You only live once

Tag 11-12

"Eine Sache, die ich niemals tun werde ist der Bungee Jump." "Stimmt, das mach ich auch nicht, das geht einfach gar nicht." Nee, also Skydive ist ok, aber von ner Brücke springen? Never ever!" So lautete in etwa die Konversation, die wir auf der erschreckend langen Fahrt von Chintsa zum Addo Elephant mit unseren Fischer-Girls führten. Der Addo Elephant Park weist übrigens eine Vielfalt von Tierarten auf. So sahen wir jede Menge Impalayas, Zebras, Pumbas, Impalayas, Pumbas, Pumbas und .. oh, tatsächlich einen vereinzelten, schon ziemlich verschrumpelten, in die Jahre gekommenen, Elefanten. Er zeigte sich völlig desinteressiert und bewegungslos vor unserer Kamera und im Nachhinein muss ich die berechtigte Frage stellen, ob es sich tatsächlich um ein lebendes Wesen gehandelt hat. 

Die weitere Abendgestaltung belief sich auf Karten, Feuer und unseren ersten Nachbarschaftsstreit. Um sage und schreibe 21:45 Uhr erhielten wir eine deftige Rüge von unserem Wohnmobilnachbarn, ob wir denn nicht die Platzordnung kennen würden und was uns einfiele, um diese unsäglich späte Uhrzeit, noch zu lachen?!?!? Er zückte die Gelbe Karte und drohte mit Platzverweis. Yolo sagt halt eben nicht jedem zu.

Irgendwie mussten wir an diesem Tag noch eine folgenschwere Entscheidung getroffen haben, zumindest hatte ich das am nächsten Morgen so im
Gefühl. Der Tag begann eigentlich recht unspektakulär. Zelte abbauen, Frühstück, Weiterfahrt. Eine kaum spürbare Nervosität durchfuhr den Bus. Das Stimmungsbild der vereinzelten Mitreisenden befand sich im Zustand von völlig aufgedreht bis panisch ruhig. Dabei sollte auch am Mittag noch nichts weiter aufregendes geschehen. Wendy offerierte uns am Zwischenstopp in Jeffrey's Bay einen hervorragenden Nudelsalat mit diversen Soßen. Außerdem gönnten sich löön und ich einen Peanutbutter Milkshake, der auf einer Menükarte in einem wunderschönen, Vintage angehauchten Etablissement namens "Tasty Table" zu finden war. "So, are you guys going for Surfing later on?" fragte uns die liebenswerte Restaurantbesitzerin. "Ehm no, we're going to jump from a bridge." Und damit war es ausgesprochen. Was auch immer uns wieder geritten haben sollte, bzw. welchen Sonneneinstrahlungen wir wohl dem Tage zuvor ausgesetzt waren... aus irgendwelchen, nicht nachvollziehbaren Gründen, mussten wir uns für das Optional 'Bungee Jump' entschieden haben. 

Als wir wieder in den Bus stiegen, erreichte die Anspannung einen vorzeitigen Höhepunkt. Mit der neu erstellten Playlist, die Songs wie "Highway to hell", "The final Countdown"und "Closer to the edge" beinhaltete, wurde die Sache nicht besser. Doch ein Zurück gab es nicht mehr. Die Brücke rückte näher und näher. Als Evanescenes mit "..I'm falling forever" den Schlusspunkt der Playlist setzte, hatten wir den Vorbereitungsplatz erreicht. Wir müssen kreidebleich gewesen sein, als uns die Bungee-Crew das Geschirr für den Sprung anlegte. Nachdem wir noch unser Gewicht mitteilen mussten, welches wiederum mit Edding auf unserer Handfläche, mit einer weiteren eindeutigen Kennung notiert wurde, schauten wir mit ungläubigen Augen auf die 216 Meter hohe Autobahnbrücke. Aus der Ferne sahen wir die ersten Springer und bei mir verdrehte sich alles im Magen. 40 Minuten Wartezeit standen und noch bevor. Nervös trommelte ich unabdinglich mit dem GoPro-Selfiestick auf sämtliche Objekte, die mir in die Quere kamen. Maren fragte nun zum gefühlt 5ten Mal, ob wir nicht doch noch mal aufs Klo gehen wollten. Löön schlug mehrmals die Hände über ihrem Kopf zusammen und konnte Aufregung und zugleich Vorfreude nicht fassen. Saskia analysierte unterdessen ausführlich die Sprungtechnik unserer Vortänzer und schmiedete bereits einen Masterplan wie man möglichst grazil in die Tiefen stürzt. Chris und Patrick waren die Ruhe selbst und sogar von unserer Holländerin Tessa war kein einziges Wort mehr zu vernehmen. Der Rest der Gruppe postierte sich derweilen schon mal an der Zuschauerreling, um uns mental über die doch sehr gewaltige Distanz zu unterstützen. 

Ich gab Julia noch mein Handy zur Aufbewahrung und schnallte mir die GoPro an den Arm. Dann schritten wir los. Eine ewig lange Käfigbrücke, die unterhalb der Autobahn installiert war, sollte uns zur Plattform führen. Ich wagte keinen Blick von diesem eisernen Steg nach unten zu werfen, hätte ich ansonsten wahrscheinlich direkt kehrt gemacht. Maren hielt ihre Hand für mich nach oben, welche ich mit meinen Augen fixierte, um ja nicht in die himmelweiten Tiefen zu schauen. Auf der Plattform angekommen, wurden wir mit Disco/Dance Musik begrüßt. Man hätte hier oben gut und gerne eine fette Party steigen lassen können, ja wenn da nicht noch der Abgrund gewesen wäre. Die Reihenfolge wurde anschließend festgelegt. Patrick, Chris, Maren, Saskia, löön, irgendjemand anderes, ich und zum Schluss Tessa. 

Die Anspannung war nun unaushaltbar. Ich installierte Patrick die GoPro am Arm, wollten wir doch soviele Eindrücke wie möglich sammeln. Patrick schritt mit Hilfe der Crew bis zum Abgrund. Noch ein paar Zentimeter. Ein kleiner Schubser. Sprung. Wir haben vermutlich alle zehnmal lauter geschrien als Patrick selbst, doch wir konnten das alles einfach nicht realisieren, was da vor unseren Augen geschah. Während Patrick wieder hochgezogen wurde, sprang bereits Chris in die Tiefen. Trotz seiner Jumping-Erfahrungen aus Neuseeland, schien auch er das Ganze nicht so leicht nehmen. Dann war Maren an der Reihe. Beim Befestigen des Seils grinste sie nochmals in die Kamera, kurz darauf wurde sie zur Kante geführt. In ihrem Gesicht war nur noch die pure Angst zu sehen. Ein U-Turn schien nicht ausgeschlossen zu sein. Zu zweit gaben die Crew-Mitglieder ihr den Schubs und sie sprang. OMG! Saskia stürzte ja beinahe schon tiefenentspannt die Brücke herunter, während die anderen drei völlig Adrenalingepumpt und euphorisch wieder nach oben manövriert wurden. Derweilen schritt löön mit übernatürlichen Herzschlagimpulsen nach vorne. Ich glaube sie ist sogar von sich aus gesprungen, es sah zumindest so danach aus. Ich konnte noch sehen wie sie sich mit Schwimmbewegungen während des Falls nach vorne bewegte, dann war ich an der Reihe. Meinen Zustand kann ich kaum in Worte fassen. Ich hatte mir vorgenommen alles auszublenden und alle Angst- und Warnzentren des Körpers zu deaktivieren. Mein Puls schlug bis zur Unendlichkeit und ich hatte das Gefühl einer Schockstarre nahe zu sein, je näher ich dem Abgrund kam. Ich stand nun an der Kante und schaute entsetzt hinunter. "No, i can't do it." versuchte ich der Crew mitzuteilen. Doch dann brach von hinten eine Euphoriewelle aus "You can do it!" "Juli, spring einfach!" Mit den Anfeuerungsrufen meiner Truppe  schloss ich kurz die Augen, nickte der Crew zu und bekam dann den Schubser. Fall. 

