgelegt wie ich 1-2 Mal feststellen durfte. Als mein Wasser ausgegangen war, bewegte ich mich in den nächst besten Kiosk um eine neue Flasche zu holen. Jedoch hatte ich nur einen 10 Dinir Schein darzubieten. Der Verkäufer machte mir klar, dass er nicht genügend Wechselgeld hatte und ich wollte schon ausgetrocknet weiter ziehen, da schenkte er mir die Flasche. Einfach so.    Gute Menschen hier.

Als ich das bunte Markttreiben verlassen hatte, gelangte ich in einen aufgeräumteren Bereich Ammans. Überall waren Markenläden sichtbar und an jeder größeren Fassade prangerten überdimensionale Samsung Galaxy Note Werbeplakate. Versuchen die nun hier noch mal ihr Produkt an den Mann zu bringen? Oder stimmt der Bericht des Postillion und der IS hat seine Wunderexplosionswaffe entdeckt? Fragen über Fragen, die mich während meines Erkundungstrips weiter bewegten, bis ich plötzlich vor einem römischen Amphitheater erstaunt stehen blieb. "Wo kommt dieses riesen Ding bloß her?" Es war mir bis dato nicht bekannt, dass sich das römische Reich bis hierhin ausgedehnt hatte. Für preiswerte 2 Dinir dürfte ich das Kolosseum betreten und die steilen Stufen dieser antiken Stätte erklimmen. Oben angekommen setzte mir meine Höhenangst schwer zu, doch musste ich zugleich hochprofessionell wirken. Eine Reihe jordanische Jugendlicher hatte sich zu einer Selfie-Session mit mir eingefunden. Der Star des Amphitheaters war somit klar und ich improvisierte in meiner neuen V.I.P.-Rolle tadellos. Als hätte ich nie etwas anders getan.

Am Abend war es nun endlich soweit meine GAdventure Gruppe kennenzulernen. Mit meiner Zimmergenossin Claire aus Irland hatte ich bereits Bekanntschaft geschlossen, hinzu kamen Holländer, Dänen, Briten, Belgier und ein Vin Diesel Verschnitt aus Kanada. Mit der lokalen Spezialität Falaffeln und einer Shisha-Runde beschlossen wir den Abend. Als ich Tourguide Abraham auf seine Einstellung zum Islam ansprach, teilte er mir unter Anwendung des Bieröffners mit: "I try to be a good muslim.. but i'm a bad muslim. Cheers!" Merke: in arabischen Ländern findet man keinen Alkohol auf Speisekarten. Und Freitag ist übrigens der arabische Sonntag. Morgens Stille, abends Halligalli. Wie werde mich in diesem System nur zurecht finden?



Taking the next adventure. Jordanien

Erstmalig  nehme ich das Angebot des Auswärtigen Amtes wahr und registriere mich - rein prophelaktisch natürlich - auf der Krisenvorsorgeliste der deutschen Botschaft in Amman. "Warum eigentlich?" frage ich mich, wurde doch letzte Woche noch der jordanische König Abdullah mit dem westfälischen Friedenspreis in Münster ausgezeichnet und befindet sich quasi zeitgleich die deutsche Damen U17-Nationalmannschaft mit mir in Jordanien um die dortige WM zu bestreiten. Mehr Sicherheit geht doch eigentlich gar nicht. Wären da nicht apokalyptische Nachrichtenformate, die mich tagtäglich mit Schlagzeilen verunsichern und mir den 3. Weltkrieg offerieren, der sich im Nachbarland Syrien bereits im Testmodus befindet.

Der Nahe Osten klingt vielleicht nicht gerade nach einem der attraktivsten Reisziele in diesen Tagen, doch erörtere ich die Reisebeschreibung noch mal im Detail, so fällt mir wieder ein warum ich Jordanien als mein nächstes Abenteuer gebucht habe. Nach Landung und Akklimatisierung in der Hauptstadt Amman, wird die Weiterreise in ein Naturschutzgebiet im Norden des Landes gehen. Ist die Erkundung dort abgeschlossen führt der Weg weiter ans Tote Meer, wo sich im Abseilmodus und Canyoning-Style weiter bewegt werden darf. Es folgt Haut-Wellness im salzigen Nass des Toten Meeres, bis es dann weiter in kulturelle Welten der berühmten Felsenstadt Petra geht. Zum Abschluss des Trips dringen wir tief in die Wüste Wadi Rums ein und werden dort unter Sternenhimmel übernachten. Endstation ist erneut Hauptstadt Amman, von der es schlussendlich via London zurück nach good old Heimat geht.

Das einzige was mich tatsächlich vor meiner Reise beunruhigt, ist meine überaus schlechte Vorbreitung. Ich bin weder im Besitz jordanischer Währung, noch verfüge ich über ein gültiges Visum. Die Worte meiner Sparkassen-Fachfrau waren lediglich ein entsetztes "Wo wollen Sie hin? Die exotische Währung holen Sie sich besser mal vor-Ort." Und ein klares Urteil zur Visumführung konnte ich auch auf keiner Seite erlesen, weshalb ich mir dieses nun auch direkt am Flughafen besorgen werde. Wird sicherlich ganz easy. Was war noch mal Landessprache? Arabisch. Läuft.

Ein letzter Blick auf sprachenlernen24.de lässt mich erkennen, dass ich mit der hiesigen Symbolik jetzt schon verloren bin und mich mit viel "Salem Aleikum" (Der Friede sei mit euch) durchs Land schlagen werde. Ansonsten blicke ich sehnsüchtig Temperaturhighlights von 25 - 28 C°entgegen, die mich hoffentlich aktuelle Gefrierschrankgefühle für ein paar Tage vergessen lassen werden.

In diesem Sinne, auf ins unbekannte Morgenland! Dem Mutigen gehört die Welt :)