Froh dabei gewesen zu sein!

"..I owned every second
That this world could give
I saw so many places
And things that I did
Of every broken bone
I swear I lived."


- One Republic

Vietnam. Ein Land mit vielen Gesichtern. Freundlich, pulsierend, intensiv, politisch stringent, kulinarisch atemberaubend, dynamisch, handwerklich altmodisch, authentisch, beherzter Patriotismus, Leben am Limit, digital vernetzt, chaotisch, schlaflos, kämpferisch, jung, clever, aufregend, barmherzig, farbenfroh, laut, motorisierend, aufstrebend, lebendig und zufrieden.

Trotz unseres verhältnismäßig kurzen Aufenthalts von 12 Tagen konnten wir uns einen recht guten und vor allem intensiven Eindruck des Landes verschaffen. Wir haben alles mitgenommen was möglich war und Land, Flora, Fauna, Bevölkerung und Geschichte von einer durchweg positiven Seite wahrgenommen.

Die hygienischen Abstriche, die wir machen und einfach mal kopfmäßig ausschalten mussten, konnten um ein Vielfaches durch das Erlebte und Überangebot an kulinarischer Extravaganz und surrealer Eindrücke aufgewogen werden. Same same but different ist wohl die entscheidende Überschrift dieses Landes und womöglich eines ganzen Teil des asiatischen Kontinents. Eine scheinbar völlig andere Welt, Kultur, Wahrnehmung und Lebensform,- und doch am Ende nicht viel anders als unsere. Am Ende streben wir doch alle nach denselben Grundbedürfnissen Glück, Liebe, Akzeptanz und innerer Zufriedenheit.

Vietnam war ein Abenteuer und kann nur jedem Reisebegeistertem ans Herz gelegt werden. Wir haben unsere persönlichen Top 3 aus allen Kategorien am Ende zusammengefasst und ziehen somit Bilanz:

Top 3 Orte:
* Hoi An
* Hanoi
* Ho Chi Minh City

Top 3 Activities:
* Tauchen in Nha Trang (-> Rainbow Diving)
* Fahrradtour in Hoi An (-> Hoian Cycling Tours)
* Cu-Chi-Tunnels in Ho Chi Minh City (-> Cu-Chi-Tunnels Tour)

Top 3 Kulinarisches:
* Gerichte à la carte
* Streetfood / Barbecue
* Seafood

Top 3 nützlichste Mitnahmen:
* Desinfektionsmittel (mind. 5x tgl.)
* 50+ Sonnencreme (ja, wir sind noch weiß!)
* Rei in der Tube

Top 3 unnützeste Mitnahmen:
* Reiseapotheke (blieb unangerührt)
* Survival-Kit (blieb unangeührt)
* Kaputzen-Pulli und Dreiviertel-Shirts (reines Sperrgut!)

Top 3 Sätze:
"Boah, was für ne Hitze!"
"Oh man, was freu ich mich auf die Dusche!"
"Ich hab schon wieder Hunger…"

Top 3 Fragen:
"Wieviel sind noch mal 100.000 VND in Euro?"
"Wann gehen wir morgen zum Frühstück?"
"Do we have some time for taking a shower after check-in?"

Top 3 vietnamesische Gefälligkeiten:
* Free Wifi everywhere
* Happy Hour everywhere
* überaus preiswertes Reiseland

Überflüssigste Investition:
30.000 VND für Kaffeefahrt auf Parfum-River in Hue

Sinnvollste Investition:
1.308.600 VND für maßgeschneidertes Kleid

Top 3 schlimmste Momente:
* Nachtzug 2
* Nachtzug 3
* Nachtzug 1

Top 3 beste Momente:
* Nachtzug 1 - der Morgen danach (wir haben überlebt!)
* Nachtzug 2 - löön beim Hinauspfeffern des verseuchten Kissen zu zusehen :D :D :D
* Nachtzug 3 - Mot, Hai, Ba, YOOOO!

In diesem Sinne, ein Hoch auf das Reisen und all die unverhofften und nicht einkalkulierbaren Vorkommnisse während dieser Zeit. Es ist das, was das Reisen aus- und einzigartig macht. Ein personalisiertes Abenteuer mit Höhen, Tiefen, Glücksmomenten und absoluter Vollkommenheit! Just do it!

"..ich bin in Flüsse gesprungen, egal wo wir waren,
hab soviel gesehn, von der Welt in den Jahren,
egal was danach kommt, wohin wir auch gehn,
.. ich bin froh dabei zu sein!"

- Philipp Poisel





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This is not a goodbye, it's a see you later!

Little note to our new friends (Adriana, Stephanie, Sophie & First): Thank you for having an awesome time in Vietnam. You made this holiday very special for us. It's been a happy time with you! And it was sooo nice :)

Und da sind wir nun. Am Ende unserer Tour und in der sagenumwobenen Hauptstadt Vietnams, Hanoi. Die Luftfeuchtigkeit hat sich auf krasse 66% runter reguliert und die Temperaturen bewegen sich bei milden 36 Grad. Ach tatsächlich? Wie kommt es dann nur, dass uns die Brühe schon beim Sitzen herunter läuft und die Luft so dicht steht, dass der Vorwärtsmarsch dadurch beeinträchtigt wird? Und wie kommt es, dass wir seit 2 Tagen die Dusche nur zu gesonderten Uhrzeiten nutzen können, da die Stadtwerke Hanois das Kaltwasser in der kompletten City abgedreht haben? Was ist da nur los?!?

Mit dieser und weiteren Fragen zogen wir heute Richtung Mausoleum um den Gründungsvater Vietnams Ho Chi Minh Audienz abzustatten. Hierbei bleibt zu erwähnen, dass der vietnamesische Volksheld, Revolutionär & ehemalige Präsident seit 45 Jahren tot ist, jedoch im einbalsamierten Status besucht werden kann. Unser 5-köpfiger Trupp fand sich also bei widerwärtigen Temperaturen und in Kurzgewand-Erscheinung (Top, Hotpants, Flip Flops) um 9:30 Uhr am Eingang ein, welcher bereits von gefühlten 30 vietnamesischen Grundschulklassen belagert wurde. Weitere Touristen, Kommunisten und Patriotisten standen ebenfalls Schlange. "Die sind aber ganz schön dick gekleidet." wunderten wir uns noch als wir im selben Moment von offizieller Seite aus der anstehenden Schlange konsultiert wurden. "No Entry for you!" sprach der Offizier bestimmend und verwies auf unsere bloßen Schultern und Knie. Schlagartig holte mich mein Mailand-Kathedralen Déjà-vu ein, bei dem die Kurzbekleidung ebenfalls untersagt war. "Na super, und jetzt?" Im nächsten Moment kreiste eine gut vorbereitete Stoffhändlerin um uns, die mit diversen Tüchern, die selbst meine Oma nicht tragen würde, warb. Mit kritischen Blicken begutachteten wir die Workaroundlösung, die uns angepriesen wurde. "Für den modischen Fauxpas gebe ich doch keinen Pfennig aus!" Schlussendlich einigten wir und mit der verhandlungssicheren Dame auf eine Mietkaution und warfen uns den Stoff über die reklamierten Körperteile. Du glaubst es nicht!