Ich hatte eigentlich erwartet, dass einem in solch einem Fall, nochmal die Bilder des Lebens durchstreifen und man kurzzeitig mit allem abschließt. Aber dem war ganz und gar nicht so. Man fällt und dann schießt einem so viel Luft entgegen, dass man sogar glaubt wieder Auftrieb zu bekommen. Es ist einfach ein Moment, als ob kurz die Zeit stehen bleiben würde. Na ja, bis halt das Seil fertig ist und man wieder hochgeworfen wird. Adrenalin-Kick pur! Unbeschreiblich! Kann man mal gemacht haben..
Als ich wieder nach oben gezogen wurde, standen die anderen bereits jubelnd und über beide Ohren grinsend vor mir. Wir klatschten uns alle wie nach einer gewonnenen Meisterschaft ab und gerieten in einen unaufhörlichen Euphoriestrudel. Ein absolut unfassbar, geiler Moment, der uns vermutlich für immer begleiten wird und der sich tief im Gedächtnis eingebrannt hat. Es müssen viel mehr Kernerinnerungen gemacht werden! Und das ist eine davon. Denn: you only live once! :)

PS: Erst nach dem Sprung betrachte ich noch einmal den Prospektflyer der Brücke. "löön, wir sind ja von der höchsten Bungeebrücke der Welt gesprungen?!" "Ja, klar hat Wendy uns doch gesagt. Hast du das nicht gewusst?" "What? Natürlich nicht!?! Ich wär niemals gesprungen!"



Rain is down in Africa!

Tag 9 + 10

"OMG, is there a Savanna Factory under your seat?!" stellte Wendy fest, als sie unseren soeben erworbenen Cider-Vorrat von 24 Flaschen à 0,33 Liter für die nächsten 2 Tage erblickte. Fairerweise sollte man dazu erwähnen, dass wir uns diese Flaschenbevorratung mit unseren 2 Schifffrachtgirls im Economymodus sharen und somit noch nicht gänzlich dem Alkoholismus verfallen sind.

Nach einer fast schlaflosen Nacht bei luftfeuchten Begebenheiten, erwachten wir im Hostel des Grauens auf und packten zügig unser Hab und Gut. "Nichts wie raus aus diesem Saftladen!" Zuvor verabschiedeten wir während des Frühstücks noch unsere beiden Mädels Lisa und Camilla, deren Wege sich an dieser Stelle von uns trennten. Eine traurige Angelegenheit, doch wir hielten einmal mehr fest "It's not a goodbye, it's a see you later!" 

Mit neuer Besatzung starteten wir unseren 10 Stunden Trip nach Chintsa. Wie mittlerweile jeden Morgen aktivierten DJ Hecker & Bornhütter die Bus-Playlist mit dem Opener "Africa" und die textsicheren Mitreisenden stimmten zugleich ein. Wer hätten denn gedacht, dass sich die Zeile "the rain is down in Africa" zugleich bewahrheiten sollte. Glaubten wir zwar zunächst noch "Ach prima, dass das jetzt während unserer Busfahrt passiert!" so rechnete sich so mancher schon mal den Aufpreis für eine feste Behausung kurz vor Erreichen des Camps aus.

"Nur die Harten kommen in Garten! Wir können jetzt net bei jedem kleinen Regentropfen upgraden." sprach löön mutig aus, während es in Strömen auf unser Busdach einprasselte. "Das gibt doch so ein kleines Schweden Déjà-vu so wie ich das sehe!" bemerkte ich. Doch wir hatten noch einmal Glück. Der Campingplatz war zwar mehr als durchnässt, jedoch hatte der strömende Regen abrupt aufgehört. Wir installierten Stangen, sowie Planen und begaben uns anschließend zu einer ersten Erkundungsrunde Richtung Strand. Der gräulich bedeckte Himmel sprach zwar nicht für sich, doch konnte man dem endlos langen Sandstreifen entlang des Meeres ansonsten einfach nichts negatives abgewinnen. Mit der neu definierten afrikanischen Weisheit "An apple a day keeps the rain away" stieg unser Apfelverbrauch an diesen Tagen extrem an, erhofften wir dich unseren Teil zu besserem Wetter beizutragen.

Nach einer feuchtfröhlichen Nacht, Kartenspielen und Billardsessions, wurden wir am nächsten Morgen Zeuge einem der sonnenaktivsten und herrlichsten Tage überhaupt. Löön, ich, Selina, die Fischer-Girls und sogar Busfahrer Mike hatten uns für den nächsten Adrenalin-Kick "Quad-Bike" angemeldet. Je ein Offroad Gefährt stand jedem von uns für die weitere Fortbewegung zur Verfügung, mit der wie die nächsten 2 Stunden beschäftigt sein sollten. Über Stock und Stein, entlang von Abhängen, Felsbrocken, versteinerten Unebenheiten und kleinen Canyons schossen wir über die Piste. Zebras, Giraffen und Büffel standen grasend am Wegesrand und schauten neugierig, mal völlig desinteressiert unserem motorisierten Treiben zu. Das ein oder andere Ausweichmanöver blieb ebenfalls nicht aus, als mal wieder eine Herde Impalayas kreuzte oder sich Verästlungen, sowie tiefe Gruben uns in den Weg gelegt hatten. All diese unfassbaren und abenteuerlichen Eindrücke dokumentierteren wir bestmöglich mit der guten alten GoPro, die wir diesmal am Arm, bzw. später am Quad selbst installierten. Doch trotz der videotechnischen Aufzeichnungen konnten wir das, was uns bei einem kurzen Zwischenstopp aufgezeigt wurde, in keinster Weise als digitales Element wiedergeben. Eine unglaublich atemberaubende Aussichtsplattform, die den Blick frei gab auf das weite fruchtbare Land, welches ein Fluss durchzog. Absolut geflasht standen wir auf dem Rand des Plateaus und ließen die fantastische Aussicht auf uns einwirken. Magisch!

Die Strecke wurde abermals felsiger und wies gewisse Herausforderungen auf. Waren löön und ich diesmal an vorderster Front zugegen, mussten wir doch ein paar mal den Atem anhalten, als wir die Felsgewalten überquerten. So manche Schieflage ließ mich schon das letzte Gebet aussprechen. Doch diesmal blieb ich tatsächlich unbeschadet und musste keinerlei Ausfälle verbuchen. Dafür traf es Maren um ein Haar in endlose Tiefen. löön und ich hörten nur einen lauten Schrei hinter uns, konnten aber niemanden erblicken. Der Tourguide machte blitzschnell einen U-Turn und raste Richtung Unglücksstelle. Bei einer verunglückten Lenkung nach rechts hatte sich Maren nahe des Abgrundes begeben und konnte sich nur mit einem beherzten Griff zur Bremse auf dem Quad halten. Puh! Durchatmen. Quad wieder in Position bringen. Weiterfahren. 

Als wir schon den Zündschlüssel des  Quads gezogen hatten und uns Richtung Bus gegeben wollten, plötzlich ein Aufschrei! "There is a turtle!!" Löön und ich drehten uns ruckartig um und konnten unseren Augen nicht trauen. Vor uns bewegte sich ein 40cm großes, gepanzertes Wesen in einem Affenzahn über die Wiese. Wir konnten gar nicht so schnell realisieren und reagieren welchem Getier wir hier gegenüberstanden. Ein Moment voller Vollkommenheit. We finally found our soulmate :) 

Unendliche Schildkröten-Fotosessions später, wanderten wir an den sonnenbestrahlten Strand, der uns ein Gefühl von Urlaub gab. Menschenleere Sandweiten, blauer Himmel, brechend klare Wellen und ein Cider in Hand. Auch wenn die Wellengewalt widerwärtig stark auf uns einbrach, genossen wir die kühle Erfrischung und das einmalige Gefühl von Freiheit. 

