Finished!



Die Verkäuferin für Tabakwaren schleuderte mir ein kurz angebundenes "Finished" entgegen, als ich nach einer vereinzelten internationalen Briefmarke fragte.

Somit lautet das Resume der vergangenen Tage folgendermaßen:

Fakt ist, dass...

1. ...drei Tage Mailand völlig ausgereicht hätten, wir aber nun mal 4 gebucht hatten.

2. ...es in Mailand keine italienischen Kräuter zu kaufen gibt.

3. ...die Wasserqualität zu wünschen übrig lässt. (wie man es an den Haaren merkt!)

4. ...die Postangestellten genauso lahm und unfreundlich sind wie in Deutschland.

5. ...wir unsere Fließjacke hätten zu Hause liegen lassen können.

6. ...Becks so gut gegessen hat wie schon lange nicht mehr.

7. ... ich von oben bis unten von Mosquitos verstochen bin und wie das Sams aussehe!

8. ...wir schon nach dem ersten Tag nicht mehr auf den Verkehr beim Überqueren der Kreuzungen geachtet haben und uns bis heute die Funktion der Zebrastreifen in Italien unklar bleibt.

9. ...man in Mailand auch viel Schrott kaufen kann.

10. ...6 Stunden Aufenthalt am Flughafen defintiv zu lang sind.


Als Abschiedsgeschenk servierte uns Mailand ein Blitzgewitter von ganz unglamouröser Art.
Wir schauten aus dem Hostelfenster und erblickten 4 gestreifte Marktbuden. In der Hoffnung dort nun endlich die italienischen Kräuter & Olivenöl zu erwerben, stürmten wir in kurzen Hosen und Flip Flops in diese Richtung. Doch wieder nichts! Außer 2 Weintrauben konnten wir keinen Erfolg verbuchen. - Schlimmer noch: Auf dem Weg zurück ins Hostel schlitterte Becks über nasse Treppenstufen ins Ungewisse. Wie gut, dass wir doch einigermaßen fit sind. Bevor wir die Reise zum Flughafen fortsetzen konnten, blieb uns nur eine Zwangspause auf Pflastersteinen übrig, da wir wohlweißlich den Regenschirm zu Hause haben liegen lassen.

Nachdem sich die Wetterlage von Sturmregen zu diesig gewendet hatte, traten wir den letzten Weg an. Noch einmal ließen uns unsere geographischen Kenntnisse zwischen Piazza Fontana und San Babila im Stich, bis wir schlussendlich im Express Bus Richtung Airport "Linate" saßen. Zügig ließen wir die Stadt hinter uns. - Nein, hier müssen wir nicht noch mal hin."
"Was hälst du davon nächstes Jahr im Schlussverkauf noch mal nach Mailand zu jetten?" - "Gute Idee, das machen wir!"

Nach unserem 6-stündigem Flughafen-Aufenthalt erwartete uns dann auch noch ein Flug durch Gewitter mit Turbulenzen vom Allerfeinsten. Doch Thomas hatte alles im Griff. Er landete wie auf Butter am Frankfurter Heimatflughafen. Und die deutsche Ordnung schlug uns entgegen.
Menschen mit Warnwesten auf dem Rollfeld, saubere & gepflegte Toiletten, sowie die guten alten Villeroy&Boch Badamaturen. Daheim weiß man doch was man hat!

Ein Hoch auf die deutsche Ordnung!

see you soon,
juli & becks :o)

Bella Italia!

Ein neuer Tag in Mailand: Heute ist Shop...aehhh Sightseeing angesagt.
Auch der wuetende Platzregen konnte uns nicht von kultureller Weiterbildung abhalten. Lediglich die Diskussion ueber das geeignete Schuhwerk warf uns in unserem Zeitpan etwas zurueck. Fazit: Mailand wird auch durch Regen nicht sauberer - also: geschlossene Schuhe!