Während der Pilgerwanderung zur papstähnlichen Audienz schwitzten wir uns auf 2 Kilometer Gehweg zu Tode und wurden zudem mit weiteren Verbotsschildern konfrontiert. "No photos!" "No mobile!" Selbst das Tragen der Sonnenbrille war Grund uns erneut anzumahnen. In Begleitung mehrerer Offiziere und unter Bewachung der Leibgarde, betraten wir dann das Mausoleum und schritten andächtig an dem fast lebendig erscheinenden Ho Chi Minh vorbei. Ich glaube es hätte ihm nichts ausgemacht, wenn wir weniger getragen hätten..


In Folge der Besichtigung erkundeten wir weitere Ho Chi Minh lastige Gefilde, worunter unter anderem das Museum fällt. Ho Chi ist hierzulande ein absoluter Megastar und wird in dem Museum, sowie in der ganzen Stadt mit Postern, Bannern und Skulpturen verehrt. Eine Art asiatisches Pendant zu Che Guevera? Wie auch immer, der ehemalige Präsident sollte an diesem Tag größte Konkurrenz in seinem Monopol von Lichtgestalt bekommen. Völlig unvorbereitet und überraschend wurden plötzlich wir zur Attraktion des Geschehens. Mit viel Mühe und Not wollten wir uns eigentlich nur durch die 30 Schulklassen bis an den Ausgang drängen, doch da machte unser neuer Starfaktor nicht mit. Horden von Kindern kamen auf uns zugeströmt mit der Bitte um ein Bild mit ihnen. Im Selfie-Smartphone-Modus posten wir somit mit Generation "6-12 Jahren" und kamen aus dem Blitzlichtgewitter gar nicht mehr raus. Ein ganzer Fanclub folgte mir, als ich meinen Trupp vergebens zwischen den uniformierteren Kinderscharen suchte. Selbst Interviews blieben nicht aus und ich freue mich schon jetzt in sämtlichen Klassenbuchfotoalben als Heldin aus good old Europe zu erscheinen.

Wir schafften es irgendwann der neu gewonnenen Fangemeinde zu entfliehen und setzten unsere kulturelle Reise fort. Eine Sache, die wir bereits im Vorfeld gelernt hatten, ist, dass der Vietnamese an sich keiner Religion zugehörig ist, sondern sich anhand des Karma-Mechanismus orientiert. "What you give is what you get." Was du gibst oder anderen zufügst, wirst du eines Tages zurück bekommen. Auch die 5 Elemente (Feuer, Erde, Wasser, Luft, Himmel), sowie die Yin Yang Symbolik (Begriff der gegensätzlichen Beziehung und des Gleichgewichtes) finden sich in dem Glauben der Vietnamesen wieder.

Mit diesem Hintergrundwissen betraten löön und ich den Gefängnisgebäudekomplex "Hỏa Lò", welcher Ende des 18. Jahrhunderts von den Franzosen errichtet wurde um vietnamesische Widerstandskämpfer zu inhaftieren und zu foltern. Auf grausame und unmenschliche Weise wurden die Vietnamesen von ihren Besatzern hier gehalten, behandelt und getötet. Ein Bild des Grauens und der Erschütterung! Als man sich von den Franzosen dann befreit hatte, kamen postwendend die Amis ins Land gefallen um ihre Luftangriffe zu starten, bei denen Kindergärten, Krankenhäuser und Kirchen zerstört wurden. Der schlimmste Luftangriff erfolgte 12 Tage lang über Hanoi, bei dem jedoch auch sehr viele amerikanische Piloten abstürzten. Diese Piloten wurden in genau dieses Gefängnis transportiert und bis zum Ende des Krieges festgehalten.

Jedoch auf ganz andere Weise als dass es die Franzosen taten. Nach Anweisung von Ho Chi Minh wurde den amerikanischen Gefangenen das Leben hinter Gittern so gut wie möglich gestaltet. Hierzu gehörten warme Mahlzeiten, sportliche Aktivitäten, ein eigenes Weihnachtsfest mit der Möglichkeit eine Kirche zu besuchen. Und trotz dass auf Vietnam weitere Bomben abfielen, stellte die vietnamesische Regierung den Gefangen die Post ihrer Angehörigen akribisch zu. Als 1975 das Ende des Krieges beschlossen wurde, wurden auch die Gefangenen mit einem Koffer voll vietnamesischer Souvenirs in die Heimat zurück entlassen. Noch heute besuchen einstige amerikanische Gefangene ihr "Hanoi Hilton", wie sie es spaßeshalber nannten.

Beeindruckt und etwas benommen von der sehr realistischen Darstellung des Gefängnis, kehrten wir wieder zurück in die "Old City" Hanois. Kleine, verwinkelte Gässchen, der Geruch von Gewürzen und frisch Gegrilltem und die unheimlich intensive Atmosphäre machen diese sympathische Hauptstadt zu etwas ganz besonderem. Man verliert sich leicht in den Gassen und entdeckt immer wieder etwas neues. Man wirkt unter den vielen Millionen Menschen völlig verloren und doch werden wir an all unseren Tätigkeitsstätten freudig wieder erkannt. Man hält bei jeder Straßenberührung die Luft an und befürchtet von einem motorisiertem Fahrzeug erfasst zu werden und doch passiert es einfach nicht.

Hanoi muss man einfach lieben.





Take only memories, leave only footprints..

Ein weiteres Weltkulturerbe, welches zudem angeblich zu den neuen 7 Weltwundern gehört, durfte heute von uns bestaunt werden. Die Halong Bucht. Auf vielen Postkartenmotiven, sowie Magnetsouvenieren konnten wir diese gewaltigen Buchtungsinseln bereits an allen Stationen unserer Reise bestaunen. Doch es kommt wie es kommt.

Die Sicht auf Halong Bay ist heute eher trüb. Zudem beeinträchtigen Lastwagen, Absperrungen und andere Baustellenfahrzeuge den Blick auf dieses UNESCO-Weltkulturerbe. Vor einem Jahr sah das noch ganz anders und vor allem naturbelassener aus. Wir werden zugleich darüber in Kenntnis gesetzt, dass ein reicher vietnamesischer Investor hinter dieser Landschaftsveränderung steckt und für die Panoramabild störenden Baustellen-Fails verantwortlich ist. In einem finanziellen Großprojekt möchte er Halong Bay zu einem touristischen Mekka und Pendant Dubais gestalten. "Wie unschön!" stellen wir synchron fest. Hatten wir uns doch mittlerweile mit den Hygiene-Basics arrangiert um dafür das echte Leben und die vollkommene Natur zu erleben. "Aus die Maus!" Bald wird Halong Bay vermutlich so überlaufen und kommerziell sein, wie der Pariser Eiffelturm oder der Mainstream Grand Canyon.

Wie immer gibt es zwei Seiten. Gut für Wirtschaft, Tourismus und vermutlich eine Verbesserung der Lebensverhältnisse der Einheimischen. Jedoch eine Niederlage für Umwelt und Natur, die schon jetzt unter den Ausmaßen des Massentourismus zu leiden hat.

Wie dem auch sei, natürlich gehörten auch wir genau zu den Touris, die Halong Bay mit dem Schiff erkunden wollten. Unserer 5-köpfigen Truppe wurde hierfür ein Privatboot zur Verfügung gestellt, welches zudem über eine 3-Mann Besatzung verfügte (Captain, Koch + Bedienung). Für 4 Stunden fühlten wir uns wie im Paradies als wir unter sowie auf Deck alle Annehmlichkeiten nutzen konnten und zudem ein Meeresbüffet wie im Schlaraffenland serviert bekamen. Shrimps, gefüllter Krebs, Fisch mit integrierten Ingwergewürzen, bunter Meeressalat, Frühlingsrollen, Reis, Nudeln und Pommes füllten unsere Teller und Mägen.