Völlig versandet verließen wir den place-to-be und begaben uns einmal mehr in den Modus 'Reorganisation des Backpacks'. Wieviel wertvolle Zeit uns dieser Arbeitsgang schon gekostet hat möchten wir gar nicht ausrechnen! Wendy klingelte um 19:00 Uhr zum Dinner und verwöhnte uns mal wieder mit einem Festmahl. Karamellisierte Süßkartoffel mit einer Chakalakka Füllung, Hühnchen und Kartoffelbrei.  Yummy! Zu späteren Stunden begaben wir uns unserem täglichen Ritual Kartenspielen, Musik & Cider hin. Man muss mal kurz festhalten, dass wir eine verdammt coole Truppe sind und mit Peace and Harmony die Abende füllen. Selbst unsere holländische Kollegin ist mittlerweile fast vollkompatibel, so dass der Trip ohne sie eigentlich unvollständig wäre. Ein Hoch auf Völkerverständigung und die gute alte Harmonie!



One night in Durban (.. und keine Nacht länger!)

Tag 8

Ein Sonnenaufgang ganz glamouröser Art ließ uns noch vor dem 6:00 Uhr Wecker aufwachen, welchen wir zugleich in Augenschein nahmen. Im Angesicht dieser leuchtenden Offenbarung entschieden löön und ich diesmal aber wirklich die ersten zu sein und begannen mit dem Packen, als sich die Seemannsgarde nebenan noch im Snoozing-Mode befand. Wir legten ein spitzen Tempo hin und konnten bereits erste Heringe aus den widerwärtigen Verhakungen des Zeltes entfernen. Ein kurzer Blick nach rechts ließ uns jedoch wissen, dass sich nun auch unsere Mitbewerber an den Abbau begeben hatten. Während wir in Windes Eile weitere Stangen und Haken verstauten und uns an das Zusammenlegen des Zeltes begaben, mussten wir bereits feststellen, dass nebenan nur noch zerdrücktes Gras zu sehen war. Und als wir fluchend die Plane in die dafür vorgesehene Ummantelung mit zweifachen Anlauf manövrierten, hatten unsere Fisherman Friends bereits ihr Frühstück verspeist und sich zur Spülregion begeben. Wir schauten uns wie immer ungläubig an und konnten einfach nur anerkennend feststellen: "Sind sie zu stark, bist du zu schwach." End of story.

Uns stand eine weitere 2 1/2 stundenlange Fahrt bis Durban bevor. Wie freuten uns riesig auf diesen Ort und auch auf die feste Behausung, die uns zu erwarten hatte. Einziger Wehmutstropfen bei der ganzen Angelegenheit war, dass wir 4 unserer Mitreisenden an diesem Ort verlieren sollten. Für Lisa, Camilla und die Schweizer Schwestern war die Tour mit diesem Tag beendet. Dafür sollten neue Gefährten auf den Zug aufspringen. 

So erreichten wir bereits vormittags Durban, welches uns als Stadt voller Missverständnisse, Enttäuschungen und Abschiede in Erinnerung bleiben sollte. Und dabei begann doch alles so verheißungsvoll, als wir mittags in ein Restaurant mit Wohlfühlambiente einkehrten. Hier wurden erstmalig echte afrikanische Speisen offeriert. So entschied sich löön für ein vegetarisches Kürbissandwichbrot, während ich einen Straußensalat mit Fetakäse und Avocados orderte. Der Himmel auf Erden!

Alles danach war eher eine abgeschwächte Form der Vorhölle auf Erden. Ok, das klingt jetzt ein bisschen krass, aber Durban ist nun mal echt alles andere als schön. Der Strand erwies sich mit seinen 70er Jahre Bauten im Klotzsystem, als absolut unattraktiv und erinnerte an ein überlaufenes, versifftes Touristenmekka. Das versprochene Hostel mit Strandblick entpuppte sich ebenfalls als Luftschloss. Wir endeten in einem Etablissement, inmitten einer Ghettogegend, die man weder nachts- noch tagsüber betreten sollte. Das Hostel an sich hatte nun auch nicht direkt den höchsten Sauberkeitsstand. Lisa lies kurzzeitig die Bemerkung "lebende Sofas" fallen und die Badezimmer durchzog ein Hauch von Rost. Getoppt wurden diese ersten Eindrücke durch die Zimmeraufteilung. Ob man überhaupt von einer Aufteilung sprechen kann, wenn sich 10 Mädels 20qm2 teilen müssen, ist die andere Frage. Zusammengepfercht bei luftfeuchten Temperaturen im Triple Hochbettstyle. Clap your hands! 

Wie immer blieb uns nichts anderes übrig als das Beste aus dieser Situation zu machen. Nach unserem sogenannten zweiten Vorstellungsgespräch, in dem wir uns nochmalig bekannt machten um die Neuen an Board zu begrüßen (2 Briten, 1 Australierin, 2 Deutsche, 1 Schweizerin), zelebrierten wir den Abend als Welcome & Goodbye Event. Zwischenzeitlich hatte uns außerdem das altbekannte Wifi-Netz wieder erreicht, mit welchem wir uns mit dem Codewort 'H@rm0ny#' connecteten. Die Bits & Bytes, welche uns anschließend über das WWW erreichten, waren einer bunter Datenpaketstrom aus Bild- und Tonmitschnitten von Mama Ellens zerbrochenem Esszimmertisch, Maries Empörtheit zur Gesamtsituation der Eintracht und Mama Giselas Bildergalerie 'Hund im Schnee'. Daniel steuerte weitere Bild- und Sprachpakete zur Eisregenkatastrophe in good old Herborn hinzu, mit der wir jedoch bei Hitzetemperaturen von +30 Grad kaum umzugehen wussten. 

Um 23:30 Uhr betraten löön und ich schlussendlich das Zimmer, in dem sich bereits 8 mehr oder wenige schlafende Gestalten befanden. Wir versuchten so leise wie möglich in Richtung Horizontale zu schreiten, mussten jedoch durch mehrere undefinierbare Lachflashs immer wieder inne halten. Je schlechter die Bedingungen, desto besser die Stimmung. Wie langweilig wäre doch eine Reise bei der alles nach Plan laufen würde. In diesem Sinne, ein Hoch auf die Planlosigkeit! 




Open Waters

Tag 7

Der zweite Tag in St. Lucia begann nicht sehr vielversprechend. Als wir die sanitären Anlagen des Campingresorts betraten, mussten wir feststellen, dass uns kein fließend Wasser zur Verfügung stand. Weder in der Dusche, noch an der Klospülung und erst recht nicht am Waschbecken. Auch mit der Stromversorgung in der Damentoilette sah es desolat aus. So mussten wir einen wertvollen Trinkwasserkanister opfern, um Arbeitsgänge wie Zähne putzen und Gesichtswäsche abzuhandeln. Zudem stellten löön und ich wenige Minuten später eine Unstimmigkeit in der Magenregion fest. Übelkeit und Kreislaufprobleme knockten uns kurzzeitig aus. Wir erörterten, dass wohl die Einnahme der Malariatabletten nicht zu unserem Wohlbefinden beigetragen hatte und hoffen, dass wir diese Medikation, nach Rücksprache mit der Fachärztin unseres Vertrauen, absetzen dürfen. Auch mein erkältungsbedingter Zustand befand sich an diesem Morgen auf dem absoluten Tiefpunkt. Die Nasennebenhöhlenregion rebellierte völligst! 

Trotz all dieser Widrigkeiten gingen wir einmal mehr gegen uns und machten uns auf zum nächsten Activity-Event: Kayaking. Nun muss man dazu erwähnen, dass Kayaking in St. Lucia anders ist als anderswo. So hievt man zunächst das Kayak durch einen tiefgründigen Matschpfad, verunreinigt sämtliche Bekleidung und kann sich im besten Fall noch irgendwie von dem versumpften Ufer abstoßen. Bis zu diesem Zeitpunkt gleicht und schwitzt man bereits wie ein Schwein. Dass man sich anschließend über Gewässer bewegt, die zu 90% aus Nilpferdkot bestehen, macht die Sache nicht viel attraktiver. Äußerst beunruhigend wird es aber eigentlich erst dann, wenn wenige Meter vor dir ein Krokodil auftaucht oder ein Hai entlang des Kanus cruist. Ich fühlte mich nur deshalb sicher, weil ich neben meinem Paddel noch die Go-Pro, befestigt am Selfiestab, mit mir trug, den ich notfalls als Schlagstock einsetzen konnte. 

