Mittelamerika 2013 - Volcanoe Trail Tour





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Final Call

"Please be a traveller, not a tourist.
Try new things, meet new people
and look beyond
what's right in front of you.
These are the keys to understanding
this amazing world we live in."
-Unknown

San José schlug uns noch einmal ins Gesicht. Und zwar am Abreisetag. Mit $29 Flughafengebühren für Administration, Sicherheit und Instandhaltung. Ja was bitteschön soll das denn?! Gibt's für so was in Costa Rica keine Steuerzahler? Und werden wir ausländischen Reisenden vielleicht demnächst auch noch für die Benutzung der Straßenübergänge zur Kasse gebeten? Irgendetwas läuft in Costa Rica falsch. Oder in Deutschland. Die Rechnung geht keines falls auf! San José landet mit sofortiger Wirkung im schwarzen Buch der nicht-mehr-zu-bereisenden Städte weltweit und da hat es bis dato tatsächlich noch kein anderer Ort hineingeschafft. Eine zweifelhafte Auszeichnung, doch nach den vielen Seitenhieben und Untröstlickeiten, bleibt mir keine andere Wahl. San José ist für mich raus!

Auch für Houstons Flughafen hagelte es noch einmal Minuspunkte. Mit umwerfenden $5 ( dafür konnte Houston ja nichts), kämpften wir uns 7 Stunden lang durch den ereignislosen Tag im Transit. Ohne Free WiFi. Wieder mit stundenlangen Sicherheitskontrollen. Überteuertes Duty-Free. Und einem letzten bezahlbaren Sandwich. Euros hatten wir zwar noch in petto, jedoch schlug das Exchange Büro eine unverschämte Gebühr von $8 bei Umtausch drauf. - Ohne uns Leute, da verzichte ich doch lieber auf ein Getränk und eine Zeitschrift und wende mich den kostenfreien Dingen im Leben zu. Schlafen. Schreiben. Leute beobachten. Musik. Inkl. Aussicht auf die Wartungsarbeiter am United Flieger. Zu jeder Zeit erwartete ich auch hierfür eine Zuschaugebühr. Diese bleibt bisher aus.

Nun sind es noch weitere 3 1/2 Stunden bis zum Anschlussflug. Zeit genug um noch einmal die Reise revue passieren zu lassen und ein Schlussfazit zu ziehen.

Mittelamerika ist unter allen gegebenen Umstände mehr als eine Reise wert. Das kleine Verbindungsstück zwischen seinen großen Brüdern Nord- und Südamerika muss sein Licht nicht unter einen Scheffel stellen, sondern kann selbstbewusst mit Geschichte, Kultur, Flora und Fauna vortreten und mit Abenteuerlichkeit, Relax-Oasen, buntem Stadttreiben, herzhaften Köstlichkeiten und fröhlichen Menschen ohne Bedenken prahlen. Sicherheit wird zu großen Teilen vermittelt, jedoch sollte man wie überall nicht leichtsinnig und völlig unbedarft handeln. Sprich: Abends nicht mehr alleine vor die Tür, bzw. das bezahlbare Taxi bei Bedarf zum Transport nutzen. Und sei es nur 2 Blocks weiter. Desweiteren an Grenzübergängen Anweisungen befolgen und sich nicht von Kleintaschendieben über den Tisch ziehen lassen. Und: ein wenig mehr Vertrauen in die Hotelsicherheit haben, dafür weniger Bares und Wertgegenstände mit sich tragen. Was immer gilt: Stets die Tasche im Blick halten und zu keiner Zeit mit Kronjuwelen oder Applegeräten auf offenen Plätzen um sich wedeln. Unauffälligkeit ist eine Gabe während des sicheren Reisens. Und wem diese gegeben ist, der hat schon nur noch die Hälfte zu befürchten. Zu viele Gedanken sollte man sich sowieso nicht machen, nach meinen Empfinden gibt es mehr hilfsbereite Menschen, als Leute, die einem wirklich etwas Böses wollen. Und wenn dann geht es zu großer Wahrscheinlichkeit nur um ihr eigenes Überleben.

Bevor ich völlig abschweife, zurück zum Trip. Für euch zusammen gestellt noch einmal die Top 3 aus sämtlichen Rubriken:

Stadt/Ort
1. Antigua (Guatemala)
2. Grenada (Nicaragua)
3. Monteverde (Costa Rica)

Activity
1. White Water Rafting (La Fortuna, Costa Rica)
2. Vulkanwanderung (Ometepe, Nicaragua)
3. Schnorcheln (Roatan, Honduras)

Getränk
1. Ingwer-Martini (Costa Rica)
2. Emperial Bier (Costa Rica)
3. Rum (aus Guatemala)

Essen
1. Bunte Spezialitäten Platte (Copan, Honduras)
2. Sushi-Schiff (Monteverde, Costa Rica)
3. Quesidilla (von Guatemala bis Costa Rica)

Wenn ich die Tour noch einmal zu tun hätte, so würde ich diese anders herum fahren um als Endstation in das wunderschöne Antigua zu gelangen und dort mit 2-3 Tagen Aufenthalt den Trip ausklingen lassen. Vermutlich würde ich San José auch überhaupt nicht mehr anfliegen, sondern anstatt dessen in Panama City starten und dafür die ausgelassenen Nachbarn El Salvador und Belize mit einbeziehen. Für das Gesamtpaket sollte man sich mind. einen guten Monat Zeit nehmen. Wenn möglich natürlich mehr. Finanztechnisch - was geht - mit Karte bezahlen und ansonsten die lokale Währung abheben.
Die Fakten und Erkenntnisse des Trips zusammen gefasst sind:

1. Die ganze Währungsumtauscherei und das Hin- und Hergewechsel, hat uns so wuschig gemacht, dass wir schon nach wenigen Tagen keinen Überblick mehr über unsere Finanzsituation hatten.

2. Nordeuropäische Haut braucht seine Zeit um sich in mittelamerikanischen Gefilden zu akklimatisieren. Braun wird man als geborenes Bleichgesicht sowieso nicht!

3. Klospülungen funktionieren in Mittelamerika eher gar nicht. Vielleicht sollte man auch vor Einreise einen Lehrgang zur korrekten Benutzung besuchen. Ich jedenfalls bin froh nun kein Klopapier mehr in den nebenstehenden Mülleimer werfen zu müssen.

4. Die Investition der locker leichten und für subtropische Gefilde ausgerichtete North Face Hose hat sich in jeder Hinsicht bezahlt gemacht. Auch für sportliche Aktivitäten und Wassereinsätze lässt sich die Hose durch die praktische 'Zip'-Funktion multifunktional einsetzen.

5. Spanischkenntnisse sind grundsätzlich nie verkehrt und sollten stets bei Möglichkeit zur Erlernung in Erwägung gezogen werden. Schaden tut eine weitere Fremdsprache nie, vor allem, wenn es sich um eine handelt, die ein halber Kontinent spricht.

6. Es gibt Tage, da könntest du ewig weiterreisen und dir die ganze Welt anschauen. Und es gibt Zeiten, in denen du einfach nur nach Hause möchtest.

In diesem Sinne 'Adíos' und 'Hasta luego' - der Lateinamerikanische Kontinent sagt mir immer mehr zu und wird hoffentlich nicht das letzte Mal von mir bereist worden sein. Es gibt noch viel zu sehen und noch viel mehr zu lernen und zu verstehen. Die Welt wächst weiter zusammen und das Bewusstsein für Umwelt und Eco-Freundschaft gewinnt mehr an Bedeutung. Lassen wir uns überraschen wie es weiter geht! Im Augenwinkel lese ich ein Patagonien und zugleich sollte ich unter den oben genannten Punkten vielleicht doch mein Augenmerk auf Europa legen. Eco-friendly zu reisen, beginnt nämlich eigentlich damit, kein Flugzeug mehr zu benutzen! Vamos and never stop exploring! I'm all in ;)

"No matter where life takes you,
wear a smile while you're there." - Unknown


Safety first!

Ich kaufe ein Y und löse Raubüberfall! Freunde der Sicherheit, wer hätte das gedacht. Da reisen wir tagelang durch korrupte Länder, die mit ihrer wöchentlichen Mord- und Überfallrate nur so hausieren gehen, erreichen dann ganz unversehrt den einzigen im Lonely Planet als sicher zu bezeichneten Ort 'San José' (von dem auch unser STA Travel Agent super angetan war) und werden schon in der ersten Nacht passive Zeugen eines Überfalls auf unsere Gruppe!

Doch ganz von vorn. Am Montag erreichten wir die Hauptstadt Costa Ricas 'San José' und wurden zugleich geblendet von Großstadtfeeling, Markenläden, Fast Food Ketten und hupenden Autos. Vermisst hatte ich sie nicht, die Big City, doch allem Anschein nach strahlte sie ein belebtes, zivilisiertes Gefühl von Sicherheit aus. (Wobei ich da grundsätzlich bei Großstädten so meine Vorbehalte habe...) Es sollte die letzte 'Big Night Out' unserer Gruppe werden, da sich anschließend sämtliche Teilnehmer in alle Himmelrichtungen verteilen würden. Neu eingekleidet und mit Kamera, Portmonee und Reisepass ausgerüstet, fuhren wir zunächst in einen edlen Restaurant-Schuppen, der uns mit italienischen Köstlichkeiten und nett angerichteten Cocktails den Abend verfeinerten. Aufgeputscht mit einem heißen Kaffee und wiederum gut gemeinten Tequila, machten wir uns zu Fuß weiter zur Bar/Dance Hall, deren Namen ich leider nicht mehr aus der Erinnerung holen kann. Das uns lieb gewonnene 'Emperial' begleitete uns durch die Nacht und ließ uns zunächst mit Chartmusik vom Band (die kennen hier sogar Gentleman) und anschließend mit einer grandiosen Live-Band, mittelamerikanischer Herkunft und Klangeinflüssen, den letzten gemeinsamen Abend zu einem schönen Abschluss werden lassen. Einzig, die sich in völliger Überzahl befindlichen Ami-Studis, zerstörten das perfekte Abschlussbild mit ihrem übertriebenen cliché-haftigen Getue, wie man es aus all den Teenie-Abschlussball-Hollywoodkrachern kennt. Freunde, die Realität sieht noch schlimmer aus. Fremdschämen ist auch ein Wort. Peinlich würde mir als Adjektiv einfallen.

Wie dem auch sei, wir ignorierten die US-Freaks gekonnt und tanzten zu Santana, Samba-Klängen und "Nossa" the night away. Pö á pö verließen Teile unserer Gruppe das Etablissement, da so mancher einen Flug am nächsten frühen Morgen zu catchen hatte. Um 01:30 Uhr entschied ich mich durch eine innere Eingebung oder einfach aus Sorge um die Kanadierin, die alleine zurück ins Hotel wollte, ebenfalls die Zelte abzureisen und die Tanzveranstaltung zu verlassen. Weise Entscheidung. Wie sich am nächsten Morgen zeigen sollte. Hätte ich auch nur den Hauch einer Vorahnung zu den kommenden Vorfällen gehabt, so hätte ich keine halbe Stunde mit den stressigen Taxifahrern über den eigentlich witzlosen Fahrtpreis lamentiert. Aber irgendwie fand ich Gefallen daran die Mittelamerikaner mit ihren eigenen Waffen zu konfrontieren. Schlussendlich bezahlten die Kanadierin und ich doch unsere $4 und erreichten safe & sound unser Hotel, welches ich glücklicherweise Stunden zuvor als Gedankenstütze abfotografiert hatte.