Währenddessen kamen draußen die ersten Kalksteinformationen zum Vorschein, bei denen es sich meist um kleine unbewohnte Inseln handelt. Knapp 2.000 dieser Kalkfelsen ragen aus dem Meer, welche sich auf einem Kalksteinplateau unterhalb der Meeresoberfläche befinden.

Doch nicht nur von Außen sind diese gewaltigen und anmutigen Felsgebilde ansehbar, die wahre Schönheit befindet sich wie so oft meist im Inneren. So haben sich über Jahrtausende hinweg atemberaubende Stalagmiten und Stalaktiten zu unwirklichen und bizarren Tropfsteinhöhlen innerhalb des Fels gebildet. Wir durchschritten diese gewaltigen Felshallen und arbeiteten uns die schwer begehbaren Steintreppen auf und ab. Interne Feststellung: Die zu bewältigende Höhlenstrecke hätte keinesfalls mit Magdalena Beckers Gedächtniskrücken durchgeführt werden können!

Mit dem Kajak erkundeten wir zudem die Grotten und Lagunen zwischen den Dschungel bewachsenen Felssteinen. löön und ich teilten uns hierbei einen Zweisitzer und paddelten wagemutig drauf los. Absolut fasziniert und überwältigt durchquerten wir den felsigen Tunnel zur ersten Lagune. Wie in eine anderen Welt drangen wir in die Bucht ein und bestaunten dieses Wunder der Natur. Sophie und der Tourleader machten sich derweil wieder auf die Rückkehr und zogen in einem Affentempo Richtung Tunnel. Wir kamen keinen Meter hinter her. Es war wie verhext! Wir paddelten und paddelten als ob es keinen Morgen geben würde, doch es tat sich absolut nichts. Lag es an dem Gegenwind und der starken Gegenströmung? Oder waren wir echt einfach so schwach als dass uns die ganze Paddelei völlig überforderte? Die Nervosität stieg, waren die anderen beiden nur noch am Horizont zu erspähen und völlig auf sich fixiert. Als ein erneuter Paddelangriff völlig fehlschlug, gaben wir resigniert auf. In diesem Moment erblickten wir mit ungläubigen Augen unseren Widersacher. Ein Fischernetz hatte sich in unserem Boot verfangen, welches uns an der Bucht fest hielt. Ein weiterer Blick in die Richtung ergab, dass das dünne, fast unsichtbare, jedoch sehr robuste Seil mindestens 30 Meter lang war, welches auch die Entfernung zur Bucht ausmachte. Wir schrien so laut es nur ging Richtung Tourleader, da die Selbstbefreiung schier unmöglich war. Erst nach mehreren Hilferufen drehten sich die anderen beiden erschrocken um und paddelten in Windes Eile zu uns zurück. Dem Tourleader gelang es nur mit Mühe das Seil endgültig zu durchtrennen und das Fischernetz damit zu zerstören. "Oh man ey, das kann auch echt nur uns passieren!" Und nach dem ersten Schockmoment fielen wir allesamt in einen Lachflash ein. Lost in the Bay. Ich hatte uns schon Tom-Hanks-like auf der Dschungel- und Höhlenbucht überleben sehen.

Am späten Nachmittag schipperte uns das Boot wieder gen Hafen. Unser Fazit zur Halong Bucht: Eine absolut faszinierende Gegend, die in jedem Fall in jeder Vietnamreise fest integriert werden sollte. Jedoch sollte man seine Erwartungen nicht so sehr an den Postkartenmotiven orientieren, da diese meist aus der Luft erstellt wurden und dadurch unheimlich mehr von sich geben. Aber wer weiß,- vielleicht wird Halong Bay ja noch so kommerziell ausgerichtet, dass selbst ein Helikopterflug irgendwann möglich sein wird.

In diesem Sinne ein Hoch auf unberührte Naturwelten und nicht-kommerzielle Anlagen!

A place called Harmony :)

in my life i've lived, i've loved, i've lost, i've missed, i've hurt, i've trusted, i've made mistakes, but most of all, i've learned.

Bevor wir nach Halong Bay und zu unserem Nachtzugerlebnis 3.0 aufbrachen, nutzten wir den freien Vormittag für die Besichtigung des beschaulichen Royal Palace in Hué. Hierbei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Hué die einstige Hauptstadt Vietnams war (1803-1945) und übersetzt den Namen "Harmonie" trägt. "juli wir sind zu Hause!" strahlte löön und ich stimmte ihr harmonisch zu.

Ein weiterer interessanter Fakt ist, dass der Royal Palace zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde, was einmal mehr unser Interesse weckte und Ticketgelder zücken ließ. Doch bei all dem kulturellen Brimborium und hochgepriesenen Empfehlungen sich diese kaiserliche und spirituelle Tempelanlage anzuschauen, mussten wir an dieser Stelle leider unsere wenig kulturelle Empfänglichkeit fest stellen. Das riesige Tempelgelände, was sich aus besonders vielen sonnenbestrahlten Vorhöfen zusammen setzte, bleibt uns wahrscheinlich am meisten durch die knallende und aggressive Hitzebestrahlung in Erinnerung. Trotz alledem möchten wir das Kulturerbe nicht schlecht reden, uns fehlt vermutlich nur der Sinn solch geschichtliches Denkmal würdig zu schätzen.

Wir taten somit wieder das was wir richtig gut konnten: Eis essen, Lunch einnehmen und Billard spielen. Begleitet von Firsts Gitarrenklängen und Gesängen, genossen wir erneut das klimatisierte Ambiente von Le's Garden Bar & Restaurant. Und wie sollte auch anders sein, kamen wir schlussendlich ausgerechnet hier zur spirituellen Erleuchtung. Im erweiterten Blickwinkelmodus entdeckten wir Deckenlampenweisheiten, die innerhalb des Lampenschirms mit Edding eingraviert waren.

"kindness makes you the most beautiful person in the world, no matter what you look like."

"being with no one is better than being with the wrong one. sometimes, those who fly solo have the strongest wings."

Leider war keine Weisheit und auch kein Geheimtipp zur kritischen Thematik Nachtzug im Lampenschirm zu finden. Also mussten wir uns dieser Sache einmal wieder selbst annehmen. Die 14-stündige Zugreise, die diesmal schon um 15 Uhr startete, läuteten wir mit einem Saigon Bier ein. Es folgten 3 weitere frisch gekühlte 333 Biere, die ergänzt durch zwei Reisweinshots zur erfolgsversprechenden Mischung führten. Wir fielen geradezu in unsere Kajütenbetten und schliefen das erste Mal in unserer eigenen Nachtzuggeschichte ohne jegliche Aussetzer und Vorkommnisse wie ein Baby ein und vor allem durch.

War es nun der Alkohol, der uns fügig machte? Oder vielleicht doch die Erkenntnis, dass wir es noch viel schlimmer hätten treffen können? Als wir zuvor den Zug zwecks Besuch der "Bar" durchquerten, führte unser gefühlt 15-minütige Gehweg durch sämtliche Abteile unseres Transportmittels. Hierbei wurde uns sehr schnell klar, dass wir uns wohl in der 1.Klasse befinden mussten, sahen die anderen Abteilungen doch wesentlich spärlicher eingerichtet und herunter gekommener aus. Auch die Geruchintensivität wurde von Abteil zu Abteil stärker bis kaum aushaltbar. Doch bei all den wideren Umständen stellten wir auch noch eines fest: lächelnde Menschen. Beim Betreten jedes Abteils wurden wir von den Leuten angesehen und mit einem Lächeln begrüßt. Und alles was wir zurück geben konnten war ebenfalls ein Lächeln. Die Welt schien wieder in Ordnung und der Friede mit dem Zug gemacht.