2 Stunden hielten wir uns mit unserem Tourguide Crocodile-Dundee, der Dänin Camilla und Team Maritim auf dem braun gefärbten Gewässer auf, ohne von einem der Killertiere gefressen zu werden. Ein erster Erfolg war somit diesem Tag abzugewinnen und wir belohnten uns anschließend mit einem Shopping-Trip durch St. Lucia. Hier kamen wir auch wieder in den Genuss, uns in eines der rar verfügbaren Wifis einzuloggen. Die Kunst hierbei war es, sich möglichst nahe eines verästelten Baumes mit viel Blattwerk aufzuhalten. Die Verbindung schien offensichtlich von der Bewegung eben dieser Blätter abhängig zu sein. Ein absurdes Bild mussten wir 4 handybedienenden Personen zwischen den grünen Zweigen abgeben haben. Vermutlich ging es in den vorbeifahrenden Bussen so "Look, there is hippo. And there to the right is a monkey. Oh and look, there is Wifi!" 

Nachdem wir uns im Camp einer ausgiebigen Dusche (Wasser geht wieder!) hingeben hatten um die braune Matschmasse von uns zu entfernen und auch erstmalig die Tube "Rei" aktivierten, gönnten wir uns im Anschluss ein ausgiebiges Mittagsmahl im nahegelegenen Maritim-Restaurant. Saskia orderte altbewährtes Schnitzel afrikanischer Art, während löön die knusprig gebratenen Tintenfische kostete und Maren und ich versuchten uns an dem Pineapple-Chicken-Burger. Ein Gourmettraum! 

Mit vollem Magen entschieden wir uns einen Verdauungsspaziergang an den Strand zu wagen. Dies sollte die beste Entscheidung für diesen Tag bedeuten und zugleich zu einem der besten Tourdays überhaupt werden. Schon auf dem Weg erspähten wir einige Hippos, die sich im Wasser fläzten. Doch der Beach itself war das absolute Highlight. Gelbgoldener Sand erstreckte sich vor unseren Füßen, endlose Weiten entlang der blauen Wellengewalt und naturgeformten Dünen bildeten ein Postkartenmotiv wie man es kaum kaufen kann. Der feine Sand-Salzwind, der uns durchs Gesicht blies, sorgte für neue Frische und ließ uns die Vielfältigkeit und Freiheit Südafrikas spüren. Und sollte das nicht genügen, konnte ich schon wenige Stunden später eine Art Wunderheilung spüren. Fühlte ich mich noch am Morgen des gelben Hausarztscheins würdig, konnte ich mittlerweile von einer Blitzheilung sprechen. Der von uns als Kurort gekürte Ort St. Lucia, schien durch die Phänomenkombination Meer - Wind - Salz - Sand tatsächlich heilende Kräfte zu besitzen. Ein Hoch auf die Naturmedikamentation! 

Am Abend versammelten wir uns dann alle wieder im Camp. Mittlerweile kann man wirklich von einem Gefühl wie heimkommen sprechen. Mama Wendy kocht für uns Lasagne auf Holzkohlen, Papa Mike richtet das Lager her und wir tauschen Geschichten von unsrem Erlebten des Tages aus. Dazu 1,2,3 Bierchen, Chips, Lagerfeuer und Gitarrenmusik. Was kann diese Vollkommenheit noch toppen?
Nun denn, vielleicht eine Nacht-Hippo-Wanderung. Mit Taschenlampen ausgestattet machten wir uns noch einmal auf den Weg um der Legende marschierender Nilpferde auf St. Lucias Asphaltstraßen nachzugehen. Die strickte Anweisung von Wendy, dass diese überdimensionierten Säugetiere verdammt gefährlich sind und wir einfach nur rennen sollten, sofern eines dieser Kreaturen auf uns zukommen sollte, nahmen wir gewissenhaft an. Wir bahnten uns Wege über Brücken und Trampelpfade, schauten nach links, rechts, oben, unten und in die Diagonale. Doch trotz aller Mutig- und Abenteurigkeit gelang es uns nicht die sagenhafte Geschichte der nachtwandelnden Hippos zu bestätigen. Schade, doch wir werden nicht aufgeben uns weiterhin den Abenteuern dieses Trips zu stellen! In diesem Sinne, stay safe and take care! 

PS: ab morgen sind wir wieder abseits der Zivilisation und im Offline-Modus zu finden. Entsprechende Blogeinträge werden bei Netzverfügbarkeit nachgereicht :)


Happy Hippo Time

Tag 6

Durchquert man die Verkehrsstrecken Südafrikas, sollte man sich so mancher Grundregeln des Straßennetzes bewusst werden. Linksverkehr wird auch in diesem Land, durch die Kolonisierung der Briten, aktiv gelebt, Straßen entsprechen nicht immer dem Asphaltstandard, welchen wir aus heimischen Gefilden gewohnt sind und an Tankstellen steht nicht immer der Rohstoff zur Verfügung, den man für sein Vehikel vorgesehen hat. So unterscheidet man hier zwischen einem Diesel "50" und "500", was übersetzt "dreckiges" und "sauberes" Diesel bedeutet. Vorteil an dieser ganzen Tankangelegenheit ist, dass man gar nicht selbst den Prozess durchführen muss, sondern dem Tankwart lediglich Betrag und Produkt nennen muss und dieser Arbeitsgang anschließend von einer Tankservicekraft durchgeführt wird. Die wiederum gewonnene Zeit kann man entweder zum Zuschauen der Vehikelbefüllung nutzen oder aber beim Window-Shopping (wahrscheinlich eine Ur-Form des Teleshoppings) aufbringen. Meist wird diese Vertriebstätigkeit von Kindern durchgeführt, die gewöhnlich eine Palette an Schmuckherrlickeiten und ein besonders mitleiderregendes Gesicht mit sich tragen. Einen besonders umsatzstarken Tag können eben solche Junior-Salesmänner verzeichnen, wenn sie auf einen, mit europäischen Bevölkerungsgruppen besetzten Bus treffen, deren Insassen mit ganz wenig Überzeugungskraft zum Portmonee greifen und die Kassen klingeln lassen. Ist es nun tatsächlich das aufrichtige Mitgefühl oder aber das eigene Gewissen, das man beruhigen möchte? Fakt ist, dass dieser Vertriebsweg seit Anbeginn der Tage noch immer der erfolgreichste ist und sich daran in Zukunft vermutlich auch nie etwas ändern wird. Was mach ich eigentlich mit den ganzen Ketten und Armbändern, wenn ich wieder zu Hause bin?!

An Tag 5 verließen wir das lieb gewonnene Swaziland und rollten weiter nach St. Lucia, welches sich an der Ostküste Südafrikas befindet. Unterwegs verloren wir trotz Navi kurzzeitig die Orientierung und mussten ein paar mal drehen und wenden um wieder das richtige Ziel vor Augen zu haben. löön und ich hatten an diesem Tag die Ehre in der Frontreihe Platz nehmen zu dürfen und uns der DJ-Tätigkeit anzunehmen. Toto's 'Africa' wurde hierfür aus der Archiv-Playlist aktiviert und auch so manch anderer On-The-Road-Klassiker durfte wieder hervorgeholt werden. 

