TSV Fleisbach goes Rimini Teil 2

Nur um Haaresbreite verpassten wir die Qualifikation, in das auf Sonntag terminierte Finale, welches im Stadion von Gatto da Mare vor renommierten Publikum ausgetragen werden sollte. Der Pokal schien schon in greifbarer Nähe, als wir das erste Spiel auf internationalem Parkett und bei sportfreundlichen Temperaturen von 40 Grad austrugen. Gleich zwei Treffer markierte das Team aus dem Lahn-Dill-Bergland im Eröffnungsspiel gegen die Azuris, welche jedoch mit 3 Scores dagegen hielten und die Partie knapp für sich entschieden. Nach einer einstündigen Pause folgte Spiel Nummer 2 und schon hier stand die Sonne auf ihrem dauerhaften Höchststand. Während wir uns also im Dauerwechselmodus und mit 5 Eimern Wasser am Rand durch die Partie kämpften, spielten die Sonnen verwöhnten Italianos die 24-minütige Angelegenheit 'mal eben so runter'. Hatten wir am Abend zuvor den Referee, welcher im selben Etablissement wie wir untergebracht war, bereits entsprechend gebrieft und mindestens 5 Penaltys ausgehandelt, schien dieser im entscheidenden Moment dieses verdrängt zu haben. So endete dieses Spiel auch wieder knapp mit einer Niederlage. 

Die nachfolgenden 4 Stunden sollten der anstrengendste Teil des Turniers werden. Denn auch im Tournament-Modus wird in Italien Siesta gehalten. Jedoch ist die italienische Siesta keinerlei Pendant zur guten alten deutschen Mittagspause, versteht man unter dem Wort 'Ruhe' doch eher weniger. Das liegt zum einen an dem sehr ausgeprägten Sprachorgan, als auch an der erweiterten Lautstärkefunktion der Italienerinnen. Das Gedudel aus dem qualitativ minderwertigen Soundanlagensystem und die lieblos zusammen gestellte Playlist mit ausschließlich italienischem Liedgut der Techno- und Ghettoszene, trug dem Gesamtbefinden auch nicht weiter bei. So mussten auch leider die nachfolgenden zwei Spiele knapp aus der Hand gegeben werden, da leichte Seh- und Höreinschreinkungen im deutschen Kader zu vermelden waren. 

Im letzten Spiel schmiss der TSV Fleisbach jedoch noch mal alles was ging in die Partie. Aufopfernd, kämpferisch und niemals-aufgebend konnten wir zu später Stunde noch 3 Punkte und somit den 9. Platz einnehmen. Manch andere Teams schienen da mit 0 Punkten und 0 Toren weitaus abgeschlagener. Auch unsere Hotelfreunde aus Bergamo erreichten nicht den Qualifikationsstatus und setzten sich fast zeitgleich mit uns ab. Nur unsere   Trilingualtalente aus Luxemburg erreichten das große Finale, ohne die wir übrigens weder das Reglement, noch die Speisekarte, noch sonstige Turnierhinweise, die ausschließlich in italienisch verfügbar waren, verstanden hätten. Umso mehr freute uns der spätere Turniersieg von Team "Multikulti". 

Für den TSV Fleisbach endete am Samstag daher die weitere Turnierteilnahme, auch wenn wir uns diese Information mal wieder selbst ableiten mussten. Dies hielt uns jedoch nicht davon ab den letzten Abend in gemeinsamer Runde noch einmal gebührend ausklingen zu lassen. Man nimmt somit einiges mit aus Rimini: Erfahrung, Stiche am ganzen Körper, rote Hautfilter, das ein oder andere modische Accessoire und die Erkenntnis weitere Turnierteilnahmen auf den nord- bis westlichen Teil Europas zu beschränken. 

Unnützeste Mitnahme bei diesem Trip ist dieses Mal das gute alte Glätteisen gewesen, welches weder Steckerkonform, noch in der Anwendung dauerhaft nützlich war. Dafür erwiesen sich Tübchenvielfalt von Sonnencreme bis Fenistil als Dauerrenner und immer griffbereit. Ein weiterer Trugschluss in Italien sollte die Nutzbarkeit von Besteck sein. Zu Bedenken gilt, das dieses Werkzeug bei Benutzung mit satten 1,50€ zu Buche schlägt. Dafür hält man besser Abstand von Zusatzbrötchen, welche als Beilage zu Salat und Pasta serviert werden. Diese gleichen Konsistenztechnisch eher einem Golfball und zeichnen sich nicht unbedingt als Delikatesse aus. 