In diesem Sinne Gute Nacht aus Vietnam.

Beauty is nothing without brains & heart.

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Same same, but different.

Eigentlich ist Vietnam wie Deutschland, nur anders. Die vielen Kriege, die Trennung durch eine Grenze während des kalten Krieges und die erst sehr junge Übereinkunft des Landes sind nahezu Spiegelbild unserer eigenen Geschichte.

Bewusst wurde uns dies erneut, als wir den Hai Van Pass überquerten, welcher eine natürliche Grenze und Wetterschneide zwischen Nord- und Süd-Vietnam bildet. Doch dieser Pass ist nicht nur "Wolkenpass" sondern in dem Indochina-, sowie Vietnamkrieg eine höchst strategisch und umkämpfte Grenze gewesen. Dieser Berg, mit Panoramablick aufs Meer, ist vor ein paar Jahren noch Schlachtfeld gewesen auf dem 10 Jahre lang die Stellung seitens der Nordvietnamesen gehalten wurde. Ein kompromissloser Krieg, bei dem die Amerikaner über 8 Millionen Bomben auf dieses winzige Land abgeworfen hatten und Wälder, sowie ganze Landstriche mit Napalmgas (Brandwaffe aus gelierten Benzin) und Agent Orange (Entlaubungsmittel) verseuchten. Ein Wunder, dass heute wieder so viele Bäume und Pflanzen wachsen, die nach dem Krieg wegen eben dieser Giftgase völlig ausgerottet waren.
Heute begutachten amerikanische, süd- sowie nordvietnamesische Touristen dieses einstige Schlachtfeld. Eine Tragödie der Menschheit. Wie Deutschland halt, nur anders.

In Hue angekommen wurde, wie sollte es auch anders sein, als erstes zum Programmpunkt Essen übergegangen. Merkt euch einfach eins: Wir sind im Schlaraffenland der Kulinaristik angekommen. Es muss hier einfach alles getestet werden!

Der Tag stand ansonsten überwiegend im Zeichen der Schildkröte. Slow it down and keep it cool! Bei 40 Grad und Dauerbefeuchtung kommt man einfach nicht aus dem Schwitzmodus heraus. So überquerten wir heute als einzig abhakbare Option den Parfüm River, welcher nur wenige Meter entfernt unseres Hotels aufzufinden war. Die preiswerten Gebühren für $4 pro Person auf buntenfarbigem Kutter, entpuppten sich jedoch recht schnell als Verkaufsveranstaltung. Die 2. Kapitänin zauberte plötzlich aus dem Holzboden des abgenutzten Bootes sämtliche unbrauchbare Schätze hervor, die das Sammler- und Messiherz höher schlagen lassen. À la Kaffeefahrt wurden uns nach und nach buntiges Allerlei präsentiert und schmackhaft gemacht. In einem mal wieder sehr schwachen Moment schlug ich bei Tapetenmalerei zu, da die Frau in mitleiderregende Verkaufsmethodik verfallen war. Nun denn, irgendjemand werde ich diese Souvenirs schon unterjubeln, das sollte die geringste Schwierigkeit sein. Es hätten noch viele weitere Accessoires über den Bootsbasar versteigert werden können, jedoch gab sich der Rest der Kundschaft stringent und wenig verhandlungsfähig.

Im Sonnenuntergangsmodus schlenderten löön und ich entlang des Ufers, wurden jedoch nur wenigen Minuten später ins Zwiegespräch genommen. Zwei vietnamesische Studentinnen fragten uns höchst interessiert und fasziniert über unsere Herkunft, Reise und Familie aus. Wir befürchteten schon wieder in einer kuriosen Verkaufsfalle gelandet zu sein, jedoch entpuppte sich die Fragestunde als ein Englischschulprojekt, welches von deren vietnamesischen Professor aktiv begleitet wurde.

Plötzlich waren wir umringt von einer Horde Studenten, die uns allesamt mit großen Augen anstarrten und unsere Ausdrucksweise sowie Verhalten exakt zu studieren schienen (die hätten sich mal lieber echte Briten fischen sollen, dachte ich mir, aber egal). Der Professor erklärte uns dann, dass er seine Schüler nicht nur Theorie beibringen möchte, sondern ihnen die Praxis der Face-to-Face Kommunikation lehren wollte. Er sähe es als höchst kritisch an, dass eine ganze Generation das Miteinander und den Respekt zueinander verlieren würde. Freundlichkeit, Anstand und Höflichkeit seien für ihn genauso wichtig wie die Fachlichkeit.

Das klang sehr spannend und so fragte ich den 75-jährigen nach seiner Vergangenheit und wie das damals so war im Krieg. Er hielt sich kurz: "During the war I escaped to the States and stayed there for twenty years." Als er zurück kam sprach er nicht mehr über den Krieg. Es sei die Vergangenheit und wir leben im Hier und Jetzt. Alles was wir tun gehört der Zukunft an.

Geflasht von den Worten verabschiedeten wir uns von der Studententruppe, die gerne noch unsere E-Mailadresse für Facebook-Adds und möglichen Schüleraustausch notieren wollten (lööns Alter wurde auf sweet 18 geschätzt!!). Wir vertrösteten mit einer Alternativ-Emailadresse. Leute, bei allem guten Willen, aber wir wollten keine 30 neuen Studentenfreundschaftsanfragen morgen in der Facebook-Mailbox haben. Da muss die gute alte E-Mailkommunikation herhalten.

Zum Abschluss des Tages fanden wir uns in dem Szene Restaurant und Bar "Le's Garden" ein. Hier konnten nicht nur wieder neue kulinarische Entdeckungen gemacht werden, sondern bei Ententanz und Billard auch noch das entertainende Geschick unter Beweis gestellt werden. Unsere stetigen Begleiter Happy Time, Happy Room, Happy Water und Happy Hour sorgten für den entsprechenden Fun-Faktor und die Bedienung für unterhaltende Stimmung! In diesem Sinne:
Mot, Hai, Ba, YOOOO!
(1, 2, 3, Yo! = Prost in vietnamesisch)

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Mittendrin statt nur dabei!

Es ist 8:00 Uhr morgens. 36 Grad und es wird noch heißer. Die Luft steht. Wir brechen zu unserem 3. Gang am Frühstücksbüffet auf, trotz der strickten Ermahnung heute "just a small breakfast" einzunehmen. Das ist uns jedoch reichlich egal, darf so ein ausgiebiges Mahl keines Falls liegen bleiben oder auf einen Gang reduziert werden.