Am Spätnachmittag erreichten wir die Hippo-Stadt St. Lucia und meldeten uns zunächst für einige Activities für die kommenden Tage an. Bevor wir uns auf den Nilpferdcruise begaben, galt es jedoch erst einmal die Zelte wieder aufzubauen. Ein Upgrade stand dieses Mal leider nicht zur Verfügung, was im Allgemeinen als äußerst bedauerlich befunden wurde. Die anschließende Bootfahrt erwies sich als absolutes Touristenmassenevent und man musste kurzzeitig das Event gänzlich in Frage stellen. "There is a yellow bird to your right side!" Kaum ausgesprochen rannte eine Herde Ü60 Kamerafetischisten zur Reling, so dass das Boot schon zu kippen drohte. Die vorwiegend deutschen und holländischen Rentner wiesen ein unvorstellbares Technikequipment vor, was mich kurz fragen ließ, ob wir vielleicht in eine Filmproduktion geraten waren. Startet das ZDF womöglich eine neue TerraX-Reihe in Afrika? Uns wurde das ganze Spektakel etwas zu absurd und so genossen wir einfach die Bootsfahrt bei untergehender Sonne, wobei wir zu jeder Zeit mit einer kaffeefahrtähnlichen Verkaufsveranstaltung rechneten. Die blieb uns jedoch erspart. Ein paar Hippos konnten wir tatsächlich auch erspähen, hoffen allerdings auf unserer morgigen Kayaktour auf ein wenig mehr Glück.

Zum Abschluss des Tages trat dann das schon fast unwirkliche Ereignis ein. Ein Moment voller Ergebenheit und Ehrfurcht. Es muss gewesen sein so wie damals, als Kolumbus das erste Mal Land sah oder James Cook australischen Boden betrat. Wir konnten unseren Augen nicht glauben, als wir die Buchstabenkette 'braza180' im Zeitlupenmodus eintippten und uns zwei weiße Balken visuell zu verstehen gaben, dass wir verbunden waren. Connected mit der Außenwelt! Wir mussten einen Moment innehalten um zu verstehen was da passierte. Doch viel Zeit blieb uns nicht. In 5 Minuten handelten wir alle Kommunikationstätigkeiten in Windes Eile ab um dann wieder in den Flugmodus zu gehen.

Wie muss es wohl Menschen gehen, die tagelang kein Essen gesehen haben, kein warmes Wasser kennen oder denen ein richtiges Dach über den Kopf fehlt? Und wie weit muss es gekommen sein, dass uns dieser Gefühlszustand schon beim Hinweis "Kein Netz" erreicht?

Im Herzen Afrikas

Tag 4 + 5

Die angebliche Antibiotika Wirkung der Malaria Prophylaxe kann ich bisher nicht bestätigen. Im Gegenteil, der immens steigende Taschentuchverbrauch, sowie übliche Erkältungssymptome sprechen eher für eine Antiwirkung in meinem Fall. Begleitet durch hochkarätige Halsschmerzen, blieb mir auch ein Besuch bei der 'Apoteka' nicht erspart. Zu meiner Erfreunis hat es jedoch die europäische Medikamentation bis nach Südafrika geschafft, so dass man hier auf altbekannte Tablettenlabel trifft. 

Nach unserem Krüger Park Aufenthalt wollten wir uns schon zu früher Stunde in Richtung Swaziland aufmachen. Löön und ich hatten für dieses Unterfangen extra eine Stunde unseres wertvollen Schlafes abgezogen, um zeitnah mit dem Abbau des Zeltes zu beginnen. Trotz aller Bemühungen waren uns die Münchner Reederei Mädels wieder um mehrere Knoten voraus, doch wenigsten wurden wir vor Team Schweiz fertig. In aller Gemütlichkeit genossen wir also ausgiebig unser Frühstück. Sagte ich genießen? Die vermeintlichen Schokoflakes in meiner Schüssel widerten mich bereits nach dem ersten Löffel an. In die Runde schauend erblickte ich jedoch nur zufrieden dreinschauende Mitesser, die dieses Produkt ebenfalls gewählt hatten. Um das Gericht etwas zu versüßen schnippelte ich also noch eine Banane in die Kellogs-Milchmischung. Doch auch hier schien der Erfolg eher mäßig zu verlaufen. Es wurde einfach nicht besser. Als wir schon am Zusammenpacken der Frühstücksutensilien waren und mir kurzzeitig ein Kreislaufkollaps drohte, fiel mein Blick auf die 3 unterschiedlichen Milchkartons. Nach Rücksprache mit löön stellten wir fest, dass ich wohl die einzige gewesen bin, die zu der hellblauen und bereits geöffneten Milchverpackung gegriffen hatte. Ich werde an dieser Stelle nicht weiter beschreiben wie ich mich des angesäuerten Frühstücks entledigen musste. 

Wir durchquerten anschließend die Savannen Südafrikas und überquerten nach mehreren Stunden Fahrt die Grenze in das Königreich Swaziland. Hier begutachteten wir echte afrikanische Wertarbeit in einer Gläserei, wichen jedoch einer Unzahl an Glasprodukten aus, die im nebenliegenden Souvenirshop zu erwerben waren. Auf unserem Weg zur nächtlichen Stätte erblickten wir weiteres Wildlife, saftige grüne Wiesen, fruchtbares Hochgebirge und endlose Weiten. Natur pur! Dies galt auch bei Betreten des Wildlife Resort "Mlilwane Sanctuary". Zebras, Impalayas, sowie eine Herde Pumbas strömten uns freudig entgegen und begrüßten uns als neue Nachbarn. 

Wir upgradeten für die nächsten 2 Tage auf Blockhütten, da hierfür nur ein Aufpreis von 50 Rand (2,50€) zu begleichen war. Auch wenn das Zelt bisher keine schlaflosen Nächte bereitet hatte, so ist der Auf- und Abbau doch enorm körperlicher Anstrengung geschuldet, von der wir gerne einmal pausieren wollten. Auch das Abendessen bezogen wir diesmal direkt vom Resort, um die lokalen Speisen besser in Augenschein nehmen zu können. Das Buffet präsentierte unter anderem Wildfleisch in Form eines Impalayas, der geschmacklich tatsächlich nicht zu verachten ist. Während die anderen sich am Abend am Lagerfeuer noch afrikanischem Tanz und Klang hingaben, begab ich mich ins Lazarett und warf mir einen bunten Mix aus Tabletten ein. Ein Hoch auf die verschleppte Wintergrippe, die sich bei Temperaturen um die 30 Grad sehr gut macht. Meine Mitreisenden können übrigens mittlerweile schon im Chor "Bless you" singen. Da kann man nur hoffen, dass sich die Epidemie nicht weiter auf die Gruppe ausweitet. "Bless you Maren" "Gesundheit Saskia!" Ok, gern geschehen..

Am nächsten Morgen raffte ich mich mit letzter Kraft auf, hatten wir uns doch bereits Tage vorher für die Mountainbiketour angemeldet, für die wir selbst die Münchner Matrosen begeistern konnten. Ausgestattet mit der erschütterungsresistenten GoPro-Cam, schwangen wir uns auf die Bikes und durchquerten querfeldein Flora und Fauna Swazilandes. Unterwegs kreuzten Gnus, Zebras und Pumba-Gangs unsere Wege. Auch ein Krokodil zeigte sich von Weitem. Da mir das Videomaterial noch nicht für eine Verfilmung ausreichend genug war, aktivierte ich die GoPro nun auch für offroad geprägte Pfade. Die einhändige Bedienung der Cam schien mir zwar etwas unprofessionell, doch die andere Hand brauchte ich ja noch zum Lenken und Schalten. An einem besonders steilen Hang, erfreute sich besonders mein Regisseurherz und ich konnte die spektakulären Filmaufnahmen schon vor mir sehen. Jedoch nicht die zwei dicht aneinander wachsenden Bäume, die als minimal kalkulierte Durchfahrtsstrecke für alle Biker dienen sollte. Dachte sich löön noch bei der Durchfahrt "Hier wird es doch mindestens einen dahinraffen!" und maß Maren gedanklich noch die Millimeter, die zwischen Fahrrad und Baum zur Verfügung standen durch, haute es mich grandios mit dem erweiterten GoPro-Arm vom Sattel. Nach dem schwerwiegenden Aufschlag griff ich als erstes zur Cam "Puhh! Noch ganz! Und der Sturz müsste auch drauf sein - welch überragende Filmsegmente!" Dass sich mittlerweile meine Gefährten um mich versammelt hatten und nach meinem Wohlbefinden fragten, wurde mir erst dann bewusst. Größere Wunden hatte ich nicht davon getragen, jedoch entwickelten sich mehrere Blutergüsse und blaue Flecken in Sekundenschnelle an Knien und Armen. Jeglichen weiteren Kommentar zu diesem Fauxpas möchte ich mir gerne ersparen.