Eine Stunde später. Gleicher Ort. Anderes Geschehen. Unser Tourguide Alonzo, die andere Kanadierin, Australierin und die beiden Engländerinnen hocken noch gemeinsam vorm Hotel. Gelächter. Bilder. Spaß. Aus dem Nichts: zwei bewaffnete Typen. Schubsen die Engländerin. Entreißen die Tasche. Geld. Karten. Kamera. Alle Bilder. Die Mädels flüchten ins Hotel. Alonzo hinter den Räubern hinterher. Schlägerei. Fäuste. Flucht. Die Mistkerle entkommen. Alonzo bleibt liegen. Mit blauer Lippe. Schwein gehabt.

Die Ereignisse der Montagnacht beschäftigten uns noch die restlich zu verbleibenden Tage in San José und so wirklich verlassen wollte das später bezogene Hostel niemand. San José enttäuschte einfach auf ganzer Linie. Regen. Abgase. Lärm. Kein schönes Stadtbild. Traditionelle Märkte - nicht auffindbar. Bezahlbare Museen - Fehlanzeige. Finanziell überhaupt - völlig überteuert. Die täglich weniger werdenden Reisekompagnons, welche Stück für Stück das Hostel verließen, machten die Sache auch nicht besser. Für San José hagelte es weiter Minuspunkte, als wir von einem plötzlichen Regensturm mitten in der Stadt überrascht wurden. Ich war fertig mit dieser Metropole! Nein, hier muss ich unter keinen Umständen noch einmal hin.

Trotz alledem kann ich drei positive Dinge dieser Möchtegern-City abgewinnen:

1. El Patio del Balmoral - Ein herrliches Restaurant inmitten der Stadt. Freundliche Bedienung. Nette Atmosphäre. Grandiose Küche. Funktionierende Klospülung.

2. Manu - Ein Handmade-Laden abseits der Mainstreet. Brauchbare Souvenire. Handgemacht aus Costa Rica. Bezahlbar. Fairtrade. Wissenvermittelndes Personal.

3. Der International Airport - der Flughafen, welcher uns aus diesem Loch über Houston nach Hause manövrieren wird. Dank an dieser Stelle schon mal!

Meine abschließendes Fazit für San José lautet: Als Durchreise-Ort oder Anflugspunkt kann diese Stadt gerne für eine Nacht ohne abendlichen Ausgang genutzt werden, ansonsten empfehle ich diese mittelamerikanische Metropole weitläufig zu umfahren. Wirklich fündig wird man hier tatsächlich nicht und Großstadtfeeling mit angemessener Sicherheit können andere besser. Costa Rica hat so viel mehr zu bieten als seine Hauptstadt vermittelt.

Liebe Costa Ricaner, bleibt bei Natur pur und eurem Öko-Weltverbesserungstrip. Da bin ich voll bei euch!

Pura Vida!

Auf der ellenlangen Fahrt zur Kaffeeplantage, sitze ich neben Elisabeth aus Puerto Rico. Ich versuche ihr in allen Angelegenheiten mit einem freundlich, lächelndem 'Si' zuzustimmen, während ich mich innerlich mit meinen unausstehlichen Kopfschmerzen und Übelkeit auseinander setzte. Irgendwas stimmt mit diesen mittelamerikanischen Bussen nicht. Entweder ist es die Fahrweise oder die holprige, schlängelnde Berg und Tal Fahrt. Möglicherweise sollte ich aber auch einfach aufhören beim Fahren zu schreiben.

Unseren letzen Tourtag begannen wir mit einem Spaziergang in La Fortuna durch 6m hohe Gräser und Dschungelwald. An uns vorbei huschende Leguane und Geckos, sowie ein Wespennest zierten die Wanderstrecke zum vorerst letzten aktiven Vulkan Costa Ricas. Insgesamt 5 aktive und 300 inaktive befinden sich in diesem winzigen 52.000 km² Land, wobei genau genommen 200 dieser Zeitbomben im Meer lokalisiert werden. Am Fuße des Arenal Volcanos überblickten wir noch einmal La Fortuna und begaben uns im Anschluss auf die letzte Fahrt nach San José, unserem Ziel für diese Reise.

San José darf gerne weiträumig umfahren werden. Gründe wieso und überhaupt weshalb, werde ich euch morgen liefern. Heute beschäftigen wir uns mit der Kaffeeplantage, die Jenny und ich bereisten um heraus zu finden wo eigentlich dieses Koffeingut wächst. 'Doka Estate' ist einer der qualitativ hochwertigsten Kaffeegüter, die Costa Rica zu bieten hat. An fruchtbaren Hängen platziert, wird hier seit 3 Generationen Kaffee produziert. - Vom Samen bis zur Tasse- der Gesamtprozess wurde uns mit medialer Unterstützung und Live-Beispielen aufgezeigt. Am Ende folgte noch eine Kaffeeprobe, bei der ich kurzfristig zum Koffeinjunkie mutierte und alle sechs Röstverfahren ausführlich auf Geschmack, Geruch und Äußerlichkeiten testete. Mein Abschlussfazit lautet: Kaffee aus Costa Rica schmeckt intensiv, eine leicht bittere, aber auch erfrischende Note. Herzhaft im Abgang. Vollendung im Nachgeschmack. Und am besten haben mir immer noch die schokoglasierten Kaffeebohnen geschmeckt. - Nein, als eingefleischte Teetrinkerin und Verfechterin des guten alten Teebeutels, vermag ich mir kein Urteil über mittelamerikanischen Kaffee zu erlauben. Jedoch darf ich mitteilen, dass sich meine Geschmacksnerven gegenüber dem koffeinhaltigen Gut weiter geöffnet haben und mir insbesondere der "Shot" unter den Kaffeevariationen, der sog. 'Espresso', am meisten zusagt.

Wir verblieben mit ein paar Einkäufen im Direkthandel der Kaffeeplantage und setzten unsere Reise nach San José zurück durch Blitzgewitter und starker Regenfälle fort. Möglicherweise ist mir der Umtausch 'Europäischer Regen' gegen 'mittelamerikanische Sonne' tatsächlich gelungen und der kleine November darf endlich aus dem Mai abgeholt werden. Costa Rica würde dies sehr erfreuen, den Pflanzen, Tier und Umwelt betteln nahezu um etwas Nass. - Klimawandel findet statt, das ist mal Fakt. Die Gründe wieso, weshalb, warum sind genauso zahlreich und komplex wie sie gleichzeitig auch simpel sind. Klimawandel hat schon immer statt gefunden. Auch zur Mayazeit. Und wir wissen ja wie das geendet ist...

Unser gestern bezogenes Hostel 'Pangea' liegt zwar im Herzen San Josés und beeindruckt durch liebevoll bemalte Wände, den Pool und eine angenehme Bar/Lounge Atmosphäre, doch kann unser Zimmer nicht eine einzige Steckdose aufweisen. Liebes Eco-Costa Rica, irgendwo geht eurer ökologischer Grundgedanke doch eine Spur zu weit. Dann bringt doch lieber Energiesparlampen an und erhebt eine Gebühr auf Plastiktüten im Supermarkt. So ein bisschen Strom darf auch gerne der Hostel-Musikanlage ab 22:00 Uhr abgezogen werden. Muchas Gracias!

Go Big or Go Home

"Life isn't about the numbers of breaths you take. 
It's about the moments that take your breath away."- Unknown

Wenn ich mit dem heutigen Tag nicht zur Bündnis 90/Die Grünen - Stammwählerin bekehrt worden bin, dann weiß ich es auch nicht. Mit einer diktatorischen Bestimmtheit predigte uns der Tourguide wie wichtig Ökotourismus ist und wie wir mit simplen Methoden nachhaltig unsere Umwelt instand halten und für kommende Generationen verbessern können. Ich hatte ein Bild von Napoleon und Kermit dem Frosch im Kopf, als uns 'Danny' mit Themen wie Recycling, erneuerbaren Energien und ökologischer Landwirtschaft ohne Pestizide konfrontierte. Wahrhaftig Brennpunkte, die in Deutschland kaum zur Debatte stehen... Nein, im Ernst, ich finde es wunderbar lobenswert wie Costa Rica mit seiner Umwelt umgeht und dass für Bildung und kostenfreies Gesundheitswesen sogar die überteuerte Armee abgeschafft wurde. Trotz alledem klang es schon fast revolutionär und aufhetzerisch was Danny da von sich gab. Der Ton macht immer noch die Musik und von daher waren wir froh, als wir im Schlauchboot einen konstruktiveren Instrukteur zugewiesen bekamen.

White Water Rafting. Level 2 - 4. Leute, macht euch auf was gefasst! Jenny und ich wurden nach ausgiebiger Einweisung des Paddels, Boot und Adjustierung, von unserer Mädels-Gruppe getrennt und in das Sechser-Boot mit 4 texanischen Muskelpaketen outgesourct. Schade zunächst, denn wir hatten uns doch schon schön die atemberaubenden Bilder zusammen ausgemalt. Sinnvoll jedoch, denn Paddelkraft kommt nicht von ungefähr. In welligen Gefilden wies uns 'David' noch einmal mit genauen Instruktionen in die Techniken des Waterraftings ein, bevor wir unter hochwelligen Begebenheiten mit dem Paddel in die Fluten einstachen. Durch tropischen Regenwald, entlang rockiger Felsen und herabstürzender Wasserfälle, paddelten wir um unser Leben und folgten hoch konzentriert den Anweisungen von David. "Right forwards, left backwards, everyone in the middle!" hörte ich es unentwegt hinter mir rufen und traute mich auch nur keine Sekunde, das Paddel aus dem Auge zu lassen. Die Strömungen wurden stärker und Regen von oben setzte erschwerend ein. Stromschnellen. "Paddle harder!" Felsen zur linken. Felsen zur rechten. Riesen Felsbrock geradeaus. Schräglage. "Paddle harder!" Abgrund. Innerhalb von wenigen Sekunden überschlugen wir uns allesamt. Unter Wasser. Benommenheit. Das Boot verkehrt herum über uns. Panisch kämpfte ich mich wasserschluckend unter dem Boot hervor. Jenny und die Texaner immer noch unter dem Boot. Der Tourguide außer Sichtweite. Noch immer das Paddel fest umklammernd, erhaschte mich eine Stromschnelle und trieb mich davon. Ich versuchte mich an Felsen festzuklammern, doch rutschte an der slipprigen Oberfläche immer wieder ab. Hinter mir immer noch keine sichtbare Veränderung. Hoffnungsvoll nach vorne blickend: keine anderen Boote. Mehr Strömung. Plötzlich streift mich etwas in Schräglage. Ein Paddel. Als müsste ich ein Leben retten, griff ich nach dem zweiten Paddel und hielt an beiden fest als wäre dies mein Überlebensrettungsring und einzige Möglichkeit nicht weiter abzudriften. Tatsächlich behinderten ich mich mit diesen beiden Stangen umso mehr. Felsen. Steine. Viel Wasser. Den Blick nur noch nach vorne gerichtet um Hindernissen auszuweichen. Kein Boot weit und breit. Urplötzlich ein Griff aus dem Nichts. Ich spüre noch das Schlauchboot an meinem Rücken und befinde mich innerhalb kaum messbarer Zeit völlig erschöpft, die beiden Paddel immer noch festhaltend und furchtbar benebelt, im Boot. Alleine. Nur der Tourguide, kämpfend mit den Wassergewalten, zieht einen nach dem anderen aus dem Wasser. Jenny, unter Schock stehend, landet neben mir. Die texanischen Bodybuildertypen folgen nach und nach. Als wir uns alle wieder im Boot befinden ein Mix aus Erstarrtheit und Aufregung über das was uns da gerade widerfahren ist. Einatmen. Ausatmen. Weiterpaddeln.