Mit Bus und Bahn (ein Hoch auf das italienische Ticketsystem!) hiess der erste Stopp Castello Milano. Enttaeuschend blickten wir auf den mit Gras bewachsenen Burggraben "Wo ist denn hier das Wasser??" - "Das ist ja langweilig!". "Schau mal - da drueben gibt's Handtaschen!" Nachdem wir das Schloss in windes Eile abgehandelt hatten, konnten wir uns wieder DEN Dingen in Milan zuwenden. Feilschen am Firlefanzstand.

Zwischendrin doch noch ein wenig Kultur. Schlendern durch den nahegelegenen Park (Parco Sempione) bis hin zum "Arco della Pace". Vergleichbar mit dem Brandenburger Tor...nur ein wenig chilliger und super geeignet fuer Fotosessions.

Dann ging es ausnahmsweise einmal ohne Unterbrechung zum naechsten Kulturhighlight: Der Mailaender Dom. Was uns hier erwartete, damit haetten wir nicht gerechnet. Die Einlasskriterien sind rigoroser als in jedem Szene-Club. Die aufgefuehrten Verbote wurden von uns zu 90% erfuellt: Kurze Hose, kurzer Rock, aermelloses Top, Kamera, Handy, Gepaeck und Sprechverbot. Zum Glueck hatten wir die Flip Flops daheim gelassen und wurden nur wegen Becks Oberteil anbelangt. Dieses konnten wir jedoch schnell mit dem noch umzutauschenden T-Shirt uebertuenschen. - Ist doch egal, ob da en Preisschild dran haengt!

Perfekte Ueberleitung "One thing is for sure, you can change without a Kassenbon" :o) Das waere in good old Germany niemals moeglich gewesen. Ohne Vorlage eines Kaufbeleges haetten unsere akribischen deutschen Geschaeftsleute unter keinen Umstaenden mit uns verhandelt. - Bella Italia!

Nun aber zum Showdown:
Nachdem wir uns wieder einmal von einem 8-stoeckigen Kaufhaus haben blenden lassen, beschlossen wir, dass so ein Eis in Italien doch am besten schmeckt.
Waehrend ich (juli) meine Bestellung aufgab, lernte Becks Ali aus Indien kennen. Er schlug ihr ein schleimiges "You are beautiful" an den Kopf und Becks konterte knueppelhart mit "I know!". Im folgenden Gespraechsabschnitt versuchte er um die weitere Abendplanung zu feilschen. Nachdem ich endlich mein 2,50 € Eis in den Haenden hielt, gesellte ich mich zu der lustigen Runde. Ohne zu zoegern beendete ich die Diskussion mit einem knappen "We have other plans. Ciao!"
Hastig stuermten wir davon, denn merke: Mit den Indern ist nicht gut Kirschen essen.

Da wir aus finanziellen Gruenden auch diesen Abend mit Reste von Spaghetti Bolognese ausklingen lassen mussten...aeh...wollten, fuehrte unser Weg noch einmal zu unserem lieb gewonnenen BILLA-Supermarkt. Aber auch hier wurden wir heute enttaeuscht. Ausnahmsweise hatten heute mal 3 Cassas geoeffnet, wo sich gestern noch die Schlange bis zum Frischfleisch tuermte. Aber man muss im Leben Abstriche machen. Schnippig und ohne Worte  pfefferte uns die neue Angestellte "Stefanie" unser Rueckgeld auf den Frontdesk. Auf die vorsichtige Frage nach einer duennen gelben Plastiktuete, flog uns ein grimmiges "20-Cent" entgegen. - Komisch, gestern gab's die noch fuer lau.

Fakt des Tages: Es ist wie ueberall. Aussen hui - innen pfui!

Cassa, Cassa!