Grund für diese Essenuntersagung ist, dass es um 10:00 Uhr mit einem kulinarischen Programmpunkt im Center von Hoi An weiter geht. Und schon jetzt wissen wir, dass wir an diesem Tag voll auf unsere Kosten kommen werden. Wir finden uns in der Kochschule "Streets" vor einem Heißgarkochtopf, einer hölzernen Kelle und einem Bambusstab wieder. Der Tisch ist bereits ansprechend gedeckt und wir brennen auf die Kochinstruktionen unseres 2-köpfigen vietnamesischen Meisterkochteams. Bevor es jedoch ans Eingemachte geht, möchte der 19-jährige mit uns einige vietnamesische Vokabeln rund um die Grundnahrungsmittelversorgung Asiens lernen. Es werden diverse Nudelsorten, Reiskornarten und Bambuspflanzen rund gereicht und schon jetzt läuft löön und mir das Wasser im Mund zusammen. Nach einem kurzen Vokabeltest übernimmt die 18-jährige Vietnamesin das Wort und zeigt uns auf eindrucksvolle Weise wie eine Reiswaffel hergestellt wird. Adriana (die Kolumbianerin) wird zugleich zur Assistenzköchin ernannt und steigt in den Fertigungsprozess voll mit ein. Anschließend werden wir 4 weiteren Kochschüler an die Arbeitsplatte gebeten um das Erlernte direkt um zu setzen. Das Endergebnis ist optisch grandios und schmeckt auch noch fantastisch. Leute, es muss viel mehr asiatisch gekocht werden!

Wir erhalten nach erfolgreicher Fertigung noch einen tropischen Gartensalat, der jedes Gourmetherz höher schlagen lässt. Ein Traum aus Blattsalat, Schrimps, Chicken, Ei, Bambus, Gemüseeinheiten und einem Chili-Zitronengras-Limetten- Dressing. Bon Appetit!

Mit voll geschlagenem Magen führt der Weg weiter zu der Maßschneiderei Yaly Couture. Hier hatten wir uns am Tage zuvor Stoffe und Kleidformen angesehen, die von den lokalen Schneiderkünstlerinnen in ein vorzeitiges Endprodukt nach unseren Wünschen umgesetzt wurden. Nun galt es ein erneutes Fitting durchzuführen um den modischen Eycatcher maßgenau auf uns abzustimmen. löön und ich waren bereits jetzt mit dem optischen Highlight hellauf begeistert und konnten das finale Fitting am Abend kaum erwarten.

Zuvor stand uns jedoch noch eine 18 Kilometer lange Fahrradtour bevor, die nur wir zwei in einem leichten Anfall von Wahnsinn gebucht hatten. Merke: es sind mittlerweile 40 Grad und prallende Mittagssonne zu vermelden.

Doch wir waren vorbereitet: Unsere 50er Sonnencreme hatte bisher gute Dienste geleistet. Des Weiteren konnte nun die Active-Outdoor-Ausrüstung zum Einsatz kommen, die wir seit Anbeginn der Reise mit uns rum schleppen. Der Camel-Active-Rucksack mit Wasserschlauchfunktion und 1-Liter Fassvermögen sollte mein wichtigstes Tool während des Fahrradtrips werden. An dieser Stelle ein kurzer Gruß an meinen Bruder: Dieses Wunder-Device darf dann gerne direkt in meinen Besitz übergehen ;-)

Voll ausgestattet sattelten löön, First und ich die Mountainbikes und starteten mit dem 20-jährigen Tourguide "Zoom-Zoom" durch. Die erste Strecke führte entlang bewässerter Wiesen und hatte etwas von erweitertem Aartalseeausflug an sich. Wir erreichten eine riesige Gartenkräuterzucht wo uns bereits ein 90-jähriges Ehepaar in Empfang nahm. Die beiden sind seit über 60 Jahren verheiratet und haben während dieser Zeit im Indochinakrieg, sowie im Vietnamkrieg gedient. "Ask him how many Americans he killed." sagte First zu mir, doch das traute ich mich nicht.

Viel interessanter und beeindruckender fanden wir in diesem Moment, mit welcher unglaublichen Meisterleistung der 90-jährige seine Kräuterfelder bewässerte. Mit einem Holzbalken über den Schultern und an jeder Seite zwei Blechgießkannen gespannt marschierte er durch die Felder und goss diese 1A-synchron. Ich verschaffte mir selbst Eindruck und manövrierte das Gießkannenkonstrukt auf meine Schultern, die nahezu zusammen brachen. Unglaublich, was die Leute hier körperlich zu leisten haben!

Die Fahrt ging weiter und wir erreichten nun weitere größere landwirtschaftliche Felder, Wiesen und Fischzuchten. Ein Landwirt begegnete uns mit seinem Wasserbüffel. Dies warf zugleich die Frage auf "Do you wanna ride on it?" "Sure, why not?" entgegnete ich, während löön mich nur kopfschüttelnd und lachend ansah. Wir stiegen kurz vom Fahrrad ab und liefen zu dem Wassertümpel in denen sich 2 Wasserbüffel mit ihrem Kalb abkühlten. Der vielleicht geschätzt 16-jährige Buffelo-Soldier nahm sich das Seil, führte den Büffel zum Wiesenrand und gab mir ein Zeichen zum Aufsteigen. Mir musste wohl die einschlagende Sonne zu stark auf den Kopf gebrannt haben, denn ich stieg ohne nachzudenken auf dieses riesige Tier und durchquerte mit ihm das Gewässer als wäre es das normalste der Welt. Zu unser aller Erstaunen gab der mächtige Büffel nicht mal einen Eigengeruch ab was ich an dieser Stelle sehr lobenswert finde. Wir verabschiedeten uns nach diesem Ausritt wieder und setzten unsere Reise durch die Vororte Hoi Ans fort.

Gegen Nachmittag kehrten wir in dem Bambushaus eines Ehepaars ein, die in Eigenproduktion Reisschnaps herstellen. Selbstverständlich wurde uns hier nicht nur Wasser angeboten ;-) Zoom Zoom erklärte uns den Gesamtprozesses zur Herstellung dieses hochprozentigen Getränks und der Besitzer schenkte uns freundlich je ein Gläschen ein. "Ach du lieber Himmel, das brennt ja wie Feuer!" "Komm wir nehmen eine kleine Flasche für die nächste Zugfahrt mit!" Gesagt getan schlossen wir noch schnell den Handel ab und sind nun voller Zuversicht das Erlebnis Nachtzug 3.0 gut zu überstehen.

Zum Abschluss des Trips hielten wir noch einmal Rast bei einer Familie, die nahe des Ufers lebt. Der Herr des Hauses überreichte uns zugleich zwei selbst hergestellte Schilfkronen sowie weiteren aus Schilf hergestellten Schmuck. Des Weiteren durften wir eine kurze Fahrt auf dem nahe gelegenen Fluss im Bambusboot erleben. Dieses Boot gleicht einer riesigen Kokosnuss, in die man sich einfach rein setzt und ein wenig umher rudert. Sehr chillig - gefällt uns! ;-)

Die letzte Etappe führte dann schlussendlich durch die befahrene Stadt, wo wir uns neben unseren Mopedfreunden wieder einfanden. Ziemlich geschafft, jedoch überglücklich über das Erlebte erreichten wir unser Hotel und verabschiedeten Zoom-Zoom. Wahnsinn! Was ein unglaublicher Trip! Den können wir einfach nur jedem ans Herz legen, der sich in Vietnam befinden solltet.

Der Tag endete zu guter Letzt wie er angefangen hat: mit Essen. löön kann immer nur wieder eines feststellen: "So gut wie hier habe ich noch nirgends gegessen. Grandios!" In diesen Sinne verabschieden wir uns heute mit vollem Magen, tollen Erinnerungen und zwei maßgeschneiderten Kleidern. Tạm biệt!

Happy Hour everytime!

Um nach Hoi An zu gelangen mussten wir erneut das lieb gewonnene Transportmittel Nachtzug in Anspruch nehmen. Mit strahlenden Augen betraten wir den Zug und öffneten glückselig unser Abteil. Tränen der Freude liefen uns die Wangen hinunter als wir den Geruch von Erbrochenem in unsere Nase aufnahmen und die "used" Bettlaken in Augenschein nahmen. Welcome to your Nachtlager 2.0!