Nach 2 Stunden Paddelteamwork auf der 14km langen Wildwasserstrecke erreichen wir ausgelaugt und dankbar das Ziel. Unterwegs sichten wir noch ein paar Leguane, Schlangen und Geier. Die anderen Boote sind ganz unversehrt. Die Engländerin hatte es einmal über Bord geworfen. Und zwei Paddel sind in den Tiefen abgedriftet. Nachdem wir uns unserer Schwimmwesten und Helme entledigt haben, bringen uns die Boot-Tourguides zu einer Farm wo wir mit ökologisch angebauten Speisen gestärkt werden. Im Anschluss folgte ein Rundgang über den landwirtschaftlichen Hof, auf dem uns aufgezeigt wurde, wie man mit wenig Land und Ressourcen und unter ökologischen Gesichtspunkten, seine eigene kleine Farm aufbauen und mit diesen gesunden Naturprodukten sein Überleben ohne Burger King und Co. sichern kann. Im Grunde habe ich mich gefühlt wie bei meiner Oma auf dem Bauernhof, mit dem Unterschied dass Ananas anstatt Zucchini angebaut wurden und sich nebenan noch eine Art Schnapsbrennerei befand. Noch einmal wurden hier die Muskelkraft der Kanadierinnen und mir gefordert, als wir zu dritt das Zuckerrohr durch die Herkules-Presse beförderten. Der zuckersüße Extrakt plus der 60%ige klare Schnaps schlugen bei uns voll ein und ließen uns fast Feuer speien. - Diese ökologischen Gringo-Ideologen dachten wohl sie könnten uns im schummrigen Zustand weitere Trinkgelder abknöpfen, doch schlauer waren wir, denn abgezockt wurden wir in diesen Tagen schon genug. Leicht angetrunken feilschte ich mit Kermit um die Foto-CD auf der unsere Paddel-Bilderserie zu finden war und konnte den aggressiven Frosch quäkenden Typen um $10 herunter verhandeln. - So langsam wissen wir wie der Hase läuft! Übers Ohr hauen lässt man sich nur 2-5 Mal!

Wir befinden uns - ganz nebenbei - mittlerweile in La Fortuna. Hergekommen sind wir vor zwei Tagen und das ging so:

Die gestrige Massage wurde schon am Folgetag wieder hinfällig, als wir eine endlos lange halbe Stunde mit Sack und Pack am sumpfigen Seeufer warteten, um dann schlussendlich über die improvisierte Strandgutbrücke aus Baumgeäst in den Kutter einzusteigen. La Fortuna heißt das vorletzte Ziel unseres Trips. Und ich wusste bis heute nicht einmal, dass dies zu Wasser angereist werden muss.

Endlich Regen! Lange genug lies der erhoffte Schauer auf sich warten, doch nach 14 Tagen Mittelamerika zur Regenzeit ist es nun so weit. In der feuchttropischen, ländlichen Stadt 'La Fortuna' setzte die angenehm milde Erfrischung beim Chillen am Pool ein. In Windes Eile rafften wir alle Habseligkeiten aka Travelnotizen, Bücher, Snacks und Elektrogeräte beisammen und verfolgten das uns mittlerweile fremd erscheinende Naturereignis 'Regen' von der Veranda mit Staunen und Begeisterung. Ja, so langsam wird es Zeit sich auf mitteleuropäische Wetterverhältnisse wieder einzustimmen. Sonst endet die Heimkehr gar noch mit Kulturschock!

Der heutige Nachmittag und Abend stand ganz unter dem Stern "Siesta" Nach all den Strapazen, Activities und Abzockereien war dies einzige sinnvolle Maßnahme und tat den Muskelkater befallenen Knochen einfach mal gut! Einzige, aber völlig ausreichende Tour für diesen Abend, führte zu den 'Hot Water Springs". Und dieses spektakuläre Ereignis möchte ich euch nun beschreiben: In schon fast vollständiger Dunkelheit, umwogen von nächtlichem Nebel, kletterten wir barfuß und nur mit dem nötigsten (Handtuch, Bikini, Bier), über felsiges Gestein, hinein in einen Nebelwald, wo der aufsteigende Dampf der heißen Quellen als Silhouette wahrzunehmen war. Wie in einem Märchenwald, umgeben von Farn, riesigen Bäumen und Lianen und nur dem lodernden Schein ein paar mit Wachs auf Fels befestigter Kerzen, begaben wir uns in die heißen Gewässer und ließen uns von der wohltuenden Wärme verwöhnen. Die ersten Minuten genossen wir in völliger Ruhe und mit Bestaunen jenes überwältigen Naturvorkommnisses. Um die Runde etwas zu beleben und nicht vollständig in den Delfinmodus zu verfallen, ordneten die Kanadierinnen ein paar Spiele an. In einem lustig, erheiterten Hin und Her spielten wir "Bomb" (simpel), irgendwas mit Zahlen (medium) und "Monkey" (für nicht englischsprachige Muttersprachler endet dies im Alkoholismus)! Verloren habe ich trotzdem nicht, sondern die Australierin, da ich durch geschicktes Einwerfen willkürlicher Buchstaben für totale Verwirrung bei den Mitspielern sorgte.

La Fortuna - was ein Ort! Leider die vorletzte Station bevor es nach San José geht. Heute Morgen wollen wir noch eine letzte Vulkanwanderung bestreiten. Da fällt mir ein - ich muss los - bin spät dran!


Costa Rica...Yeeeehaaaawww!

"I had the itch to fly,
and I flew."


Costa Rica wird nicht umsonst seit neuestem in Discounter-Blättchen der Häuser Aldi, Lidl & Co. angeboten. Das Land hat was. Nicht nur, dass es touristisch gut ausgebaut ist und durch seine Amerikanisierung auch alle Annehmlichkeiten und Essenstandards für Industriestaat verwöhnte Reisende bietet, Costa Rica verspricht auch noch mal den ganz besonderen Kick!

Zip-Lining hieß der erste Programmpunkt in Monteverde, den nahezu alle Gruppenmitglieder als Einstiegs-Adrenalin-Rush mitnahmen. In weiß-der-Himmel-welche-Höhen zippten wir uns durch Dschungelkletterwald und steuerten mit einem Affenzahn von Plattform zu Plattform. Bestens abgesichert und eingehakt an den Seilbahnen zunächst im Standard-Normalmodus. Nach der letzten Plattform dann Hiking in höhere Gefilde. Und oben angekommen, DAS Highlight: Im Supermanstyle wurden wir an der Seilbahn angebracht und zischten mit einer rasenden Geschwindigkeit entlang der längsten lateinamerikanischen Seilbahn und unter Vogelperspektive zum gegenüberliegenden Waldstück. Was eine Aussicht! Um nur ein klein wenig Eindruck davon zu gewinnen wie sich ein Vogel in den unendlichen Lüften fühlen muss, war dieser Rush schon all seine Überwindungen und Moneten wert. Absolute Freiheit und Blick auf eine beeindruckende Landschaft. Costa Rica lässt sich auch von oben sehr schön betrachten! Nach einem weiteren Superman-Flug, folgte der Tarzan-Swing. Noch völlig geflasht und Adrenalin gepumpt von den Freiflügen, spurtete ich unbedarft über die wacklige Hängebrücke bis zum Ende der Plattform und... machte postwendend kehrt. Nein, nein, man muss das Nervenkostüm nicht unnötig überstrapazieren. Der freie Fall in himmelweite Tiefen ohne erkennbaren Untergrund war dann doch eine Nummer zu extrem für mich. Man muss sein Glück auch nicht heraus fordern.

Während ein paar Waghalsige das Adrenalin-Theme-Paket inkl. Hanging Bridges und Bungeejump in Anspruch nahmen, entschieden sich die Schwedin und ich für die Wellness Option Pferdereiten und Petiküre. Im Ernst Leute, die Massageeinheit war längst überfällig und hatte mein Backpack geschädigter Rücken bitter nötig. So ließ ich mich mit Panflöten unterlegten Chill-Out-Klängen 30 Minuten verwöhnen, während die Schwedin ihre Füße bearbeiten ließ. Reicher wurden wir durch diese Treatments zwar auch nicht, doch gefühlt habe ich mich wie ein neuer Mensch. Auch die Australierin ließ sich ein Wellnesspaket aufschwatzen und wir machten uns unterdessen mit einer Quesedillas to-go auf zur Pferderanch. Die beiden Prachtpferde "Tequila" und "Emperial" standen schon sattelbereit in den Startlöchern, so dass wir uns innerhalb kürzester Zeit im Sattel einfanden. Nun denn, mein naiver Gedanke "ab da an weiß das Pferd schon gewiss, was zu tun ist", sollte sich ganz schnell in Luft auflösen. Nach dem ich die Lenkung und Steuerung dieses neuen Fortbewegungsmittels einigermaßen im Griff hatte, durchritten wir den Wilden Westen Costa Ricas und ließen uns von der fantastischen Natur beeindrucken. Auch wenn ich die Lenkung des braunen Hengstes nach wenigen Minuten ganz gut raus hatte, so wollte mir der Tempomat nicht immer gehorchen. Tequila bot mir den einen oder anderen Salsa-Tanz und galoppierte auch schon mal aus dem Nichts drauf los. Doch die perfekt trainierten Tiere erwiesen sich ansonsten als friedliche und gehorsame Weggefährten und durchschritten mit uns die Costa Ricanische Prärie wie Winnetou und Old Shatterhand es in Jugoslawien nicht besser bestreiten hätten können. Unterwegs, gefolgt von zwei netten Hunden, besuchten wir die zwei kleinen Ferkelchen 'Piggeldi & Frederick" und hielten noch auf einen kurzen Tratsch mit Wildfang 'Dr. Nielson" an, bis wir nach 2 Stunden durch Berg, Feld und Fluss wieder an der Ranch ankamen. Ein Ausritt wie aus dem Bilderbuch!

Noch einmal schwitzen hieß es in der Soccerhalle, die Tourguide Alonzo gemietet hatte. 5 gegen 5 unter überdachtem Kunstrasen bestritten wir das 1-stündige Match in dem Laura (England) im Tor, Sohny (England) in der Defensive, Alonzo (Costa Rica) und ich (Germany) im Mittelfeld hantierten und Gabbie (Kanada) im Sturm das Team 'Verde' vertraten. Die gegnerische Mannschaft setzte sich aus Michael (Australien), Stef (Kanada), Camilla (Norwegen), Darren (England) und einer dazu gestoßenen Costa Ricanerin zusammen. In einem ansehnlichen Match lieferten wir uns unter der Referee-Leitung Sonams (England) ein hart umkämpftes Spiel, welches mit einem gerechten Unentschieden endete. Was ein Tag!

Gekrönt wurde dieser vom letzten Abendmahl in Monteverde, welches uns mit Köstlichkeiten wie Thai-Curry-Kokos-Chicken-Wrap, Schrimps und einem grandiosen Ingwer-Martini den Abend versüßten und uns mit Salsa-Klängen austanzen ließ. Buonos Noches! 



Vamos!