"Thank you for nothing!" präsentierte sich Co-Trainer und Steuercaptain Carsten vor versammelter Mannschaft, als sich die Busreisenden bereits am Sonntag morgen von Rimini verabschiedeten. Mit Pokal im Gepäck machte sich der Vortrupp also wieder auf die Reise, während die Flieger noch einen Tag am Strand verleben durften. Nebst Sonne, Strand und Meer, wurden uns im 15-Minuten Takt nützliche bis brauchbare Warengüter hochwertiger Qualität offeriert und präsentiert. Diesmal waren es Carla und löön, die beim Sonderverkauf "Augenschutz" zuschlugen und je drei Sonnenbrillen erwarben. Besonders das Modell "Fichtenholz" fand viel zu Zuspruch, was mich schlussendlich ebenfalls zum Kauf bewog. 

"Ich bin eine einzige Schweißperle." gab becks in dehydrierten Worten von sich, als wir uns schlussendlich im nicht klimatisierten Zug nach Bologna einfanden, von wo aus es per Flugzeug zurück in die Heimat geht. Arriverderci bella Italia! - noch bemängeln wir deine unerträgliche Hitze, doch schon in wenigen Stunden werden wir das kalt-regnerische Wetter in good old Germany verfluchen! Bravissimo! 





Fleisbach goes Rimini! Teil 1

"Was isn' das für en sonderbares Schlauchsystem?" rief ich über die eingebaute Telefonanlage im Bad meinen Mitreisenden zu, als ich das Föhngerät begutachtete. "Damit werden wir keinen Krieg gewinnen." stellten wir trocken fest und kalkulierten eine Föhn-Nettozeit von 45 Minuten ein. Das Airport Hotel überzeugte mit einem reichhaltigen Frühstücksbüffet, welches jedoch Minuspunkte bei Industrie-Rührei zu verbuchen hatte. Auch die Distanzangaben entpuppten sich als trügerisch. Hatte der Hotelportier noch vor wenigen Tagen per Mail vermeldet, dass es nur ein "short walk" von 500 Metern vom Hotel zum Busbahnhof sei, so korrigierte das Personal vor-Ort die Angabe auf 3,5 Kilometer Fußmarsch und die Frage "Do you like to book a taxi?" Als wir uns die nicht begehbare Strecke Richtung Busstopp anschauten, bejahten wir die Frage zugleich und orderten mit einem Unkostenbeitrag von "Maximum 20€" die personalisierte Fahrvariante. Am Hauptbahnhof Bolognas angekommen, sollte die Reise weiter nach Rimini gehen. Unsere Reiseleitung löön hatte dafür alles akkurat und mit spitzen Bleistift ausgearbeitet. Zu unseren besonderen Überraschung sollte auch das Unterhaltungsprogramm während der Fahrt zu keinem Zeitpunkt zu kurz kommen. Nach nur wenigen Minuten Zugreise, gesellte sich eine einbeinige italienische Musikkünstlerin in unser Abteil, die mit einem äußerst ausgeprägten Sprachorgan und dezent extravaganten Kleidungsstil alle Blick auf sich zog. Ihr brandneues Keyboardgerät, sowie die überdimensionalen Kopfhörer, gigantische Sonnenbrille und spitzlackierten Fingernägel vervollständigten das Gesamtbild. Mit ihrer Police-Office Hutbekleidung und einer abgefranzten Krawatte schlug die bis ins Detail geschminkte, italienische Lady Gaga in die Tasten und schmetterte avatarische Lyriken durch das Zugabteil. Mit absoluter Selbstüberzeugung und einem Hang zum Überschwänglichen berichtete uns der selbst ernannte Star, nach ihrem grandiosen Auftritt, von ihrer unglaublich erfolgreichen Karriere und ihrem 60-jährigen Produzenten, der sich derzeit in Südamerika befindet. "Bye Bye Girls from Germania!" rief uns die, mit bürgerlichem Namen bezeichnete 'Marika Bianchi' zu, als sie uns noch eine Visitenkarte zur Eventbuchung hinterließ. 