Heute morgen kam die direkte Retourkutsche von unserem gestrigen Spaeteinfall ins Hostelzimmer. Dass wir gestern die letzten im Bett waren, liessen uns unsere Zimmergenossinen deutlich spueren. Am eindringlichsten war das 2-stuendige Rumgeraeusel der Japanerin. Mit Ringen untern den Augen und voellig zerstochenen Beinen (wie immer nur ich, juli) erblickten wir das Tageslicht.
Nein, geschlafen hatten wir wahrhaftig nicht gut. Gedankliche Notiz: Heut Abend Ventilator uffroppen!

Nichts desto trotz war unser Plan fuer den heutigen Tag klar: Shoppen!
Im neuen mailaendischen Look begaben wir uns unters Volk um die Modeszene mit unserem nicht vorhandenem Geld zu begluecken. Ein aeusserst schwieriges Unterfangen bei dem Hindernisparcoure und Stolperfallen die Sache deutlich erschwerten. Hier ein kurzer Dank an die Touristeninformation, die uns mit einem Plakatgrossen Stadtplan ausruestete und wertvolle Informationen mit auf den Weg gab.

So lernten wir auch endlich oeffentliche Verkehrsmittel kennen. Kommentar Becks "Warum sind wir eigentlich bisher immer gelaufen?" und schaut mitfuehlend auf meine mit Druckstellenpflaster uebersaehten Fuesse.

Und dann erreichten wir Buenos Aires - eine 2km lange Einkaufsstrasse, die auch von Strassenhaendlern bevoelkert wurde. "Was verkaeft ies do hinne dann?", als Becks den neonleuchtenden Stand mit viel Bling Bling erspaehte. Doch wir liessen uns nicht beirren - zu oft wurden wir in den 2 Tagen schon ueber den Tisch gezogen. Hier bleibt jedoch zu erwaehnen , dass Juli es am ersten Tag bereits schaffte ein Armband (echt Leder natuerlich!) von 8 auf 5 Euro runter zu handeln.
Postwendend wurden wir dafuer heute bestraft. Ehe wir uns versahen hatten uns zwei dunkelhaeutige Mitbuerger ein Baendchen um den Arm manoevriert (angeblich for free), letzendlich hatten wir jeder noch ein Ersatzbaendchen fuer unseren Boyfriend und 6 Euro am Bein. Man goennt sich ja sonst nichts!

Eigentlich hatten wir ja aus dem guten Marco Polo Reisefuehrer gelernt: Wenn irgendwo was trinken, dann nur als Take-away. Doch da es in Mailand an von-Volksbank-gesponserten-Sitzbaenken mangelt, bleibt einem manchmal nichts anderes uebrig, als in ein Cafe einzukehren. Die zwei Cola schlugen mit 9 Euro zu Buche, was mal wieder ein riesiges Loch in unsere Portokasse riss. Keine Angst Leute, wir werden unser Geld schon los!

Mit gefuehlten 150-Kilo Gepaeck (12 Einkaufstaschen aus unterschiedlichen Laeden), begaben wir uns zurueck Richtung Hostel. Vom schlechten Gewissen gepraegt, beschlossen wir uns heute Abend selbst zu verpflegen. Mit Spaghetti Bolognese und Hasenfutter-Salat liessen wir den Tag ausklingen. - Wie gut, dass es wenigstens noch geschmolzene Kinderschokolade gibt!

Fakt des Tages: Morgen werden die Shopping-Plazas umgangen und sich auf Sightseeing-Tour begeben. Nachkommentar Becks: "Ich muss aber noch das Teil hier umtauschen," "Ah ja, dann kann ich doch auch noch mal kurz bei den schoenen T-Shirts da unten gucken" - juli

Scusi?

"Was isn' das fuer ne laeppische Butterstulle?" bemerkte Becks neben mir, als wir unseren Snack fuer den Flug gereicht bekamen.