Mittlerweile sollte ich meine Passnummer im Traum aufsagen können. Gefühlte 100 Formulare zur Ein- und Ausreise, Aufenthalt und Bankzugriff galt es an jeder Grenze auszufüllen. Haben die schon mal was von Copy & Paste gehört? Oder einfach Einscannen? Vermutlich nicht, denn im Hintergrund der Bordercontrolle huschte ein Windows DOS über den Bildschirm.

Nach unserem gestrigen Vulkanabenteuer, führte uns ein immens länger Fußmarsch durch Lavageröll, entlang von Plantagen und Farmen zurück Richtung Inselkern. Geschwächt von der mittlerweile stechenden Mittagssonne trabte und stolperte unsere Gruppe aus 4 Vulkanjägern nur so über steppenartige Felder. An einer "Kuhweide", inmitten eines Waldes, hielten wir inne und kramten unser zweites Chicken-Sandwich aus dem geröllgeschädigtem Rucksack um dieses wortlos und erschöpft einzunehmen. Eidechsen und neugierige Kälber beobachtenden unser Lunch, während wir blessiert und schwitzend daran dachten weitere 40 Minuten Wanderung in der prallen Sonne durchzustehen. Ich schaute rüber zu Luiz und brachte meinen besten Dackelblick zu Gesicht, der mir unter den gegeben Umständen möglich war. Luiz verschwand. Wenige Minuten später pfiff er uns zu "Get on the Jeep!" und ohne groß zu überlegen sprangen wir drei auf die hintere Truckbelade, wo wir uns neben diversen Tonnen Platz verschafften und die weitere Reise im Safaristyle fortsetzten. Mit einem "Muchos Gracias est Adíos" verabschiedeten wir uns dankbar bei unserer Mitfahrgelegenheit und fanden uns nach einer ausgiebigen Dusche mit dem Rest der Gruppe und einem 'Coco Loco' im Thermalbad ein.

Am Abend wurde noch einmal mit der Gastfamilie gespeist, deren Küche karg bestückt und mit kaum Wanddekoration auskam. Fließendes Wasser anstatt Spül- und Waschmaschine. Ein höchstens 15" schneeflimmernder Röhrenfernseher im Wohnzimmer. Schaukelstuhl. 2 Bilder an der Wand. Dahinter Schlafzimmer und Bad. Ein kleines Puppenhaus mit Wellblechdecke. Draußen Tisch, Waschbrett und Brunnen. Das Grundstück abgetrennt mit Maschendrahtzaun. Manni, der Hund, liegt zufrieden davor. Ein glückliches Ehepaar. Herzlich. Strahlend. Dankbar.

Die Schwedin hatte keine Gelegenheit mehr sich von den zwei Hausschweinen Bonita und Chiquita und dem Ferkelchen Rapida zu verabschieden, als wir zu einer unsäglichen Uhrzeit von 6:30 Uhr unsere neuen Familien und die Süßwasserinsel verließen. Diesmal auf keinem Frachter, sondern schon Flüchtlingsboot beschreibend. Keine Sitzplätze, sondern auf unseren Backpacks hockend und liegend ging es rüber aufs Festland. Ich war begeistert. So viel Authentizität hätte ich mir nicht träumen lassen können. Mit "Du hast nicht viel Gepäck, nur ein paar Träume" und einem bemerkenswerten Buchklassiker schipperten wir leinenlos zurück zum Festland um von dort aus weiter an die Grenze Nicaraguas zu holpern.

Costa Rica empfing uns mit leichtem Regenschauer und einer Wandereinheit entlang des Grenzübergangs. Die Amigos haben uns mal schön alles Gepäck von Nicaragua rüber schleppen lassen, zwischendurch Formblätter ausfüllen, Währung umtauschen und Borderhändlern ausweichen. Den Bettlern habe ich meine letzten cortopanischen Münzen zu geworfen um dann festzustellen, dass ich doch eigentlich eine zur Erinnerung behalten wollte. Mist. Aber egal. Irgendwie Erleichterung. Nicaragua ist trotz seiner Schönheit kein kaltes Pflaster.

Costa Rica erschien da doch gleich ein wenig weiter entwickelter. Die Malls haben die Amerikanisierung mit Bravour abgeschlossen und auch im Leistungsfach Tourismus konnte fast volle Punktzahl erzielt werden. Wir befinden uns jetzt in 1600 Meter Höhe in Monteverde und werden in einer Eco Lodge mit allen Annehmlichkeiten beherbergt. Mein erster Checklistenpunkt 'Laundry' ist bereits abgehakt, die Dusche war ein Traum und der nachfolgende Punkt 'Verköstigung' ein Gaumenschmaus. In super internationaler Runde (der Engländer, die Australierin, die Schwedin und ich) tauchten wir in in DAS Sushi Erlebnis. Selten habe ich so hervorragend gespeist. Sushi ist mein neues Top-Gericht!

PS: Aufgepasst beim unbedachten Eiscafé-Kauf. Meine Bestellung schlug als 2-Millionen-Kalorien-Getränk voll ein!!


Chicken Trip & Vulkanjäger

"Would you like an adventure now,
or shall we have our tea first?"
-Peter Pan


Wenn mein Rücken bis dato noch intakt gewesen war, so ist dies spätestens seit heute nicht mehr der Fall. 6 Blocks - so lautete die Anweisung von Alonzo, als wir unsere Backpacks aufschnallten und Richtung Busbahnhof stiefelten. Sage und schreibe 20 Minuten marschierten wir als billiger Abklatsch einer Armeetruppe querfeldein durch nicaraguanisches Markttreiben und brutzelnde Hinterhöfe. Gefühlt habe ich mich wie bei Hinter den Kulissen von Nicaragua. Herabhängendes Gemüse, offene Feuerstellen, lagernde Hühnchen, Bananenstauden, Schlammpfützen. Feilschende Händler und Unterhändler. Die Realität präsentiert sich in den Nebengassen und abseits der heraus geputzten Mainstreet.

Völlig durchgeschwitzt und mit massagebedürftigen Rücken- und Nackenmuskeln erreichten wir den staubigen Halteplatz des auf uns wartenden 'Chicken-Bus', der in seinem Inneren wie ein ausgebombter Schulbus aussah. Stickerbeklebte Frontscheibe. Abgerissene Sitzplätze. Notdürftig angebrachter Rückspiegel. Im Gang klebriges Allerlei und augenscheinlich verdorbene Speisen verkaufende Señoritas und Niños. Wir reisen neuerdings mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Authentisch. Gewöhnungsbedürftig.

Wir hielten wirklich an jeder sich anbahnenden Gruppenschar von mind. 2 Personen an, um diese noch irgendwo in diesem kriegsbeschädigten Fahrzeug unter zu bekommen. Gleichermaßen entließ der Busfahrer an jeder kreativ zusammen geschusterten Unterhaltstelle mitreisende Fahrtabschnittsgefährten und fand indes Zeit den ein oder anderen Tratsch mit bereits auf Neuigkeiten wartenden Rentnern zu halten. On-the-fly nennt sich übrigens die aktuelle Streetworkerscheinung, bei der man ohne Anhalten und Bezahlen des Busses aufspringen kann. Gern gesehen sind auch die On-and-off-Hopper, die sich ohne ökonomischen Hintergedanken zur Zentralisierung, alle in 10m Sichtweite aufstellen und den Busfahrer zu 3 Stopps innerhalb von 30 Sekunden zwingen.

Mein Blick richtete sich noch einmal auf die strukturiert beklebte Busfront, auf der sich die gesamte Actioncollection 'Dragon Z' nebst der Stickerreihe 'Heilige Maria - alle Portraits' und dem FC Barcelona Wappen diverser Größen erstreckte. Phänomenal. Doch scheinbar die Standardtapezierung mittelamerikanischer Vehikels. Denn auch im Mini-Chicken-Van, in dem wir nach 2 Stunden umstiegen und uns dicht aneinander gedrängt zusammenpferchen mussten, konnten wir die Bibelgeschichte verknüpft mit Super Mario Car World noch einmal in Stickerform nachvollziehen. Zu viert, im Schweiße unseres Angesichtes auf zwei Sitze gequetscht, bestritten wir die nachfolgende 15-minütige Fahrt um anschließend auf das Chicken-Boat umzusatteln, mit dem wir den letzten Routenabschnitt, inkl. Schiffsgeschaukel ganz großen Formates, bestritten.

Am Ufer der größten, im Süßwasser liegenden, Vulkaninsel der Welt 'Ometepe', wurden wir zugleich zum Strand aller Sonnenuntergangsträume chauffiert, wo die lokale Community bereits mit dem Kochen unseres Abendmahls begonnen hatte. Während es noch um die Ecke brutzelte und vor sich her kochte, erhielten wir eine 1-stündige Einweisung in die 'Optionals' auf dieser lächelnden Vulkaninsel. Neben Pferdereiten am Strand und diversen Wanderhikes, strahlte mich die Tageswanderung hoch zum herausforderndsten Vulkan Nicaraguas an. Völlig irrational entschied ich den 1600m hohen 'Conception' zu erklimmen. Ernüchterung erst, als sich heraus stellte, dass nur zwei weitere Personen mit mir diesen Weg bestreiten würden. Ein australischer Armee-Mann und der Deutsche. Huch, hatte ich da vielleicht doch ein paar Nebeninformationen und Hinweise verpasst? Die Mehrheit unserer Gruppe entschied sich für Pferd und Beach, während Team Kanada + Friends die Halbtagestour zum Vulkan ins Auge fassten. An dieser Stelle hätte ich vielleicht die 40$ Vulkangebühren zurück halten und meine Auswahl noch mal überdenken sollen. Tat ich aber nicht.

Mittlerweile entfaltete sich der Geruch der Ometepischen Spezialitäten, doch an ein baldiges Essen war noch nicht zu denken. Schnellkochtopf gibt's hier nicht. Unsere Gastfamilie stellte sich dafür schon mal vor und gab uns Einblick in die Räumlichkeiten. Walt-Disney-Prinzessinnen-Raum mit Feentouch unter Wellblechdach würde es genau beschreiben. Jenny, die Engländerin und ich waren begeistert! Schnell wurde um die drei rosa, pink und lila bezogenen Betten gefeilscht, zu denen wir zusätzlich zwei Standventilatoren erhielten. Bitter nötig. Das Bad (außerhalb gelegen) erwies sich als 'Basic' und beherbergte zudem ein paar neu kennen zu lernende Insektenspezies. Gerne hätten wir noch über das eine oder andere Thema mit unserer temporären Familie geplaudert, doch dies ließen unserer katastrophalen Spanischkenntnisse nicht zu.
Nach ausgiebigen Abendverzehr begaben wir uns zu Bett und lauschten der Stille. Stille? 3 Millionen Vögel stimmten sich im Kanon ein, ein Sturm blies die Palmenblätter scheppernd über unser Wellblechdach, die nicht-geölten Ventilatoren quietschten durch die Nacht und ein weiteres tippelndes Geräusch machte sich auf unserem Dach bemerkbar. Kleine Füßchen. Auf und ab. Ratten.

Zum Frühstück präsentierte sich vor mir eine Portion Rühreier, Reis, Bohnen und Tortillagebäck. Um 5 Uhr morgens. Na dann mal auf. Als ich den bis zum Rand gefüllten Teller zu 3/4 ausgelöffelt hatte, läutete der Bus zur Abfahrt. Einen Vulkan galt es zu erklimmen. Mir zitterten die Knie. Was hatte ich mir da schon wieder eingebrockt? Von allen Sinnen verlassen musste ich mir ja ausgerechnet den schwierigsten Vulkanaufstieg auswählen. Manchmal zweifele ich an mir selbst. Sinnigerweise hatte ich die Schwedin am Vorabend informiert die Bergwacht nach einem aggressiv roten T-Shirt Ausschau zu halten. Safety first!