Der Duft war schlicht unüberiechbar und selbst die Sofortmaßnahme Sagrotan Desinfizierung schien keineswegs zu greifen. löön war mittlerweile auf 280 und schmiss das betroffene Kissen wütend aus dem Abteil. Ich (vor lauter Tränen im Lachmodus) versuchte mehrfach auf den Frontdesk des Schaffnerbüros zu schlagen, doch seine einzige Reaktion auf den Kissen-Fauxpas war: Abziehen des Lakens und Rückgabe des Blanko-Kissens an uns. What the hell?!?!?

löön zog daraufhin im leichten Aggrozustand alle nachtzuggestellten Wäscheartikel ab und wich auf ihre Reisedecke + Kissen zurück. Ich (immer noch lachend) durfte mein blaues Wunder im Anschluss erleben. Bei näherer Betrachtung des Bettlakens erwies sich dieses ebenfalls als gebraucht und der Geruch weniger atemberaubend als lööns.
Während die zwei mitreisenden Vietnamesen keinerlei Beanstandungen zu vermelden hatten, wurde für uns die Flasche Sagrotan zum besten Freund für diesen Abend. Dicht gefolgt von den 4 Bierdosen, die an diesem Abend bitternötig waren. Für den Umtrunk begaben wir uns in das Nebenabteil unsere Gruppe, die lediglich 1-2 Insektentiere zu bemängeln hatten. Wir lachten und tranken den Unmut hinfort und stellten einmal mehr fest: Man lernt nach solchen Reisen die eigenen Hygienestandards wieder viel mehr zu schätzen. Nichts auf dieser Welt ist selbstverständlich! Cheers!

Nach einer 10-stündigen unruhigen, aber wesentlich angenehmeren Fahrt (löön hat diesmal 2 anstatt 1 Stunde geschlafen), erreichten wir Hoi An und unser Hotel für die nächsten zwei Nächte. Was uns hier jedoch erwartete kann man als absolutes Kontrastprogramm zur Zugfahrt definieren. Ein Palast eröffnete sich vor unseren Augen und eine junge Vietnamesin reichte uns ein Tableau mit Kaltgetränken. Die Hotelanlage verfügt desweiteren über mehrere Gärten, einen Swimmingpool, Bar und Spa-Bereich. Die Zimmer sind riesig und gut klimatisiert. Wir wissen nicht genau warum, aber unsere Zimmertür führt direkt zum großen Frühstücksaal mit einem unglaublich vielfältigen Buffet. You know where you can find us ;-)

Wenn man sich auf Hoi Ans Straßen aufhält sollte man stets vorbereitet sein. Erkennt man die sich anbahnende Situation nicht früh genug und schlägt bestimmend eine andere Richtung ein, hat man folgenden Fragekatalog ganz schnell an der Backe:

* Where you're from?
* When did you arrive?
* When do you leave?
* You are so beautiful
* Come to my shop and have a look around just one minute
* Happy Hour just for you today

löön und ich gerieten in Hoi An geradezu in einen Happy Hour Marathon. "Special price for you my friend." Die Kundenkaltaquise beginnt hierfür meist schon am Stadtrand. Per Fahrradbegleitung wird man mehrere Meter ins Stadtinnere begleitet um die Kundenbindung zu intensivieren. Wenn man nur den Anschein macht eine andere Richtung einschlagen zu wollen, werden die Anweisungen um ein vielfaches lauter und bestimmender. "Oh, you can make me lucky today, just buy one thing." Die traurigen Augen taten ihr nötiges und ich wurde selbstverständlich erneut weich um bei Schnick und Schnack zu zugreifen. Es ist aber auch wie verhext!

Hoi An präsentierte sich ansonsten von seiner besten Seite. Ein kleiner feiner Ort mit einer wunderschönen Altstadt, vielen tausend bunten Lichtern und einem freundlichen Völkchen. Bereits im 4. Jahrhundert wurde diese Stadt gegründet und stellte im 16. Jhd. einer der größten Hafenstädte Südostasiens dar. Da Hoi An die einzige unzerstörte Stadt während des Vietnamkriegs war, diverse Rebellionen und die französische Besatzung überstanden hat und somit sehr gut erhalten ist, wurde sie mit der Auszeichnung UNESCO Weltkulturerbe gekührt. Zurecht wie wir finden. Ein absoluter Wohlfühlort, der durch Geschichte, einem erleuchtenden Flair und aufregendem Nachtleben auf ganzer Linie überzeugt. Dürfen wir bitte hier bleiben?

Into the blue..

Nach dem letzten abenteuerlichen Activity "Nachtzug-Experience" galt es erst einmal den allseits beliebten, sowie bewährten Modus "Chill-die-Basis" zu aktivieren. Viele dringend notwendige To-Dos wie Reorganisation des Backpacks, erster Waschgang mit dem kleinen Helfer Rei-in-der Tube, sowie der Tagespunkt "Strandgang" mussten abgehandelt werden.

Im Anblick eines fast leergefegten Sandstrandes und türkis-blauen Wassers betraten wir unsere Privat-Area, die First für uns gebucht hatte. Diverse Kaltgetränke, Rum und Wodka wurden uns bereits um 10:30 Uhr gereicht, wobei mir zugleich der Spruch "Wer um 10 Uhr Rum trinkt ist kein Alkoholiker, sondern Pirat!" in den Kopf schoss. löön und ich blieben aber erst einmal bei der Kindergeburtstagsvariante und wendeten uns den viel wichtigeren Dingen wie eincremen, schwimmen und essen zu. Hierbei wurde unser Grill Know-How ganz abverlangt, wurden wir doch zugleich in den Muschel-Gar-Prozess voll integriert. Nebst diesen, in Schnittlauchsoße getränkten Meeresprodukten, wurden zudem geröstete Karottenpflanzen, Kartoffeln und Fleisch gereicht und um mehrere Dips verschiedener Schärfegrade ergänzt.

Um diese ganze Kalorienflut der vergangenen Tag mal etwas abzuarbeiten wechselten löön und ich von Chill- zu Sportmodus. Völlig überraschend begeisterten wir unsere Mitreisenden damit so sehr, dass diese sich, sowie weitere Zivilisten der Trainingseinheit "Tennis-Fußball" anschlossen. In spaßiger Runde konnten wir unsere Bezirksliga-Skills voll unter Beweis stellen und das überschaubare Strandpublikum hellauf begeistern. Auch hier stellen wieder einmal erfreut fest: Sport verbindet weltweit! Ein Hoch auf die Mainstream-Sportarten :)

Der Abend selbst endete mit einem Streedfoodbarbecue in den Straßen von Nha Trang. löön und ich, die scheinbar seit Tag 1 zu den Essensbeauftragten auserkoren wurden, wählten aus diversen bewässerten Eimern lebende Unterwasserspezien aus, die anschließend auf dem Grill landeten. Nichts für schwache Nerven!

Als Belohnung wurden löön und ich abends noch in den Sea Club von Nah Trang geführt, was überhaupt meine favourite Strandbar-Lokalität for all-time seit dem heutigen Tag ist. Cocktail, Bier, weißer Sandstrand, Öllampen, chillige Musik und das Meeresrauschen im Hintergrund. Ein Traum!