Kaum hatten wir das Malzkornbrot mit Gruenlaender Kaese verspeist, steuerten wir auch schon die Landebahn Mailands ("Linate") an. Keine 50min dauerte der Flug mit der guten alten Lufthansa. Als special effect wurde uns dafuer noch ein Aufschlag vom Allerfeinsten geboten. Ne ne, Andreas, das war ne ueble Bruchlandung von der ganz besonderen Sorte.

Nachdem wir den Bus - oh Wunder - sofort gefunden hatten und direkt ohne Umweg mit 1x Umsteigen unser Hostel erreichten, wurden wir erst mal vor die Tuer gesetzt. SIESTA heisst es von 12:00 bis 14:30 Uhr! Da wird die deutsche Tugend namens Puenktlichkeit auch noch bestraft. Becks und ich wissen doch genau warum wir davon nichts halten...

Na dann erst mal Lage checken. Mit langen Jeans (Erinnerung: es sind 31 C°) durchstreiften wir geschlossene Geschaeftsstrassen und Taubenbevoelkerte Parks um die Stunde zu erschlagen. Dann endlich Einchecken: Das Hostel ist sauber, wir haben ein ordentliches Bad und auf unserem Zimmer befindet sich eine weitere Deutsche, die gerade roemische Architektur studiert. Spannend...!

"Es wird kein Schrott gekauft!"
Mit diesem guten Vorsatz machten wir uns auf in Richtung Innenstadt. Natuerlich zu Fuss, denn wir sind ja schliesslich sportlich Aktive ;-) Nicht all zu lange spaeter konnten wir uns auf der Plaza wiederfinden. Wahnsinn! Neben 3 Millionen Tauben praesentierte sich auch noch der Mailaender Dom. Wat ein Werk! Vielleicht gehen wir da mal rein...

Doch erst mal in die Shoppingmalls! Leute hier ist "SALDI" (ich liebe dieses Wort!). Uberall die schoenen roten Schilder "SALDI, SALDI". Ja, hier sind wir richtig :)
Einige Stunden spaeter wurde es dann Zeit fuer eine Abkuehling. "Lass uns da vorne zu dem Eiswagen gehen!" Becks spurtet schnurr stracks auf die Leckereien zu und konfrontiert den Eisverkaeufer mit einem knallharten "Vanille mit Erdbeer". (Erinnerung: wir sprechen hier Italienisch, bestenfalls Englisch ;-))

Zurueck in den Designerschuppen werden wir nur so mit Markennamen erschlagen: Lacoste, Prada, Versace, Polo Jeans, Tommy Hilfiger und AJ.
"AJ, das scheint ne gute Marke zu sein, die gibt's auch im OTTO-Katalog" rufe ich Becks zu. "Nee Juli, Armani Jeans gibt's net bei OTTO." - "Ach so, dann muss es AJC gewesen sein...;-)"

Zum Schluss wollten wir noch schnell in einen Supermarkt um fuer die Verkoestigung der naechsten Tage zu sorgen. Man schickte uns von Pontius zu Pilatus und erreichten voellig ausgetrocknet "BILLA" - das italienische Gegenstueck zu Edeka. - Voll die Touri-Falle! Im oberen Stockwerk wurden Billig-Broetchen und zerfletterter Salat verkauft. Erst durch ein Hintertreppchen konnten wir uns den Weg zu preiswerten Lebensmitteln bahnen. Nicht mit uns Freunde!

Und merkt euch eins: Flip Flops sind fuer Shopping-Touren ungeeignet. "Ich zieh die jetzt aus!" gab ich heulend von mir und Becks zog aus Solidaritaet nach. "Auf den Platten laeufts sich eigentlich ganz gut."
Nachdem wir unsere Fuesse vom Schmutze Mailands befreit hatten (denn hier ist es echt nicht sauber!), liessen wir den Abend mit einer super leckeren Pizza Calabrese ausklingen.

Fakt des Tages: Wir haben viel zu wenig Geld eingepackt und haetten im Prinzip heute schon mit vollgepackten Taschen abreisen koennen!
Ein Hoch auf den SALDI :)