Die ersten Meter erwiesen sich als guter Start. Der Weg, nur geradeaus führend, war geprägt von viel Gestein, riesigen Baumstämmen und einem Insektenorchester, das fast für Taubheit sorgte. Tropische Temperaturen, erste Schweißperlen, glücklicherweise keine Sonne weit und breit. Im Anschluss an den Einlaufpart, sollte der 'Medium Part' folgen. Schon nach wenigen Schritten stellte ich mir schweißüberlaufen die Frage: "Wenn das der Medium Part ist, wie soll denn erst der 'Hard Part', geschweige denn vom 'Killer Part', aussehen?" Es nützte alles nichts, das Wanderprogramm musste jetzt durchgezogen werden. Wir kraxelten das verdammt steile Vulkangebirge, umringt von Dschungelwald und kreischenden Affen, weiter nach oben und ignorierten die mittlerweile flussartigen Schweißströme. Ich möchte mir gar nicht ausmalen wie ein Hike unter sonnensichtbaren Umständen ausgesehen hätte. Undenkbar! Der Weg wurde steiler und Wasser + Wind meine zwei neuen besten Freunde. Auch den Wanderstick wollte ich nicht mehr missen. Das Tool ist wirklich Gold wert.

Nach 800 Höhenmetern erhielten wir so langsam ein Bild von dem was uns da oben erwarten sollte. Rauch. Wolke. Weiß. Es wurde windiger. Nach 900 Metern zog der Tourguide schon mal in Erwägung die Erklimmung abzubrechen. Zu starke Winde. Denn merke: ab der 1000 Meter Grenze geht es kraxelnd weiter. Handschuhe hatten wir bereits erhalten. Auf 950 Metern dann die nüchterne Erkenntnis: Das könnte windig werden. 1000 Meter: Um Haaresbreite hätte mich der Vulkan die mühselig erklommenen Meter wieder herunter gepustet. Windstärke 14 stürmte es hier oben und trotz meines reichhaltigen Frühstücks konnte ich mich kaum auf den Füßen halten. Die Wolken versperrten zudem die Aussicht auf die Insel. Missmut. Enttäuschung. Chicken-Sandwich. Während des Lunchs entschieden wir mit unserem Tourguide, das ein Weitergehen keinen Sinn machen würde und lebensbedrohlich enden könnte. Abbruch.

Doch als Alternativrückroute dachte sich der hier aufgewachsene Tourguide was ganz besonderes aus: Auf zu den Spuren des Lavacanyons, welcher sich in 1957 bei einem schweren Vulkausbruch formte und bildete. Ganz original Standard kann man es wohl nicht bezeichnen, als wir uns über den gut befestigten Maschendrahtzaun arbeiteten und in ein Adrenalinabenteuer abseits der Touristenwege starteten. Zunächst kämpften wir uns durch dicht bewachsenes Dickicht und Dschungelwald, blieben in Dornen hängen und traten in lose Stolperfallen. Dann erblickten wir den Canyon. Eine Felsformation vom allergeschliffensten! Was für Kräfte müssen hier gewirkt haben, als die Lava 1957 durch das Flussbett strömte! Ein Kraxelerlebnis ganz besonderer Art stand bevor, was all unsere Free-Climbingkünste erforderte. Von Ast zu Ast hangelnd, entlang gebröckeltem Gestein und Lianen. Ein falscher Schritt und das Rutscherlebnis nimmt seinen Lauf. Und so geschah es dann auch. Als ich schon festen Boden unter mir spürte, hörte ich hinter mir nur noch bröckelndes Gestein abwärts rutschen. Michael, der Australier hinterher. Rasend schnell huschte er und mit sich ziehende Pflanzen und Felsgestein den Berg hinunter, bevor er kurz vor Aufschlag in aller letzter Sekunde von Luiz, dem Tourguide, gegriffen wurde. Geschockt und geflasht von den vor mir ablaufenden Ereignissen, konnte ich dem Backsteingroßen Felsbrocken nur hinter her sehen, als dieser im freien Fall um Haaresbreite an Michaels Kopf vorbei streifte. Shit...that was close! Einatmen. Ausatmen. Volcanoe: 0 Michael: 2. Schon beim Vulkanboarden konnte der Australier einer größeren Katastrophe ausweichen. "You were the first tourists I took to this place by the way." erwähnte Luiz beim Verabschieden. - Ja, und beinahe die letzten. 



La cuenta, por favor!

Nicht nur, dass ich seit Antigua zum Frühaufsteher mutiert bin und meine durchschnittliche Aufstehzeit bei 5:30 Uhr liegt, seit Eintreffen in Mittelamerika beherrsche ich auch die deutsche Königsdisziplin namens Pünktlichkeit. Mit Bestnoten erscheine ich an jedem vereinbarten Treff- und Abfahrpunkt und kann sogar mit dem Bonus Überpünktlichkeit glänzen. Wie schade nur, dass der Rest der Nation in den zentralamerikanischen Modus "komm ich heut nicht komm ich morgen" gewechselt hat und ich auf die ewig zu späten warten muss. Zügig werde ich mir diese neuen Disziplinen wieder abgewöhnen, denn zu spät kommt man ja eh immer rechtzeitig!

In Granada, welches am Fuße des aktiven Vulkanes Mombacho liegt, gab es so einiges zu sehen. Neben riesigen Plazas und bunten, kolonialen Straßen, ist auch das gastronomische Gewerbe nicht zu verachten. In dem groß ausgelegten "Garden Café" begannen wir den ersten Morgen mit einem klassischen Rührei und kross gebratenem Speck und rollten anschließend Richtung Masaya Vulkan National Park weiter. Mit Hinweisen wie "Im Falle von Steinexplosionen, verschanzen sie sich bitte unter ihrem Auto" und "Akzeptieren Sie Risiken" erforschten wir ganz unerschrocken Flora und Fauna der Vulkanstein geprägten Umgebung und ließen uns auch nicht von Bildern einer Eruption des vorhergegangen Jahres beirren. Auf meine Frage nach einem Frühwarnsystem, erläuterte uns Alex, der Tourguide "Ja, das gibt es. Funktioniert hat es allerdings beim letzten Ausbruch nicht." Anhand dieser neuen Erkenntnisse ging es ganz unerschrocken weiter zum "brennenden Berg", wie ihn die indigenen Völker auch nannten und warfen einen Blick in den 635m tiefen Santiago-Krater, der sich uns umhüllt von viel Rauch präsentierte. Während der Wanderung am Höllenschlund, demolierte sich Jenny ihre Flip Flops, was uns unter anderem dazu bewog weiter zum nächsten gelegen Wochenmarkt zu kutschieren. Man bemerke an dieser Stelle, dass Nicaraguaner grundsätzlich ein kleineres Fußbett besitzen, weshalb die Auswahl des Schuhwerks begrenzt ist. So stellten wir die Händlerin vor eine ganz besondere Tagesaufgabe, als diese nach 10min immer noch keine Schuhgröße 39 in ihrem Sammelsurium ausfindig machen konnte und auch noch mit Neusortierung ihres Schuhwirrwarrs beschäftigt war, als wir den Markt verließen und zum nächsten Stopp unserer Reise aufbrachen. Töpfern in Nicaragua ist ein besonderes Handwerk, welches vorwiegend von männlichen Vertretern gerne ausgeführt wird. In einer Töpferwerkstatt wurde uns workshopmäßig die Kunst des Töpfern aufgezeigt und im Anschluss zum Kauf von selbst hergestellten Haushaltsgeräten geraten und beraten. Hier hätte man wirklich so manchen Schnick-Schnack für die moderne Küche erwerben können, doch mit der Klassiker-Ausrede "Sorry, we just have a Backpack", bei dem das handgemeisterte Gut doch nur zerbrechen würde, konnten wir uns noch einmal aus der Affäre ziehen und töpscherisches Allerlei im Regal belassen.

Nach diesen Anstrengungen ging es hoch zum Ausblick auf den Vulkansee und weiter in das danebenliegende Restaurant, welches uns wärmstens von unserem Tourguide empfohlen wurde. Erfreut über Meeresspeisen orderte ich die mich anlächelnde Fischsuppe, während uns Alex noch mal bestätigte, dass die Mehrwertsteuer auch ganz bestimmt schon im Preis enthalten ist. Genüsslich griff ich zum Löffel und nahm mir eine ordentliche Kelle aus dem "Teller", mit dem eine 6-köpfige Familie ernährt werden hätte können. Der leicht fade Geschmack wunderte mich zunächst schon ein wenig, während ich den Löffel an die Schwedin zum Probieren weiter reichte. "Uh...what kind of fish is this?" als sie das keulenartige Etwas mit dem Löffel an die Oberfläche der Suppe beförderte um dann festzustellen: "It's a Chicken!" Der Lacher des Tages war somit Programm und die Fischhühnchensuppe begleitete uns noch durch den ganzen Nachmittag. Leider auch die spätere Abrechnung im Restaurant, bei der wir alle mal wieder über den Tisch gezogen worden sind. Zum Preis auf der Speisekarte wurden uns zusätzliche Unkosten von Mehrwertsteuer und Service aufgerechnet, so dass wir am Ende einen fast doppelten Betrag zu Zahlen hatten. Diese gierigen Luchse!

Auf dem Weg zu unserem letzten Stop alias Bootstour, passierten wir eine Transvestiten-Parade, die uns im Stile von Kirmeszug und Gay-Pride zujubelte. Am Ablegeufer angekommen durchfuhren wir mit dem Boot noch einmal wunderschöne Wasserstraßen, besichtigten Monkey-Island und sichteten den magnikifanten Sonnenuntergang am Fuße des Mombachos.

Am späteren Abend ging es mit der ganzen Gruppe in nettes orientalisch geprägtes Etablissement, wo ich endlich meinen Gourmert-Fisch gerecht wurde und einen grandios leckeren Meerestieresalat gewürzt mit Chili und Ingwer verspeiste. Straßenbreakdance und ein einbeiniger Kriegsveteran begleiteten uns noch durch den restlichen Abend, wobei letzterer mit bösen Beschimpfungen und Verfluchungen in unsere Richtung für Unbehagen sorgte. Merkwürdige Stadt. Wirklich willkommen. Eher nicht.

Mit jeder Welle kam ein Traum...

"This is the going-fat-Tour" - die Australierin beim Betreten einer Fast-Food Kette in Tegucigalpa.

Ich habe festgestellt, dass mein Spanisch noch nicht einmal zum Ordern eines Frühstücksmenüs bei Burger King ausreicht. Gestikulierend stammelte ich der Auszubildenden ein "la menu numero dos est un aqua mineral" entgegen und hätte bei nicht Eingreifen der Supervisorin des Ladens glatt 2 Croissants und ein nicht definierbares Dosengetränk erhalten. Schlussendlich hielt ich das Überraschungsmenü mit hash-brownies und einem Frikadellencroissant in den Händen. Ich würde sagen: Hauptsache was Essbares!