Am nächsten Morgen ging es schon früh zur Sache. löön und ich hatten uns kurzfristig bei "Rainbow-Diving" für einen Trip aufs offene Meer und zu den Korallenriffs angemeldet. Mit einem Schiffskutter gelangten wir unter hoher Wellengewalt und starken Schiffswanken zu den Hot Spots der vietnamesischen Unterwasserwelt.

Nun galt es allen Mut der Welt aufzunehmen und den Neoprenanzug und Flossen überzustülpen, Tauchmaske zu fixieren, Gewichte anzulegen und die himmelschwere Sauerstoffflasche auf den Rücken zu schnallen. Der Sprung vom Kutter ins Meer stellte hierbei die erste Mutprobe dar, die jedoch unbeschadet absolviert wurde. Mit unserem privaten Coach an der Seite, der uns bereits an Board intensiv instruierte, tauchten wir anschließend in unbekannte Welten ab. Doch leichter gesagt als getan. Die Multitaskingfähigkeit "Atmen durch Sauerstoffschlauch", Druckausgleich, Steuerung des Gewichtes und folgen der Zeichensprache gesteuerten Anweisungen des Coachs überforderten zunächst gänzlich. Insbesondere der neuartige Atmungsprozess war sehr gewöhnungsbedürftig und erforderte höchste Konzentration, sowie bedingungsloses Vertrauen in die Gasflasche. Als der Atmungsweg allen klar war, kam die nächste Challenge: tiefer tauchen. löön und First wagten sich mutig voran und bewegten sich ab dann schwebend im Meer entlang der Riffs. Meine Randbedingungen machten mir hierbei einen Strich durch die Rechnung, fing der schmerzvolle Ohrendruck bereits in 3 Meter Tiefe an. Auch das ganze Tip-Repertoire zum Ohrendruckausgleich halfen da wenig weiter. So musste der Tauchgang meinerseits nahe der Oberfläche erfolgen, was jedoch der Sache nichts weiter abtat. Eine unglaubliche und sehr empfehlenswerte Erfahrung die Welt einmal aus Sicht eines Fisches oder Meeresschildkröte zu sehen. AMAZING!

Nach einem zweiten Tauchgang und einem Früchtebuffet an Bord, kehrten wir gegen Nachmittag wieder im Hafen ein und begaben uns an den Strand. Auch hier muss man wieder feststellen: traumhaft! Einziges Manko: alle halbe Stunde kommt entweder eine penetrante Gemüsehändlerin an der Liege vorbei um frische Maiskolben zu offerieren oder Team Physio begibt sich ungefragt an deine Beinpracht um diese "very cheap price" zu bearbeiten. Möchte man jedoch "only the right foot" anstatt "the whole body" für "half price" massiert bekommen, hat man die beiden Damen unbewusst ganz schnell abgeschüttelt. Die machen scheinbar keine halben Sachen. "Sollen die sich doch hin machen wo der Pfeffer wächst!" lachte löön ihnen noch hinter her, während ich doch ein wenig enttäuscht war meinem Fußbehandlungstermin nicht wahrnehmen zu können.

Zwei Tage Sonne, Strand und Meer neigen sich dem Ende zu. Lange konnten wir es hinauszögern und ausgiebig genießen. Doch nun geht die Reise weiter. Nach Hoi An. 10 Stunden Fahrt. Mit dem Nachtzug. Augen zu und durch!

Schlaflos durch Vietnam..

Konstante monotone Rollgeräusche. Werden lauter, wenn wir Fahrt aufnehmen. Es schwankt, knattert und quietscht. Klirren einer losen metallischen Befestigung. Vorbeihuschen von grellen Lichtkegeln. Die Luft feuchttrocken und stehend. Ein frischer Hauch der Klimaanlage, der durch das Abteil zieht. Draußen das Rasseln eines großen metallischen Schlüssels. Babyschreien. Und zwischendurch ein plötzlich abruptes Bremsen mit Rückkopplung am ganzen Körper zu verspüren. Wir kommen zum Stehen. Es klopft draußen monoton auf rostige Schienen. Immer wieder sind Blitzlichter zu vernehmen. Nach 15 Minuten Dauerklopfen nehmen wir wieder Fahrt auf. Die Strecke wird unruhiger. Und die abrupten Wackler intensiver.

Es ist 02:45 Uhr und wir liegen im Nachtzug nach Nha Trang. Die Matratzen sind hauchdünn und durchgelegen. Längentechnisch befinde ich mich auf Anschlag. An ein Einschlafen ist nicht zu denken.

Als es sich so richtig schön eingeregnet hatte, verließen wir mit Sack und Pack das Hotel und starteten Richtung Bahnhof Ho Chi Minh City durch. Eine 9-stündige Nachtzugreise stand uns bevor mit der wir nach Nha Trang gelangen wollten. Das Bahnhofsgelände eher unspektakulär und schlecht riechend. Bahnhof halt.

löön und ich betraten den Zug und schoben uns entlang eines schmalen Gangs in unser Abteil. "Übersichtlich!" stellten wir fest und machten zugleich Bekanntschaft mit den beiden vietnamesischen Herren, die sich mit uns das Abteil teilen sollten. Der Rest der Gruppe war eine Tür weiter auf selbigen beengten Raum untergebracht.

"Na ja, das scheint hier ja alles sicherlich TÜV geprüft zu sein." merkte ich an als löön schon mal den Matratzentest vollzog und im selben Moment ihre Reisedecke + Kissen auf der spärlichen Unterlage integrierte und sich argwöhnisch mit den neuen Randbedingungen anfreundete. "Muss man wohl alles mal im Leben erlebt haben." stellte sie trocken fest, während wir unseren Mitternachtssnack schon mal auf dem kleinen ausgeklappten Tisch ausbreiteten.

Die Stimmung erreichte zeitlich ihren Höhepunkt als wir bei Butterkeksen nur-echt-mit-22-Zacken und einer Party-Erdnussmischung zulangten und das Zischen des Bieres erklingen ließen. Tourguide "First" gesellte sich zum Feierabendbier zu uns und wir plauderten noch eine ganze Weile über dies und jenes, bis unsere vietnamesischen Abteilungsgefährten das Signal zur Nachtruhe bekannt gaben.

Die Örtlichkeiten im Zug waren die zweitgrößte Herausforderung unserer rollenden Unterkunft, aber hierzu gehe ich besser gar nicht weiter ein. Manches sollte man einfach der Imagination überlassen.

Wir liegen nun seit mehreren Stunden mehr schlecht als recht in dieser alternativen Unterkunftsmöglichkeit. Ich stelle mir zugleich die Frage wie wir zwei weitere schlaflose Nächte dieser Art über die Bühne bringen sollen. Definitiv auf der Liste für die nächste Fahrt stehen folgende lebensnotwendige Artikel:
* 6-8 Dosen Bier
* 1 Flasche Rum
* Baldrian oder ähnliche schlaffördernde Medikamentation
* Luftmatratze oder ein Upgrade in die Überlängen-Class (gibt es so was?!)

In diesem Sinne, ein Hoch auf das gute alte Schlafzimmer. Wir wissen es heute mehr denn je zu schätzen!

Tunnel enabled successfully!

Ihr kennt doch bestimmt noch Tom & Jerry? Diese Zeichentrickserie mit der kleinen flinken Maus und dem bösen, grimmigen und besonders dreimal so großen Kater. Der, der Sendung um Sendung vergeblich versucht die kleine Maus zu fangen um was auch immer mit ihr anzustellen. Genau dieser Tom, dem nur eines durch den Kopf kreist: Diesen armen, winzigen Jerry zu eliminieren, welcher sich lediglich im Besitz eines Mini-Mauselochs befindet. Der Tom, der trotz seiner Übergröße und klaren Überlegenheit jede Sendung aufs Neue scheitert und an dieser scheinbar einfachen Mission fast selbst zu Grunde geht.