Ohne musikalische Untermalung stiegen wir in Raverne um und setzten die Reise bis zum Endziel "Torre Pedrera" fort. Ganz ohne bürgerliche Mithilfe und Ortskenntnisse erreichten wir schlussendlich das 3-Sterne Hotel mit Blick auf Strand. Der nächste Aktionspunkt lautete 'Sprung ins brühwarme Meer" und Réunion des Teams TSV Fleisbach. Im Chill- und Bademodus gestalteten wir die weiteren Stunden, bis wir uns zum Gala- und Eröffnungsabend des Turniers nach Gatteo de Mare begaben. Mit großen Erwartungen und einem einheitlichem Dress betraten wir die Kunstrasenfläche, die uns zwischen Staunen und ernüchternder Erkenntnis, vorerst den Atem nahm. Höchst improvisiert eröffnete sich zwischen Bierzeltgarnitur, italienischem Fingerfood, Plastikbechern, Campinggefilden und ausländischem Vokabular das Event vor uns. Denkwürdig, seltsam, surreal und nicht-von-dieser-Galaxie, lässt sich das Abendprogramm was irgendwas zwischen Mini-Playback, Transvestiten und Spice-Girls-Comeback - Show hatte, wohl annähernd beschreibend. "Ich dachte wir wären hier auf ner renommierten Veranstaltung angemeldet." ließ löön noch verlauten, als wir uns mit fragwürdigen Blicken dem anders-als-gedacht-Event hingaben. So blicken wir gespannt dem morgigen Turnierverlauf und weiteren Ereignissen entgegen. Der Provinzverein TSV Fleisbach meldet sich hiermit in den Schlafmodus um die internationalen Randbedingungen zu verarbeiten und sich Neuem zu öffnen. Salute und Buon notte! 





Avanti, avanti!

"Jetzt aber schnell!" rief uns die Zollbeamtin noch hinterher als wir im Spurtmodus und mit 0,003 Promille Richtung Gate A68 spurteten. Als letzte Einheit des Rimini-Komplotts traten löön, Carla und ich die Reise ins ferne Italien an und machten unserem Status "slow motion but hungry as hell" alle Ehre. 3 Pfefferbeißer, 2 Lattenkracher und diverse Kaltgetränke konnten nur halbwegs unsere Aufenthaltszeit vor Boarding Time überbrücken. Was dazwischen und danach passierte weiß der Himmel. "Leute wie sind hier eigentlich hier her gekommen?" fragte ich meine Gefolgschaft, als wir mit viel Glück und Verstand in Reihe 15 D-F Platz nahmen. "Ich bin froh, wenn ich mein Auto einparken kann, wie schaffen die das denn mit diesen Fluggeräten?"stellte Carla im Genuss von "Knuspers Honig & Senf Brocken" fest. - Die einzige nicht-Sondermahlzeit während des 1,5 stündigen Flugs. Diesmal war es im übrigen das DM-Markenprodukt "Handcreme flavour Flower Power" was mich (juli) gefühlte Stunden im Durchsuchungsmodus fest stecken ließ, während auch Carla einem Sonderkommando durchzogen wurde. Die neu hinzugefügte Fleisbach-Brosche wollte einfach nicht als Normal-Merkmal gescannt werden. Nur löön erlangte mal wieder den Status "akkurat wie immer", was uns schlussendlich zum richtigen Gate und korrekten Flugmaschine brachte. Mit Quietschtönen und sonderbaren Soundklängen startete das Flugobjekt Richtung Bologna und hob holpernd ab. "See u soon my friends!" hätten wir gerne noch gepostet, jedoch gab dies der Offline-Modus nicht her. Noch auf der Rollbahn verschränkte Carla die Hände über ihrem Kopf und inspizierte im Blickwinkel die vorperforierte Papiertüte, welche sich zwischen safety-cunstrictions und Lufthansa Miles&More World Shop Soecial befand. Mit einem Warsteiner Gold-Edition-Drink legten wir jedoch jeden Hauch von aufkommender Flugangst nieder und stimmten uns auf die bevorstehenden 1,5 Stunden Flugfahrt ein. "Enorm zu kurz" kommentierte juli, als wir schon wieder den Landeflug aufnahmen und ich den Druckausgleichsmoment verpasste. Im rechten Ohr taub und mit 43 Kilo Transfergepäck in Summe schnappten wir uns unsere Gepäckstücke und marschierten um 0:05 Uhr Richtung Airport Hotel. Mit 14,50 € Taxiebühr erreichen wir unser 5 Kilometer entferntes, jedoch mit 4 Sternen ausgezeichnetes, Hotel. "Alles richtig gemacht!" kommentierten wir das luxuriös ausgestattete Bad Etablissement, sowie den vornehm eingerichteten Schlafbereich. Wer hätte noch um 19:45 Uhr solch Extravaganz und punktgenaues Eintreffen erahnt, als uns der Frankforter Fluglotse mit Hauptschulgewinn entgegnete "Jetzt müsst ihr erst mal die ganze Scheisse zurück und dann Richtung Kelsterbach zu Terminal 1!" In diesem Sinne: Auf eine kurze Nacht! - um 5:00 Uhr ist diese vorbei!