Wie sind wir überhaupt nach Tegucigalpa gekommen, wo ich doch dachte wir würden diesen Brandherd von Kriminalität großräumig überfliegen?
Bereits um 4:00 Uhr klingelte der Wecker, da wir pünktlich um 5:30 Uhr die Insel der Träume verlassen mussten und auch dem Sonnenaufgang noch einmal gerecht werden wollten. Noch nicht richtig auf den Flugsitzen angeschnallt, landeten wir auch schon wieder. "Come on, you have to get out of here!" blökte es uns entgegen, als wir unseren 20-minütigen Flug kaum glauben und sich so mancher noch nicht einmal in die Sicherheitshinweise einlesen konnte. Innerhalb der Landebahn tauschten wir also das Propellermaschinchen und flogen weiter in die Hauptstadt Honduras: Tegucigalpa. Erschreckende Metropole. Mehr Armut als Reichtum. Dreckig und schäbig. Sicher - wohl kaum.

In windes Eile machten wir uns über alle Berge um zügig die Grenze nach Nicaragua zu erreichen. Was uns hier erwartete, wäre von keiner EU-Abgeordneten abgesegnet worden. Dutzende, dicht an dicht aneinander gereihte Großtransporter, welche gerade mal zweispurig und nicht geteerter Straße verbarrikadierten. Viel bewaffnetes Personal. Und ein Typ aus Ghostbusters. "Close the windows" rief er uns lauthals zu, als wir fluchtartig alle Öffnungen am Vehikel verbarrikadierten und der Gasmaskenmensch mit dem Desinfizieren unseres fahrbaren Untersatzes begann. Kulturschock. Den Einreisestempel für Nicaragua gab es auch nur für ein pyramidiales Schmiergeld. Abzocker. Korruption. Auch beim Währungsumtausch auf offener Straße wurden wir mal wieder nach Strich und und Faden übers Ohr gehauen und hätten sogar um ein Haar Blüten angedreht bekommen. Trotz all dieser korrupten Umstände vermehrte sich unser Kapital augenscheinlich dennoch, denn der 'Cortopas' ist noch weniger wert als die mittlerweile lieb gewonnene Lampire. Die holprige 3-stündige Weiterfahrt war geprägt von Regenschauern, Trockenheit und Buschfeuern. "They burn stuff everywhere." wusste die Norwegerin zu berichten, die sich schon seit Mexiko mit mittelamerikanischer Tradition und Verfahrensweisen auseinander setzen muss.

Isla Los Brasiles heißt der 10.000 Einwohner Ort in dem wir uns nach ewiger Fahrerei einfanden. Ein Ort wie man sich Nicaragua vorstellt. Abgerissene Reklame, bröselnde Hauswände, Wellblechfassaden, improvisierte Statik, herumstreunende Hunde. Menschen auf den Gassen. Lehmbodenartige Durchfahrwege. Neugierige Leute. Armut. Hollister Shirts. Strohdächer, Abflussdefizite, Kabelmassen, Straßenüberquerende Wäscheleinen.
Ich habe mich kaum getraut Fotos zu schießen. Aus Respekt. Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor diesem Ort. Erschreckend beeindruckend.

Die nächste Überraschung lieferte uns der Strand, denn:
1. war unsere Reise hier noch nicht beendet
2. ein nicht vielmehr als Paddelboot zu bezeichnendes Etwas lag am Ufer bereit, welches uns zur Insel, bzw. Landzunge steuern sollte. Alle. 15 Tourmitglieder. Und Gepäck. Man braucht kein Mathematikgenie zu sein um zu erahnen, welches Gewicht bei 15 Backpacks á 13 Kilo und 17 Bootinsassen zusammen kommt. Vielleicht auch doch. Denn nach meinem Rechenensemble sah ich uns schon am Grund des Sees. Blubbernd. Und wahrscheinlich noch mit Kamera und iPhone in der Hand. Die Einwohner Los Islas Brasilas lachend und klatschend im Hintergrund. Doch in Nicaragua funktioniert Mathematik anders und so erreichten wir das gegenüberliegende Ufer ganz ohne Untergang der MS United. Ein Pferd mit alternativem Kutschfuhrwerk (bin ich im 17. Jhd angekommen?) lächelte uns zunächst, - als es unsere Backpacks erblickte nich mehr -, entgegen. In einem 10-minütigen Fußmarsch trabten wir barfuß und erschöpft, allen voran das zu bemitleidende Pferd, zu Turtle Lodge oder aber auch Surfer Paradies genannt. Strohhütten, Hängematten, Palmen, Reggae-Musik und 20 andere Backpacker aus aller Welt begrüßten uns mit erfrischenden Trinks und einem 'Relax your ass...slowly". Außer dem Blitzgewitter am Strand überlass ich den Rest des Abends eurer Imagination.

"Wenn du auf den richtigen Moment gewartet hast, das war er." - Captain Jack Sparrow

Der nächste Morgen. Moskitostiche. Thomapyrin. Backpacker Breakfast. Kaffee. Moment, seid wann trinke ich Kaffee?

Irgendwie musste wir ja in die Gänge kommen, denn die große schwarze Welle erwartete uns bereits. Mit Surfinstructions by Alonso, unserem Tourleader, überstanden wir die erste Hangoverphase und stimmten uns physisch und mental auf die brechende Wellengewalt ein. Der vulkangeschwärzte Strand bot uns zunächst Trockeneinheiten, bis wir zum Surfbrett griffen und uns in die Wellen stürzten. "Alles was du brauchst ist die perfekte Welle!" Ja, aber mein lieber Alonso, vielleicht auch noch ein bisschen Dynamik, Kraft, Balance und keine fußballgeschädigten Knochen. Der stand-up am Board wollte uns so gar nicht gelingen, da die Wellen nicht nur mit einer unvorstellbaren Gewalt als Massivwand auf uns einbrachen, sondern uns auch noch seitliche Welleneinheiten bekämpften.
Nach gefühlten 3-Litern Salzwasser änderte ich die Sportart: Sleep-Surfing oder aber auch: sich liegend auf dem Board von den Wellen tragen lassen. Wahnsinnig. Entspannend. Ich mag das Wasser und die Wellen solange ich mich nicht auf so einem unhandlichen Board erheben muss. Das überlass ich den Profis. Oder den Kanadierinnen. Die haben mit Yoga vorbereitenden Maßnahmen doch noch den ein oder anderen Stunt raus geholt. Cheater.

Die große Abschlagrechnung traf mich am Abreisenachmittag. Der pyramidialische (ich mag das Wort) Betrag schlug ein canyontiefes Loch in meine Portokasse. In einem wohltätigen Moment habe ich hinzukommend auch noch meine Restmünzen der Schildkröten-Caritas in den Rachen geworfen. Spendenquittung. Natürlich vergessen.

Léon wurde zum place-to-be, als wir die Landzunge Los Isla Brasilas mit einen letzten Toña to go verließen und uns wieder in die Zivilisation begaben. Sagte ich Zivilisation? Mit Léon ist an einem Sonntagnachmittag absolut nichts anzufangen. Noch nicht einmal die gut platzierten und unterirdisch verbundenen Kirchen konnten mit Gospelgesang oder Papstpreisungen aufweisen. So blieb uns nichts anderes übrig als den lokalen Supermarkt aufzusuchen und den Konsum anzutreiben. Den Rest des Tages verbrachten wir damit den Nachmittag im Hostel totzuschlagen, da unsere Volcanoe-Sandboarding-Gruppe noch irgendwo im Nirgendwo verschollen war und auf sich warten ließ.

Während wir neue Kartenspiele erlernten und die Geschichte des mittelamerikanischen Fußballs im TV verfolgten, mussten wir unentwegt einer Putzkolonne ausweichen, die mit einem zwanghaften Scheuerfimmel im Minutentakt das Foyer des Hostels entlang unserer Füße aufs gründlichste reinigte. Um 19:00 traf endlich unsere Restgruppe ein und wir machten uns auf den Weg nach Granada. Als wir um 22:00 Uhr die Stadt erreichten herrschte immer noch eine konstante Bullenhitze, die sich in der Nacht nicht legte. Regenzeit? Ist wahrscheinlich ein übrig gebliebener Begriff aus alten Tag und wird nur rein formhalber wie bei uns der sogenannte 'Sommer' verwendet.

Chill die Basis

Tipp des Tages: Eincremen, Eincremen, Eincremen. Ernsthaft. Leute.

In der Regenzeit zu reisen bietet so manchen Vorteil. Strandhandtücher müssen nicht in aller Hergottsfrüh reservierend auf der Liege platziert werden, der Badestrand ist brechend leer, Margaritas gibt's zum halben Preis und -oha- trotz alledem ist es kochend heiß! Ich hätte es besser wissen müssen, denn schon einmal habe ich mich auf selbigem Breitengrad befunden und mir ganz bitterlich den Rücken verbrannt. Deja-vu. Unter selben Vorraussetzungen. Sozusagen.

Doch fangen wir von vorne an. Der erste Morgen auf der 60km langen Insel Roatan begann mit einem French Toast und Blick auf tropisches Karibikmeer. Kaum hatten wir die ersten Happen verspeist, hatte uns auch schon einer der gierigen Touristenfuzzis eine Half-Day-Schnorchel-Tour für läppische 1.400 Lampire angedreht. Wie immer gilt: Keine Angst Leute, wir kriegen unserer Geld schon ganz schnell los! Da die Bootstour erst für den nächsten Tag vorgesehen war, mieteten wir uns für den Vormittag ein Kayak um die Insel wie die einstigen Ureinwohner im Stile von 'Conquest of the New World" zu erkunden. "Auf, wir stechen in See!" rief ich aus, als ich mich schon fast auf offenem Meer und Jenny noch am Strand mit Schwimmweste und Reiseproviant befand. Nachdem wir uns endlich korrekt adjustiert und im Boot eingefunden hatten, paddelten wir frohen Mutes los und lernten unterwegs türkisblaue Gewässer, schneeweiße Sandstrände, saftig-grüne Palmengewächse und stressige Speedboote kennen. Die Speedy Gonzales der Karibik machten uns desweiteren mit Wellengang vom Allerfeinsten bekannt, bei dem wir nicht nur einmal zu kentern drohten. Doch als neue Häuptlinge des Paddels und geschickten Ausweichmanövern hielten wir uns gut über Wasser und standen 3-Stunden Kayakfahrt ganz unversehrt durch. Das dachten wir zumindest. Bis dahin. Doch schon auf dem Fußmarsch zu unseren Reisekollegen zeichnete sich bei mir eine deutliche Farbveränderung am Fußrücken ab. Diese ignorierte ich zunächst erfolgreich und meldete mich für das nächste Karibikabenteuer an: Schnorcheln. Am Reef. War en Schnapper.

Auf offenem Meer schmiss man uns aus dem Schipperding von Boot und überließ uns mit Schnorchelmaske und Flossen unserem Schicksal. Völlig unorganisiert schnorchelten wir durch das Riff, welches sich für meine Begriffe viel zu dicht an der Wasseroberfläche befand und bei der Kanadierin für Schürfwunden sorgte. Auch ich streifte das ein oder andere Mal ans Reef und darf mich wohl jetzt in die Liste der Klimawandelverbrecher einreihen. Nach diesem zum-Fenster-heraus-geschmissenen Tauchgang brachte man uns zu einem sagenhaften Badestrand, an dem wir noch vor Betreten Liegestühle, Sonnenschirme und Margaritas offeriert bekamen. Nebensaison. Ganz offensichtlich.