Wenn ihre diese Sendung kennt und verfolgt habt, dann könnt ihr euch ziemlich genau vorstellen wie der Vietnamkrieg ausgesehen hat. Die USA, die mit allen Waffen der Welt auf das kleine feine, ärmliche Vietnam eingefallen ist und alles in Grund in Boden zerstört haben. Warum? Weil sie es sich in den Kopf gesetzt hatten, nichts weiter. Es gab keinen Grund warum 60.000 US-Militärs und ca. 3 Millionen Vietnamesen getötet wurden. Der große Tom wollte nicht, dass der kleine Jerry in seinem winzigen Loch mit seinen eigenen Hausregeln wohnt. Und die demokratisch überzeugten Amis mochten nicht, dass der Vietnamese in seinem Mini-Land kommunistisch geführt wird.

Doch trotz der großen Übermacht und den vielen schlimmen Waffen, hatte Jerry einen Vorteil: Er war einfach 10-mal schlauer als Tom und dem großen Tom immer 5-10 Schritte voraus. So vollbrachten die Vietnamesen eine Glanzleistung und bauten händisch einige Tunnel, die am Ende ein Tunnelsystem von 250 Kilometern ergaben. In diesem versteckten, lebten und kämpften 60.000 Vietnamesen 20 Jahre lang, bis der Ami mit einer fetten Niederlage (besonders fürs Image nach Außen wie Innen) endlich wieder heimzog.
Tom kriegt Jerry nicht!

Die teilweise gut erhaltenen Tunnelsysteme schauten wir uns heute gespannt an und wagten uns in die Tiefen des Systems hinab. Eine beeindruckende Konstruktion, die sich durch Schießanlagen, ausgeklügelte Fallensysteme mit Aufspießfunktion und anderen Hindernissen als hervorragendes Verteitigungskonstrukt erwies. Es lohnt sich in jedem Fall dieses geschichtliche und wegweisende Lager zu besuchen. Und man stellt mal wieder fest: Obacht ist geboten, wenn man sich mit jemanden anlegt, der eigentlich mit dem Rücken zur Wand steht oder mit dem Gesicht zum Boden liegt.

Als special event fanden wir uns am Ende des Tunnels vor einer Schießanlage und mit einer M16 auf der Schulter für 10 Schuss ins Ungewisse wieder. Wer hätte das Gedacht, dass die Harmonie mal zur Waffe greift?!

Nach dieser ausführlichen Geschichtsstunde (O-Ton löön: "Wir sind ja nicht nur zum Spaß hier!") begaben wir uns ins Markttreiben. Der Ben Than Market flashte uns mit einem Overflow an Allerlei. Die Vertriebler von Mode bis Gemüseware bedrängten uns mit ihrem Verkaufsgeschick und verwickelten uns immer wieder in die Versuchung bei Ware "Made in Vietnam" zuzugreifen. Natürlich wurde einer von uns weich (juli) und ließ sich mal wieder gekonnt über den Tisch ziehen. Es ist auch immer wieder aufs Neue der selbe Fauxpas!

Pünktlich wie die Maurer erreichten wir unser Hotel als der monsunartige Regen untermalt von Blitzgewitter einbrach. Bei einem heißen Kaffeegetränk und einem erfrischenden Smoothie glaubten wir uns in der Barlobby sicher und holten analoge Schreibware zum Vorschein. Nur wenige Minuten später wiesen uns unsere Mitreisenden dann auf den Boden hin. "Do you know what's happening?" Erstaunt blickten uns löön und ich an als der Lobby-Bereich evakuiert wurde und das Wasser unsere Füße erreichte.

Wir befinden uns nun in der ersten Etage und es regnet immer noch. Keine Angst Leute, das Hotel hat 11 Stockwerke, so schnell gehen wir nicht unter..

Unter Strom!

Ich habe noch nie, nie nie nie so viele Mopeds an einem Ort gesehen. Das ist absolut surreal! Chaos pur! Stellt euch das Zimmer eines 14-jährigen Teenagers vor und ihr habt eine blassen Schimmer wie die Straßen von Vietnam aussehen. Würde ich ein Gegenwort für LEAN suchen dann wäre es Vietnam. Noch immer frage ich mich wie wir unbeschadet und nur Flip-Flop tragend auch nicht nur von einem einzigen dieser motorisierten Roller überrollt werden konnten. Zebrastreifen und Gehwege scheinen hier noch sehr viel weniger Bedeutung zu haben als in Italien. Hier wird einfach gefahren wie es gerade so passt. Und doch, bei all der Unordnung, Verwirrung, Huperei, dem offensichtlichen Chaotismus und nicht vorhandenem Regelwerk "läuft es". Und zwar so fluffig, dass dieses ganze Chaos scheinbar System hat. Es halten sich einfach alle dran und spielen mit. So lang alle chaotisch fahren, gehen und hupen funktioniert es und ist von Außen betrachtet eine Faszination alternativer Verkehrswelten. Phänomenal!

löön und ich hatten dieses Spektakel bei einem kurzen Look-Around unserer Nachbarschaft beobachten dürfen. Kurz gesagt: Ein Schritt aus dem Hotel und du steht mitten drin statt nur dabei. Keine 50 Meter dauerte es bis wir uns bereits an einem dieser umworbenen Street Food Stände einfanden und unser erstes kulinarisches Highlight erwarben. Ein gegrillter Maiskolben getaucht in einem Schnittlauchgemisch, zubereitet auf Ho Chi Minhs Straßen. Delikatös!

Um 18 Uhr fanden wir uns dann zum kurzen G-Adventure Briefing ein. Die Zusammenfassung: Unsere Gruppe besteht aus 5 Mädels (wir, eine Engländerin, Neuseeländerin und Kolumbianerin) + Tourguide (Thailänder), Reise zu Fuß, mit Bus Zug und Boot, jede Menge Optionals und ein erster Abend mit bleibenden Eindrücken!

Wir schlossen uns zugleich der Gruppe an um in erster gemeinsamer Runde unser Welcome und den Abschied der Dänin zu feiern. Die anderen Mädels reisen nämlich schon seit Kambodscha zusammen und wir sind nur die "Dazugestoßenen". Die Integration klappte jedoch mit Hilfe von Happy Hour, Shots, gleichem Musikgeschmack und ähnlicher Travelhistorie recht gut ;-) Auch das Kulinarische war nicht zu verachten und löön ich stellten schnell fest: Allein wegen dem Essen hat sich der Trip bereits mehr als bezahlt gemacht! löön konnte sich an einer vietnamesischen Nudelsuppe inklusive diverses Gemüsehappenings erfreuen, während ich mir das gefühlt schärfste Gericht des Abends einarbeitete. Reis mit Hühnchen in einem Bett von Chili und Zitronengras. Wundervoll! Wenn das nun nicht alle Erkältungskeime niedergebrannt hat, weiß ich es auch nicht ;-)

Als letztes Highlight des Abends wurden noch die Örtlichkeiten erkundschaftet. Wie in jedem Alternativ-Land zeichnet sich auch Vietnam mit eigenwilligen sanitären Anlagen aus. In diesem Fall ist es die Klospülung, die hierzulande durch einen fest integrierten Gartenschlauch ersetzt wird. Wassermarsch!