Nach einer Siesta und überwältigenden Dusche in einem der Badetempel unweit entfernt der Blockhütten, ging ein weiterer Ausflug weiter in eines der lokalen Dörfer Swazilands. Bevor wir dieses betreten durften, wurden wir jedoch noch mit einem flaggenartigem Umhang bedacht, den wir als eine Art Rock um unsere Beine manövrieren sollten. Hintergrund ist, dass man als Frau diese Dörfer nicht mit Hose betreten darf. Nun denn, im neuen Modegewand marschierten wir in das Dorf und wurden zugleich mit viel Brimborium begrüßt. Ca. 25 Kinder und 10 Erwachsene führten vor uns diverse Tänze und Gesänge auf und bewegten uns zur aktiven Mitgestaltung des Musicals unter freiem Himmel. Mit viel Liebe zum Detail und kreativen Einlagen, wurde uns das Leben der Swazibevölkerung näher gebracht. Eine sehr authentische und bewegende Angelegenheit, die uns allesamt in Begeisterung und Staunen versetzte. Als wir später das Dorf verließen, liefen uns die Kinder noch lange hinterher und verabschiedeten uns mit Umarmungen und Abklatschungen. Ergreifend!

Im Lager wieder angekommen, gesellten wir uns zum Abendessen zusammen und ließen den 5. Tourtag mit viel Heiterkeit und Kartenspielen ausklingen. Mittlerweile können wir sogar schon Gespräche bis zu 20 Minuten mit der Holländerin führen und ein reges Diskussionsforum zu Kultur und Kulinarischem in Europa aufbauen. Wer weiß, am Ende werden wir noch best friends mit unserem Erznachbarn. ... Nein, dies wäre dann doch zu viel des Guten! Ohne Holland fährt sich's doch viel schöner zur EM!  





Hakuna Mata!

Ich liege unter einer Holzbridge, die Umgebung fühlt sich klamm an. In der Ferne hört man Grillen und das Knacken eines vermorschten Baumes. Ab und zu fällt lautstark eine Mango auf das scheppernde Dach. Ein leichter Windrausch lässt die Tür immer wieder Geräusche von sich geben. Es ist dunkel geworden und nur der schwache Schein einer veralteten Lampe erhält den Raum. Außer mir befindet sich niemand in der Holzbehausung. Die anderen vermute ich im Dorfinneren. Am Lagerfeuer. Zwischen Buschtrommeln und afrikanischen Tänzen. Neben mir liegen diverse Tablettenschachteln. Taschentücher. Medikamente. Die trockene Luft lässt mich kaum atmen und das Nasenspray befindet sich in Dauerbenutzung. Der schwache Anflug einer Erkältung vor zwei Tagen hat mich nun vollends dahingerafft. Ich zähle die Sekunden. 1, 2, 3.. Bis zu den Toiletten sind es mehrere 100 Meter. Draußen flanieren Gnus, Zebras, Impalayas und Warzenschweine. Das Handynetz schlägt weiterhin auf 0 aus. Es hilft alles nichts, ich muss los und den Weg durch die Dunkelheit bestreiten. 
- Swaziland, Tag 4

.. was zuvor geschah. Tag 2 + 3

"Mir doch egal was die Tessa gesagt hat, ich kann mich net 24/7 auf Englisch unterhalten!" markierte löön am nächsten Morgen, nachdem wir am ersten Tourtag bereits eine Rüge erhalten hatten. "Don't speak in your language, this is really rude!" mahnte uns die Holländerin an. Hatse ja grundsätzlich recht, aber erzähl das mal nem Briten oder Ami! Außerdem ist das deutsprachige Volk diesmal in der Überzahl und da muss sich nun mal nach der Mehrheit gerichtet werden :D 

Auf der ellenlangen Fahrt ins Shalati Bush Camp, konnten wir bereits erste Eindrücke von Südafrika gewinnen. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist unverkennbar. Sind die Großstädte geprägt durch europäische Moderne. SPAR-Märkte, DHL Zentren und Luxusvillen überwiegend weißer Gesellschaft, so bestechen die Vororte und ländlichen Gegenden durch Ghettos, Müllhalden und Wellblechfeeling mit fast ausschließlich schwarzen Bewohnern. Auch Gewalt scheint in diesem Land keine unbekannte Vokabel zu sein, traf uns beim Snackstopp der erste Kulturschock in Form eines Werbeplakates an einem öffentlichen Laternenmast. "Abortion 100% guaranteed! Pain free! New doctor in town!" Und darunter in mehrfacher Ausführung die Telefonnummer zum Abreißen. 

Am Spätnachmittag erreichten wir das Bush Camp und zugleich Bleibe für diese Nacht. Auf einem ansehnlichen Arenal errichteten wir unser Lager und nahmen die Installation der Zelte vor. Schweißtreibende Handarbeit und Fingerhornhaut vorprogrammiert! Die Zelte sind zwar deutlich größer als das handelsübliche europäische  Standardformat, jedoch ist die Hering-Konfiguration ein mittelschwerer Kräfteaufwand, der Physik- und Muskelkenntnisse erfordert. 

Nach getaner Arbeit folgte ein grandioses Abendessen, sowie ein Lagerfeuer, welches mit Tanz und Gesang von einem lokalen südafrikanischen Chor- und Theaterverein untermalt wurde. Begeistert folgten wir dem musikalischen Geschehen und ließen uns unterdessen, die erworbenen Szene Getränke "Savanna Cider" und "Windhoek Lager" munden. Gegen 22 Uhr begaben wir uns Richtung Zeltlager und dürfen an dieser Stelle einmal anmerken, dass südafrikanischen Campingplätze zu 95% den schwedischen Standards entsprechen. Hier gibt es kaum etwas anzumängeln. Und die Maus, die wir Feivel tauften, welche wir in der mobilen Campingküche antrafen, sollte auch sicherlich ein Ausnahme bleiben.

Die erste Nacht im Schlafsack verlief verhältnismäßig reibungslos. Lediglich der Wecker, der uns bereits um 06:00 Uhr das Ende der Nacht erklärte, hätte getrost aus dem Zelt fliegen können. "Warum sind wir eigentlich im Schildkrötenmodus geboren?" stellten wir auf ein Neues fest, als wir noch mit der Deinstallation des Zeltes zu gegen waren, während sich der Rest der Crew schon zwischen Frühstück und Packmodus befand. "Morgen stehen wir bitte ein Stunde früher auf, damit wir synchron zu den anderen mithalten können und unsere Lunchration nicht spitz auf Knopf zubereiten müssen!"

Der erste Stopp führte uns an diesem Tag zu einer Grundschule, die als soziales Projekt von GAdventure gefördert wird. Die Kinder zwischen 2-4 erfreuten sich sichtlich unserer Anwesenheit und dem von uns aktivierten Spielmodus.  Gerne hätten wir ein paar Fußballnachwuchstalente mitgenommen, doch dies wurde uns untersagt. So ging der Weg weiter Richtung Krüger Nationalpark, der eine unglaublich riesige Fläche mit Freiwild zu bieten hat. Von 9:00 bis 17:00 Uhr pirschten wir über die Asphalt- bis Offroadwege und erspähten so manchen afrikanischen Superstar. Vom Dickhäutern, über Buffalos, Giraffen, Nashörnern, Nilpferden, Gnus bis hin zu Zebras, war so ziemlich jede namhafte Gestalt anzutreffen. Selbst der König der Tiere versteckte sich nicht und ließ sich für ein paar Weitaufnahmen ablichten. Nur der Leopard wollte sich nicht so recht zeigen und ließ uns als letzter der "Big Five" ziemlich lange zappeln. 