Der Abend rückte näher und somit auch die unübersehbaren Auswirkungen des durchlebten Tages. Sonnenbrand. Ich fühlte mich wie in Twilight, nur dass ich mich vom Bleichgesicht in eine Rothaut verwandelte. Nein, die Sonne ist nichts für uns wintergeschädigte Nordhemnisphärler. Einzig die naturgebräunten Engländer konnten dem krebsroten Fluch entgehen. Dafür durften wir uns aber alle noch an den sogenannten "Sandkäfern"erfreuen, die es als Stichmuster on-top gab! Völlig erledigt, out-of-order und sonnenstichlediert begaben wir uns nach Fischbarbecue ins Bett.
This is the end, my friend.

Schon am nächsten Morgen fiel uns die gestrig gebuchte Schnorcheltour ein, für die wir dummerweise bereits eine Anzahlung geleistet hatten. Als Fußkrüppel humpelten wir zum Strand und stiegen missmutig in das bereitstehende Boot, welches noch 5 Amerikaner aus Oregon geladen hatte. Nach einer 20-minütigen Fahrt zur Mahagony Bay streifte ich mir unter Schmerzen die Flossen über und tauchte ein in kristklares Nass. Ab da an: Staunen. Faszination. Überwältigung. Unter uns eröffnete sich eine faszinierende neue Welt, die mit allen Farben der Natur von sich strahlte und uns Einblick in ein überwältigendes Terrain gab. Unglaubliche Riffformationen, Fische in allen Farben und Variationen, nie gesehene Pflanzen und unheimliche Tiefe. Stille und Vollkommenheit.

An einem weiteren Spot durchtauchten wir ein uraltes Schiffswrack und ich konnte DIE Entdeckung meines Mittelamerikatrips machen: Eine Schildkröte. Wir schlossen direkt Freundschaft und schwammen synchron entlang des Reefs, bevor wir uns an Flower Bay auf Wiedersehen winkten. Der Tag war gerettet und die Bootstour hat sich mehr als bezahlt gemacht. Schade nur, dass wir keine Unterwasserkamera in petto hatten und ihr mir die Schildkrötengeschichte in Gänze glauben müsst ;)

Wieder am Ufer angekommen trieb es uns bei mittäglichen Temperaturen entfernt von Gut und Böse in die "Stadt", wo wir ein paar Postkarten, aber keine Briefmarken, und sommerliche Kleidung erwerben konnten. Mehr war an diesem Tag nicht möglich. Ich fühlte mich wie ein gebratenes Hühnchen und durchlebte mein Coral-Bay Deja-vu in vollen Zügen (An dieser Stelle: Gruß an Raquel ;)).

Morgen gibt es eine kleine Planänderung: Wir fliegen an die Pazifikküste anstatt die 10-stündige Busfahrt nach Tegucigalpa auf uns zu nehmen. Nee Leute, selbst der Tourführer traut sich da nicht auf die Straße. Wir bleiben lieber am Strand, jetzt sind wir eh schon rot ;)

Randnotiz: Tee braucht hier grundsätzlich länger als Kaffee. Da dieser wohl in einem Topf nach Großmutters Geheimrezept aufgebrüht wird.

PS: Ich habe unseren 4. Kompagnon gefunden und Donatello getauft @ M. aus R.

La Isla Bonita

Erkenntnis des Tages: "Wenn man 100 Linkskurven fährt und 100 Rechtskurven, ist man umgerechnet doch nur gerade aus gefahren. Und es ist einem trotzdem schlecht." - ein Deutscher

In meiner gesamten Reiselaufbahn ist mir noch nie so schlecht gewesen. Kaum habe ich das Vehikel von Bus betreten, setzen mir auch schon Übelkeit und Kopfschmerzen zu. Ob es an der stehend heißen, trockenen Luft liegt, der kurvenreichen Berg und Tal Fahrt oder gar an den realitätsfremden Außenfassaden, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten.

Fakt ist, dass die 6-stündige Fahrt zum Karibikablegehafen so einiges zu bieten hatte. Da hätten wir z.B. den sogenannten Pinguin-Bus, welcher tatsächlich ein großer Truck ist und auf seiner hinteren Ladefläche ganze Großfamilien mit 3.-gradigem Anhang und deren Haustierrepertoire unterbringen kann. Oder aber auch am Straßenrand stationierte Armee-Quartetts, die bis unter die Zähne bewaffnet, kreuzende Rinderherden und Mango-Transporter obduzierten. Auch 3-5 Verkehrsunfälle, querliegende Tanklaster, ausgebrannte Busse und jede Menge Pepsi-Reklame, waren Teil unserer spektakulären Fahrt durch Honduras.
Im Economy-Share-Modus teilten wir Businsassen uns frisch ersteigerte Snacks und Leckereien um die Fahrt etwas zu beleben und das neu erlesene Tauschsystem zu testen.

Mit viel Tam-Tam, Sicherheitsgechecke und einer Anti-Seekrankheitstablette, legten wir um 16:30 Uhr am Hafen ab und schipperten mit kaum Übelkeitsempfinden über karibische Gewässer Richtung Rum-Eldorado "Roatan". Auf dem Weg dorthin machten die Schwedin und ich eine ganz besondere Bekanntschaft. Blauäugig wie wir waren, lehnten wir uns über Backboard und winkten, den unserem Empfinden nach Guantanamo-Laienschauspielern zu, die sich mit Handschellen bestückt, an der Reling positionierten. Ein späterer Dialog mit unseren Mitreisenden ergab allerdings, dass es sich um echte Gefangene hielt. - What??! Dabei waren wir doch drauf und dran noch ein Gruppenfoto mit den beiden Jamaikanern zu ergattern.

Im Angesicht des Sonnenuntergangs erreichten wir 'La Isla Bonita Roatan' und begaben uns unverzüglich in den "Chill-die-Basis"-Modus, um beschallt von texanischer Latinoschnulzenschlager in einem auf Holzpfählen stehendem Restaurant frische Fischspeisen aus der Karibik einzunehmen. Hummer, kokosgetränkte Shrimps und andere undefinierbare Herrlichkeiten zierten unseren Teller, welcher mit einem Piña Colada gekrönt wurde.

Tropical the island breeze
All of nature, wild and free
This is where I long to be
La isla bonita

In einem unbekannten Land...

Freunde der Elektrizität, heute Morgen wäre es beinahe um mich geschehen! Vergesst Kriminalität, Naturkatastrophen und andere Hollywoodinszenierungen - wie so oft und statistisch nachgewiesen - wäre es mal wieder der klassische Haushaltsunfall gewesen. Wunder gibt es immer wieder und nur so kann ich mir erklären heute Morgen nach Betätigen des Duschknopfes nicht direkt mit einem Stromschlag zu Grunde gerichtet geworden zu sein. Die kreative Installation von Glühbirne und Kabelmasse ragte eigentlich unübersehbar aus der Deckenwand hervor, doch ich selbst konnte diese erst nach Einnehmen der Dusche und durch Hinweis von Jenny, entsetzt in Augenschein nehmen. Dramatisiert wurde dieses elektrische Wunderwerk noch mal durch Einsetzen der Dusche aus der oberen Etage, als deren Wasser entlang unserer Duschbeleuchtung herunter floss (s. Bild 2). Postwendend befanden wir uns an der Rezeption wieder, an der wir überraschenderweise direkt ein neues Zimmer erhielten.
Im Übrigen befinden wir uns gerade im honduranischen Copan, einem Departanmentos, indem Dienstag der neue Sonntag ist und die Frühstücksgastronomie erst ab 10 Uhr vormittags in die Gänge kommt. Blöd natürlich, wenn man mit leerem Magen und dehydrierten Halstrakt seit 7:30 Uhr am Tisch sitzt und auf sein bestelltes Gut wartet. Ein Glück, dass wir noch die Mangos vom hervorgegangen Abend hatten, welche sich mit einem Allzweckgerät namens Schweizer Taschenmesser, grandios bearbeiten ließ (s. Bild 1). Irgendwann bekamen wir dann auch endlich unseren bestellten Schwarztee in Form eines Hagebuttentees (oh wie schön, das Zeug gibt's auch immer im Krankenhaus), sowie Platanos mit Bohnenbrei und einer Sourcream gereicht.
"This cream has a Stich", blieb mir nur noch zu sagen, als wir das Etablissement verließen und in Richtung Maya-Ruinen schritten. Die präkolumbische Ausgrabungsstätte ist eine der bedeutendsten Mayastädte zur Blütezeit im 8. Jhd. gewesen und kann so manches Hieroglyphenrelikt und Treppenensemble vorweisen.
Stellt sich für uns die Frage: Wie hat das eifrige Maya-Volk bei täglicher Bullenhitze ab 11 Uhr vormittags dieses massive Steinwerk dorthin manövriert? Einzige uns einleuchtende Erklärung: Die müssen nachts gearbeitet haben! Anders konnten wir 4 Flip-Flop tragenden Deutschen in Ruinenfeldern und unter den Eindrücken eines herrschaftlichen Weltvolkes stehend, dieses Meisterwerk von Tempelanlage nicht erklären. Mit gefühlten 25 Trink- und Ruhestopps durchquerten wir das Ruinenlabyrinth und begaben uns zudem auf einen historischen Naturpfad, auf dem wir noch einmal die Geschichte der Mayas durchlebten und ich mich von einer bösartigen Biene stechen ließ. Unter unermesslichen Schmerzen und Verfluchung des Bienenvolkes gab ich meiner Widersacherin zugleich einen Namen. Maya. Haha.
Am Ende unserer Zeitreise, in der wer durch dschungelartiges Gestrüpp und Kastanien belegte Pfade marschierten, erreichten wir auch die bittere Erkenntnis zum Untergang der Mayas: Übervölkerung und Missbrauch der Natur. Das einstig machtvolle und reiche Stammesvolk hat sich selbst zu Grunde gerichtet. Und so gibt uns der Naturpfad nur noch eine Weisheit mit auf den Weg, bevor wir unsere eigene Realität und Zivilisation wieder erreichen:

"Today, we can ask ourselves what we have learned from the Maya, and what message we shall leave for our grandchildren's grandchildren..."

- Nature Trail, XAX CHÉ

Muy bien!

Wie sieht's denn hier aus?!
Leute, was liegt in Guatemala ein Müll rum, das könnt ihr euch nicht vorstellen!
Hier würde so mancher Deutscher Mitbürger seine Lebensaufgabe beim Aufräumen und Kehren Guatemalas Straßenränder finden. Ein Geräusel nicht sondergleichen ist auf der fast vollständigen Fahrt nach Copan zu finden, welches jedem akribisch und ordnungsbewussten Deutschen ein absolutes Dorn im Auge gewesen wäre. Ordnung = 0!
Doch die Bewohner Guatemalas scheint das mal gar nicht zu interessieren. Das ludolfische "Haufensystem" scheint hier seine Ursprünge gefunden und sich bis in die heutige Moderne durchgesetzt zu haben. "Och goah, wie gleichgillich...!" Nein, nein, Guatemalas Straßenränder sollten zugleich aus der Enzyklopädie leidenschaftlicher Ordnungsgenies und zwanghafter Mülltrenner gelöscht werden. Die haben hier nun wirklich nichts verloren!

Die heutige 6-stündige Fahrt führte uns durch das guatemalische Hochgebirge bis hin zur Grenze Honduras, an der wir um 5$ erleichtert und einige Reisestempel bereichert wurden. Unterwegs stellte sich uns ein bahnbrechendes neues Geschäftsfeld, für länger andauernde Staus oder zeitabsitzende Baustellen, vor. Während der genervte Automobilbesitzer in seinem Fahrwagen auf ein Vorankommen der 20km Schlange vor sich wartet, kann diese nervenaufreibende, verlorene Zeit durch Verköstung oder Abhandlung des Feierabendseinkauf kompensiert werden. Gezeigt wurde uns dies auf Guatemalas Hauptverkehrsstraßen. Kaum kam unser Bus vor warnblinkleuchtenden Baustellschildern zum Stehen, da sprangen auch schon lauernde Bürger aus dem Unterholz hervor um uns per Fensteraquise mittelamerikanische Spezialitäten und tropisches Frischobst unter zu jubeln. Ich sage euch: Beim nächsten Schneechaos -Stau auf Deutschlands Autobahnen wird mir diese Geschäftsidee vielleicht noch mal Millionen einbringen.

Mit viel Bürokratie und neuer Währung überquerten wir dann schlussendlich die Grenze zu Honduras und kehrten am Abend in eine heimische Lokalität ein, die uns mit lokalen Leckereien einen Gaumenschmaus bereiteten. Zu fünft teilten wir uns ein mit Spezialitäten gefülltes Plateau und schlossen den Abend mit einem überaus gutmütig gefüllten Tequila-Gläschen ab.
Noch auf dem Rückweg ins Hotel stellten wir fest, dass man mit einem "Muy bien" und "Muchas Gracias" ganz schön weit kommt und spanische Satzbildung, sowie Grammatik völlig überbewertet sind. Ein Hoch auf die Zeichensprache und tieffallende Mangos! Das morgige Frühstück ist gerettet :)

PS: auf dieser Strecke wäre kein Taschentuch trocken geblieben @R. aus D. Och goah...

¡Arriba, abajo, al centro, y dentro!

"Wechseln Sie ihr Geld in einer sicheren und vertrauenswürdigen Institution." Allein dieser Satz hätte mich misstrauisch werden lassen müssen, als ich in der Nacht unserer Ankunft die ersten US Dollars beim 'Global Exchange Büro" gegen Guatemaltekische Quetzal eintauschte. Über den Frontdesk haben die mich gezogen und um 58 Quetzales betrogen !
Entrüstet und wutentbrannt konnten wir diesen Fauxpas allerdings erst am darauf folgenden Morgen nach Bezahlen des Frühstücks und Abgleich des Währungsrechners feststellen. "Die können was erleben..." dachte ich mir als ich zum Telefon griff und einen Beschwerdeanruf vom Allerfeinsten tätigen wollte, als mir aber plötzlich in den Sinn stürmte, dass ich über ein "Hola, como estas?" wohl nicht heraus kommen würde.
Untröstlich machten wir uns anschließend auf in die Kleinstadt Antigua, um die in 1543 erbaute, ehemalige Hauptstadt Guatemalas näher unter die Lupe zu nehmen. Im barocken Kolonialstil präsentierte sich die , seit 1970 zum Weltkulturerbe ernannte Stadt, vor unseren Füßen und lud uns ein in historisch farbenfrohe, restaurierte Straßen und Gassen, umwogen einer friedvollen und willkommenfühlenden Atmosphäre. Entlang unzähliger Museen, dutzender Kathedralen und um sich werbender guatemalischer Allerleistände, durchschritten wir Santa Catalina Arch, welches das markanteste Wahrzeichen Guatemalas, sowie Eingangstor zu mittelamerikanischer Sommerbekleidung ist. Zudem gibt es Blick auf den Vulkan "De Angua" frei, welcher schon so manche Kathedrale in Verbindung mit einem Erdbeben zum Einstürzen gebracht hat. Dazu einreihen darf sich unter anderem die im 16. Jhd. errichtete Kirche "Compaña de Jesus" und "Cathedral" - DAS katholische Mekka in Guatemala. Hiervor erstreckt sich außerdem Central Park, wo sich das 'who-is-who' Antiguas trifft um die freie Wifi-Zone ausgiebig zu nutzen.
Kutschen, kleine daher ratternde Mopeds und Armbändchenverkäufer vervollständigen das weitere Stadtbild, welches ohne Ampeln und Zebrastreifen auskommt.

Zum Abschluss des ersten Tages trafen wir uns im Hotel und mit unseren zukünftigen 15 Reisegefährten aus aller Welt ein. Hier die Fakten in der Kurzzusammenfassung:
* Ausschlafen adíos, um 8:00 Uhr anstatt ursprünglich 13:00 Uhr starten wir durch.
* Englisch, was ist das? Unsere Gastfamilie spricht ausnahmslos Spanisch, bestenfalls noch Mayan.
* Diverse Programmpunkte werden durch Tourführer Alonso-ispecial-tour ersetzt
* Uns stehen für den letzten Abend in Guatemala sage und schreibe 180 Quetzal (umgerechnet knapp 15 €) zur Verfügung. Was kostet die Welt? - Ich nehm ne kleine Cola!

Mit mittelamerikanischen Gitarrenklängen, guatemalischen Bier und einem undichten Dach in der Live Music Hall lernten wir am Tourstartabend unsere 15-köpfige Gruppe kennen, die sich aus einem bunt gemischten Europa, Französisch sprechenden Kanadiern und 3 Ozeaniern zusammen setzt. Eine lustige Truppe mit der wir sicherlich viel Spaß haben werden und jetzt schon brisante Themen wie den Eurovision Songcontest und German Championsleague Finals erörtern könnten.
Arriba - Abajo - Al Centro - Y Adeeentrooo!!! Auf eine erlebnisreiche, fantastische Tour durch Mittelamerika :)

Buenas Noches!

"Aich docht dau seist schuh öwwer alle Berje" - schallte es mir noch nach, als wir das Lahn-Dill-Bergland und heimische Gefilde verließen. Wie so oft zeigte sich der Frankfurter Flughafen als großes Labyrinth, in dem sich der United Schalter in versteckten Gängen präsentierte und uns erst mal von Pontius bis Pilat suchen ließ. Die Meter nimmt uns keiner mehr...

Die amerikanische Airline 'United' hat aufgerüstet. Sie verfügt mittlerweile nicht nur über ein gesundes und nahrhaftes Mittagsmenü (Rind, Kartoffeln, Möhren + Bohnen), sondern ist auch von Junk Food Fraß und kalorienhaltigen Zwischenmahlzeiten abgekommen. Anstatt einem Beutel Schokoriegel und fettigen Chips, werden von nun an "grüne" Produkte wie Truthahn-Vollkorn-Sandwichs und der altbewährte Kühne Senf mittelscharf, sowie ein vereinzeltes Schokocrisp serviert. Auch das Airline-Entertainment-Betriebssystem hat ein Full-Upgrade erhalten und kann fortan mit selbstdefinierbaren Playlisten und multilingualen Kinokrachern wie 'Life of Pi' und 'Cloud Atlas' glänzen.
Selbst an einem Vokabeltrainer wurde nicht gespart, welcher uns mit mit innovativen Lernmethoden unser bis dato dürftiges Spanisch Know-How näher brachte. Analog zu den umfangreichen digitalen Medien am Schirm, durften wir auch das Süddeutsche Magazin entgegen nehmen, was allerdings Formatmäßig für beengte Economy-Sitzplätze überdacht werden sollte, wenn man nicht beim Durchblättern der Zeitung beide Nachbarplätze mit einnehmen möchte.

Nach 11 Stunden Flug im Mittelgang und ohne Sicht auf die Außenwelt, landeten wir in Houston. - Freunde der Ordnung und des Systems, lasst euch eins gesagt sein: Mit Houston werden wir kein Freundschaftsband schließen! Unorganisation ist gar kein Ausdruck für das was uns auf diesem Flughafen erwartete. Man nehme 600 ankommende internationale Fluggäste, die sich lediglich im Transit befinden und nur mal eben durchreisen müssen und stelle folgender Menschenmasse 4 von 21 verfügbaren Sicherheitcheckupplätzen zur Verfügung und fertige diese im Schildkrötenmodus ab. - War doch völlig utopisch den Anschlussflug unter solchen Umständen rechtzeitig zu bekommen!
Nur durch mehrfaches Vordrängeln und einen 400m Sprint Richtung Gate, konnten wir das Flugzeug nach Guatemala City gerade noch vor Abheben erreichen.

90% der Mitinsassen waren übrigens Voläntere und weitere 8% Angehörige von Freiwilligenarbeitern. Alles klar Leute - Willkommen im Entwicklungsland!
Doch wir wurden am Zielort mal wieder eines besseren belehrt und mussten bereits wenige Minuten und zurück gelegte Kilometer später auf Guatemalas ausgebauten Straßen feststellen, dass auch in diesem Land die Amerikanisierung erfolgreich abgeschlossen wurde. Der Weg zu unserem endgültigen Ziel Antigua, sah ungelogen folgendermaßen aus:
Tankstelle - McDonalds - Tankstelle- Tankstelle - Tankstelle - McDonalds - Tankstelle - Tankstelle - Burger King - Tankstelle - Tankstelle - Domnino's Pizza - Tankstelle - Tankstelle - Tankstelle.

Öl und Fast Food - von mehr kann ich euch zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht über Guatemala berichten. Und wenn das Hotel nicht im mittelamerikanischen Flair und einer wüstenfarbigen Außenfassade erscheinen würde, müsste ich gar zweifeln im richtigen Land gelandet zu sein. Morgen werde ich mehr erzählen können - ein Hoch auf das gut ausgebaute Wifi-Netz!

Ich bin raus!

 Auf den allerletzten Drücker konnte ich am Vorabend unserer großen Reise das Schweizer Armee Messer "Huntsman klassisch" ausfindig machen, welches sich gut getarnt zwischen Reiseapotheke und dem Spanisch Jubiläumsband versteckt hatte. Ob mich dieses Allzweckgerät jedoch sicher durch Zentralamerika führen wird oder ob ein guerillanisches Buschmesser das effektivere Objekt der Wahl gewesen wäre, wird sich wohl erst vor Ort zeigen.


Guatemala, Honduras, Nicaragua und Costa Rica - hört sich mehr nach einer ZDF-Neo-Dokumentation zum Thema Drogenhandel an, ist aber tatsächlich die Route, welche wir in den kommenden 3 Wochen auf uns nehmen werden. Mit einem sportlichen Zwischenstopp von einer Stunde in Houston, Texas, wird uns die verschmähte Airline United in die Hauptstadt Guatemalas befördern. Von dort aus geht es dann weiter in den Nachbarstaat Honduras, der  mit Maya-Ruinen, karibischen Inseln und einer unaussprechlichen Hauptstadt namens Tegucigalpa um sich wirbt. Explosiv wird es im angrenzenden Nicaragua, wo passive sowie aktive Vulkane auf Besucherströme warten. Die exotische Note während der 17-tägigen Tour setzt zum Abschluss Costa Rica, welches mit Dschungelabenteuern und Adrenalin-Kicks die Tourismustrommel rührt. In San Jose heißt es dann noch mal 3 Tage regenerieren und abchillen, bevor es wieder zurück in die die Heimat geht.

Freunde, auf bald! Und um es in der Werbesprache einer Outdoorbkleidungsfirma zu sagen:

An alle Steuerhinterzieher und Schweizer-Konten-Besitzer, Royalfamilienmitglieder und Wahlkämpfer, an alle Virtualisierungsspezialisten und Social-Media-Designer, an alle Championsleague-Sieger und Tabellenführer, an all euch Milchmix-Liebhaber, feine-Welt-Genießer, Hauswandverputzer und Heimatverteitiger - macht erst mal ohne mich weiter - ich bin raus!