"Ich hab noch nie so intensiv einen Baum angesehen!" bemerkte Lisa, als wir bereits seit 45 Minuten einen Phantom-Leoparden im Blätterwald suchten, wegen dem ca. 15 Autos das nähere Gelände einkreisten, welchen angeblich ein Vollpfosten erspäht hatte. Dass der Uhrzeiger mittlerweile auf 14:30 Uhr fortgeschritten war und wir seit der frühen Morgenstunde nichts Essbares zwischen den Beißern hatten, schien niemanden zu interessieren. Nachdem wir irgendwann das Leoparden-Späh-Programm als gescheitert deklariert hatten, kehrten wir auf einem Rastplatz ein, der auch Planet der Affen benamt hätte werden können. Ca. 20 Primaten stürzten sich auf löön und Lisa, die Müh und Not hatten unsere Sandwichs zu verteidigen. 

Die kurze Rast wurde zugleich für die Fortsetzung unserer Pirschfahrt schnell abgehandelt und für weitere Stunden Landschaftserspähung ersetzt. Während wir überglücklich unserem Kindheitshelden "Pumba" entgegen traten, wurden wir außerdem Zeuge eines kannibalischen Vergehens am unscheinbaren Straßenrandes des Parks. Ein Affe machte sich an der noch lebenden Beute eines Löwen zu schaffen und riss dem armen Impalaya Reh die Beine aus, um das rohe Fleisch zu verspeisen. "Oh my God, ich dachte die Viecher seien Vegetarier!" Was ein zerstörender Anblick!
 
Nach diesen traumatisierenden Bildern, aber auch dem Erfolgserlebnis die Big 4 1/2 gesehen zu haben, erreichten wir am Abend das Lager für diese Nacht. Mittlerweile hatte sich die Gesamtlage der Reisenden etwas entspannt und wir bemühten uns stetig im English-Mode zu bleiben. Mehrere Rügen der Holländerin hatten bereits für eine Spaltung der Gruppe gesorgt. Für Team München galt der holländische "Totalausfall" als überhaupt nicht mehr tragbar und auch bei uns schien der Geduldsfaden zu platzen, als jeglicher deutschsprachiger Kommunikationsaustausch mit nicht ausschreibbaren Schimpfwörtern tituliert wurde. 

In solchen Fällen hilft nur eins: Krieg oder Lagerfeuer mit Bier. Wir entschieden uns für letzteres. Hakuna Matata! 

.. und in der nächsten Ausgabe zu lesen: Grippewelle, Lebensmittelvergiftung und Mountainbikesturz! Sofern ein Wifibalken zu finden ist, werdet ihr mehr über unsere aktuelle Lage erfahren. Bis dahin, Glück auf!

PS: Das Mobilfunknetz befindet sich in einem desolaten Zustand. Weder ein Funksignal, noch der Hauch von drahtloser Netzwerkinfrastruktur ist hier vorhanden. Obwohl, ist das eigentlich so schlecht?




Hello Africa!

"Yolo* ist dann net mehr!" stellte löön neben mir fest, als wir die mitreisende Gesellschaft begutachten, die sich allesamt oberhalb der berüchtigten Ü60 Marke befanden. "Mir doch egal, Hauptsache das Essen kommt pünktlich aufn Tisch!" bemerkte ich mit knurrendem Magen und zählte die Minuten bis zur Boarding Time. Nur zwei mickrige Brötchen hatte ich mir den Morgen in den Magen gearbeitet. Da konnten wir von Glück sprechen, dass uns Eva mit ihrem Klassiker "Nutella-Zopfkuchen" bedacht hatte, von dem wir wenigstens bis Check-In zehren konnten. Daniel begleitete uns noch bis Endkontrolle und schickte uns dann in Richtung Abfluggate. Gegen 21:00 Uhr konnten wir endlich die Plätze in der etwas urigen Flugmaschine einnehmen, die seit den 90er Jahren wohl kein Update mehr erhalten hatte. Der nicht mal HD-fähige 8,5" Bildschirm offerierte auf Windows 98 Basis längst vergessene Blockbuster Legenden wie "Free Willy", "Speed" und "In 80 Tagen um die Welt". Kein wirklich ansprechendes Programm, hatten wir uns doch auf aktuelle Oscar-Nominierungen eingestellt, die uns in den Öl-finanzierten-Airlines als absoluter Standard bekannt waren. Da konnte es die knatternde South African Maschine nur noch mit der Bewirtung raushauen, hatte das Entertainment Programm für uns schon auf ganzer Linie versagt. Doch die Enttäuschung sollte schon nach wenigen Minuten in neuen Enthusiasmus umschlagen, sind löön und ich mit ein bisschen Hackbraten, Kartoffelbrei und gekochtem Möhrengemüse wieder ganz schnell zufrieden zu stellen. Wir verabschieden uns an dieser Stelle schon mal von Funk, Film und Fernsehen, Pay-TV, Streamingdiensten und Music on-demand. Es geht back to the roots! Ein Hoch auf Offline Playlisten und analoge Schreibutensilien. Weiß noch jemand wie man ohne digitales Endgerät lebt? - Africa here we come! 

Um 8:00 Uhr morgens erreichten wir den Flughafen von Johannesburg, der uns ein welcome-gift von 30 Minuten Free Wifi bescherte. Doch diese kleine Aufmerksamkeit sollte nur wenige Minuten später ins Gegenteil umschlagen. Noch in der Arrival Zone wurden wir von penetranten Tip-Jägern über den Tisch gezogen. Auf die harmlose Frage wo denn der Shuttle Service für unsere Unterkunft zu finden wäre, wurden wir gleich 1 Euro und 50 Südafrikanische Rand los. Eine Fahrtgelegenheit hatten wir damit immer noch nicht, konnten uns aber durch viel Hin- und Her Telefoniererei schlussendlich zum gewünschten Ziel durchschlagen. Die Airport-Lodge überzeugte zugleich mit einem traumhaft schönem Ambiente. Gartenlauben, Hängematten, Pool und Stahlliegestühle, umgeben von einer zooartigen Behausung mit rehähnlichen Gebilden und frei laufendem Federvieh. Ein Ort der Idylle mit Wohlfühltemperaturen, die sich zwischen weder zu heiß noch zu kalt bewegen. Hier möchten wir gerne bleiben❤️.

Voller Furcht griffen wir nachmittags zu den Sagen umwogenden Malaria Tabletten, von denen wir schon so manche Schaudergeschichte gehört hatten. "Es hilft alles nichts, das Zeug muss runter!" Noch während wir die Prophylaxe über den Halstrakt in unseren Körper beförderten, fiel uns ein, dass wir die Tabletten nicht auf leeren Magen nehmen sollten. "Oh no, Dinner ist doch erst um 19 Uhr?!" Glücklicherweise hatte löön noch zwei Mini Hanutas zu offerieren, die uns vorerst das Leben retteten. Nur wenige Minuten später knockte uns ein 3-stündiger Tiefschlaf völlig aus. Ob dies nun von den Tabletten, dem ersten Sonnenbrand oder vielleicht doch nur von dem 10-stündigen, unsanften und schlaflosen Flug herrührte, können wir bisweilen noch nicht beantworten.

Pünktlich zum Briefing und Vorstellung der Tour + Mitreisenden, erwachten wir wieder zum Leben und ließen uns auf die nächsten Tage einstimmen. Die Kurzzusammenfassung: 17-tägige Mitmach-Tour (Zeltaufbau, Küchenarbeiten und Gepäcktetris) mit Team Germany & Neighbours! Unsere Truppe besteht aus der Tourleaderin Wendy, Busfahrer Mike, 2 Holländern, einer Dänin, einer Schweizerin und 7 Deutschen. Warmwasserduschen sind bestätigt, Wifi eher weniger. Wir kündigen somit schon mal eine unregelmäßige Blogaktualisierung an, die vermutlich alle 2-3 Tage stattfinden wird. Morgen früh geht es schon um 7 Uhr los in Richtung Krüger Nationalpark. Ca. 490 Kilometer und 7-8 Stunden Fahrt liegen vor uns. Was auch immer uns ab dann erwartet - wir sind bereit! Die Safari kann beginnen!

"Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!" bestätigte löön. "Auch kein Komma?" fragte ich nach letzter Korrekturabnahme noch einmal nach, hatte ich die mahnenden Worte von Melanie zu meiner katastrophalen Kommasetzung noch im Ohr. "Auch diese sollten vollständig sein." Juchee!

* you only live once



Ab in den Süden!

Südafrika. Da klingeln Vokabeln wie "Big Five", "Kap der guten Hoffnung", "Apartheid", "Nelson Mandela", "Vuvuzela" und "Der Bachelor". Ein Land zwischen Armut und Reichtum, endloser Weite, Rassismus, Freiheit und multikultureller Vielfalt. Klingt irgendwie wie Deutschland, wenn man mal die endlose Weite ausspart und dafür mit Bürokratie ersetzt. Aber das ist ein ganz anderes Thema und während alles in den nördlichen Teil der Welt strömt, setzen wir uns lieber in den Süden ab. Winter? Brauch man das wirklich? So einen mit richtig Schnee vielleicht, aber alles andere dazwischen kann man sich beruhigenden Gewissens ersparen. Anstatt Windschutzscheiben zu kratzen, ziehen wir es dieses Quartal vor, unsere Zelte bei Plusgraden und Sonnenschein in der Wildnis aufzuschlagen. Ein Trip durch die Kultur und Tierwelt Südafrikas, entlang von Küsten und Pirschfahrten in Nationalparks ist geplant. 17 Tage Camping - von Johannesburg bis Kaptstadt. Wenn wir dadurch nicht bis zum Ende der Reise die MacGyer-Survival-Zertifikation erhalten, weiß ich es auch nicht! Von warmen Duschen und fließend Strom ist eher wenig bis gar nichts zu lesen. Auch die Frage, ob ein Free-Wifi-Hot-Spot auf den Campingplätzen der Safari-Route installiert ist, konnte noch nicht in Gänze geklärt werden. Wir werden sehen und uns überraschen lassen, was uns dieses Afrika-Abenteuer zu bieten hat. Fakt ist: Wir werden wie immer alles mitnehmen was geht (vielleicht auch ein Erdmännchen..juhuu :D) und vor keiner exotischen Mahlzeit, sowie traditionellem Ritual zurückschrecken. Sofern es die südafrikanische Highspeed-Internet-Infrastruktur zulässt, werdet ihr hierzu in Kürze mehr erfahren und in Bild und Wort unseren Trip miterleben.

An all euch Skirulaubgenießer, Winterreifenfahrer und Kaminofenbeheizer, an all euch Eiskratzer, Schneschipper, Schal- und Handschuhvermumte, an alle Heizungsaufdreher, Teetrinker und Fließdeckenliebhaber, - macht erst mal ohne uns weiter - wir sind im Süden!


Know your enemy!

Oft sind es die Wesen von denen man es am wenigsten erwartet, die uns mit Fakten überraschen, die wir besser nie gelesen hätten.

So fordert das Nilpferd (auch bekannt als Happy Hippo aus dem Ü-Ei) fast zehnmal mehr Todesopfer als der ach-so gefährliche weiße Hai. Dieser kann in seiner jährlichen Statistik gerade Mal 15 tödliche Opfer aufweisen und befindet sich somit weit abgeschlagen auf Platz 10 hinter dem ostasiatischen Tiger (50 Menschenopfer) und dem Flusspferd, was es auf beachtliche 100 Menschenleben bringt. Mithalten kann hierbei nur die gute alte Kokosnuss, die sich unscheinbar zwischen Mango, Physalis und Papaya im exotische-Welt-Regal aufhält. Dass sie bis zu ihrem Deutschland-Import 150 Todesopfer auf dem Gewissen hat, wird selbst im beiliegenden Kleingedruckten nicht mit einer Silbe erwähnt.

Nach den üblichen Verdächtigen, wie Elefant, Krokodil, Skorpion und Schlange, die es zusammen gerechnet jährlich auf über 100.000 Todesopfer bringen, sind es wir Menschen selbst, die sich mit etwa 1,2 Millionen Verkehrsunfällen eliminieren. Doch auch hier schaffen wir es nur auf Platz 2. Angeführt wird die Liste, der gefährlichsten Killer der Natur, vom Kleinsten aller Übel. Fast unsichtbar und nur durch das nerventötende, nächtliche Summen zu vernehmen, arbeitet sich die 6 Millimeter große Gefahr auf Platz 1 der fragwürdigen Liste. Die Anpheles-Mücke ist für 2,7 Millionen tödlich endende Infektions-Übertragungen verantwortlich. Malaria,  eine Tropenkrankheit, die durch grippeartige Symptome begleitet wird. Da sag ich nur: Willkommen in Afrika und der Heimat dieses tödlichen Killers!

Wie gut, dass uns unsere Fachberatung Rebecca Dittmar mit Prophylaxen ausgestattet und die Gefährlichkeit dieser Erkrankung noch einmal  eingeschärft hat.  Viel zu leichtfertig hatte ich wohl erwähnt, dass die Nebenwirkungen dieses Produktes, wie Alpträume, Koordinationsprobleme, Depressionen und Psychosen, auch nicht zur verachten sind.

Am Ende gilt wie immer nur eins: No risk, no fun! Das Beste was man vom Reisen nach Hause bringen kann, ist immer noch die heile Haut!



Bildequelle: dailygreen.de

Leichtes Gepäck

"Du willst doch wohl nicht in Flip Flops abends weggehen?!" entgegnete mir Resi, als ich ihr einen Auszug der empfohlenen Pack-Checkliste für unseren Camping-Trip in Südafrika präsentierte.

1 kurze Hose
4 T-Shirts
1 Fleece-Top
2 Paar Schuhe
..

Schon beim Überfliegen dieses Dokumentes, sah ich vor mir mehrere Personen meines Freundes- und Bekanntenkreises die Segel streichen und gedanklich den Cluburlaub in der Türkei buchen.
Übersichtlich. Wenn nicht zu sagen: Minimalistisch. Und in knappen Worten der beigefügte Tipp des Reiseveranstalters: "Ihr werdet viel unterwegs sein, daher empfehlen wir leichtes Gepäck."
Auf der anderen Seite: Brauche ich auf einem Camping-Trip durch die Wüsten und Nationalparks Afrikas tatsächlich Weggehschuhe? Keine Ahnung wie die Infrastruktur und das Nachtleben im gefühlten Nirgendwo zwischen Johannesburg und Kapstadt aussieht. Zeit zum Einlesen in dieses Land hatten wir diesmal überhaupt nicht. Ständig kamen uns Events wie Silvester, Weihnachten, Weihnachtsfeiern, Geburtstage, Meetings, Greetings, Projekte und andere organisatorische Unliebsamkeiten dazwischen. Das ganze komplettiert durch den normalen Arbeits- und Feiertagsstress, Einkäufe und die ständige Frage "Was ziehe ich heute an?"
Der Gedanke nur 4 Kostüme zur Auswahl zu haben, hätte sicherlich so manche stundenlange Kopfzerbrecherei eingespart und womöglich dafür gesorgt, dass man sich wieder mal aufs Wesentliche konzentriert.

Wie dem auch sei, das Live-Experiment, mit einer Handvoll Garderobe über 3 Wochen auf Safari auszukommen, werden wir in einer Woche starten und spätestens nach wenigen Tagen feststellen können, ob Steffi mit ihrer lyrischen Zeile "Es reist sich besser, soviel besser, mit leichtem Gepäck." recht hatte.

In diesem Sinne, weniger ist mehr. (gedanklicher Nachtrag: Weniger ist eigentlich so gut wie leer!)



 

Bildquelle:  99traveltips.com